Unerwartet schwache Arbeitsmarktdaten unterbrachen am Freitag die bis dahin eindrucksvolle Sommerrallye, die beim Dow Jones und S&P 500 Index am 15. Juni begann und beim Freiverkehrsmarkt (NASDAQ) zwei Tage später einsetzte. Bis zum Donnerstag betrug das Plus beim Dow Jones und S&P 500 rund 7%, während der Nasdaq sogar fast 10% zulegte. Trotz der Indexverluste am Freitag konnte Wall Street ein Wochenplus verteidigen. Der Dax verfehlte in Frankfurt dies jedoch knapp. Der Tagessieger (grüner Pfeil) war das Gold, das sich vom Minus der Vorwoche wieder deutlich erholen konnte. Der Ölpreis kam wegen der Arbeitsmarktdaten unter Verkaufsdruck und stellte beim Texas Öl (roter Pfeil) am Freitag das Schlusslicht dar.
Seit einigen Monaten ist die enge Korrelation zwischen Texas-Öl und Nordsee-Öl (Brent) aufgehoben. Der Texas-Ölpreis (WTI) reflektiert nur noch die einheimische US-Nachfrage, während das Nordsee-Öl (Brent) jetzt die internationale Angebot und Nachfrage Situation widerspiegelt. Daher wird in der obigen Tabelle in Zukunft der Brent-Preis hinzugefügt. Der bisherige Jahressieger mit einem Plus von fast 25% ist Brent-Öl (grüner Pfeil), während Texas-Öl mit lediglich Plus 5,3% der Verlierer ist. Auf Wochenbasis nahm das Silber den ersten Rang ein (grüner Pfeil); der Euro wurde dagegen wegen der fortdauernden Finanzkrise im Euro-Raum zum Verlierer (roter Pfeil).
Am Montag beginnt die Gewinnsaison, die traditionell vom Aluminium-Produzenten Alcoa eingeleitet wird. Während sich die Gewinne im zweiten Quartal allgemein weiterhin verbessert haben werden, kommt es entscheidend auf die weitere Einschätzung der Unternehmen an, um die Sommerrallye fortzusetzen. Die Höchststände vom April können dabei im Juli wieder erreicht und sogar noch etwas überschritten werden. August und September dürften dagegen etwas schwieriger werden.
Die Arbeitsmarkdaten für Juni lagen deutlich unter den Erwartungen. Hatte man allgemein mit über 100.000 neuen Arbeitsplätzen gerechnet, so waren es tatsächlich lediglich 18.000 und gleichzeitig wurden die beiden Vormonate noch um 44.000 nach unten revidiert. Dies kommt quasi einem Stillstand gleich (zwei hell-grüne Pfeile). Zwar wurden in der Privatwirtschaft im Juni immer noch 57.000 Arbeitsplätze nach 73.000 im Mai geschaffen, jedoch kam es im öffentlichen Dienst zu Entlassungen in Höhe von 39.000 im Juni und 48.000 im Mai. Die Arbeitslosenrate stieg auf 9,2%. Dies ist ein deutlicher Warnschuss für Präsident Obamas Wiederwahl-Ambitionen im November nächsten Jahres.
Während der Rezession von 2008/2009 kam es zu einer enormen Entlassungswelle (linke rote Schattierung), die nur drei Monate unterbrochen wurden (dunkelblauer Pfeil) aufgrund von temporären Einstellungen im öffentlichen Dienst wegen der Volkszählung im Frühjahr 2010. Die anschließenden Entlassungen erzeugten wieder negative Zahlen (roter Pfeil), bevor ab September 2010 die Erholung am Arbeitsmarkt einsetzte. Der Arbeitsmarkt wird auch in den kommenden Monaten eine Belastung für das US-Wirtschaftswachstum bleiben. Zu einer erneuten Rezession wird es jedoch nicht kommen.
Der Euro bewegt sich zum US-Dollar seit drei Monaten in einem fallenden Trendkanal (rote Linie). Die Unterstützung liegt bei $1,41 (grüne Linie). Der schwarze und rote Kreis zeigen erfolglose Ausbrüche an. Meine Strategie bleibt unverändert. Der $ ist kaufenswert zwischen $1,42 bis $1,49 zum Euro, während der Euro erst unter $1,30 bis $1,20 attraktiv ist. Zur Zeit ist der $ attraktiv.
Der Goldpreis bewegt sich seit knapp drei Monaten in einer für Händler interessanten Bandbreite von $1.480 (blaue Linie) und $1.550 (rote Linie). Mein Kaufniveau von $1.425 wurde seit April nicht mehr gesehen. Ich bin weiterhin geduldig. Im Goldsektor bleiben Nemont Mining (NEM - $55) und Freeport McMoRan Copper&Gold (FCX - $55) meine Favoriten. Das Kaufniveau liegtbei beiden Titeln zwischen $47 und $52.
Seit zwei Jahren bewegt sich der Goldpreis in einem Aufwärtstrend (rote und blaue Linie), der nur einmal kurzfristig nach oben (hell-blauer Kreis) und unten (weißer Kreis) durchbrochen wurde gefolgt jeweils von einer deutlichen Gegenreaktion. Ginge dieser Aufwärtstrend in gleicher Form weiter, so würde der Feinunzen-Preis am Ende dieses Jahrzehnts über $13.000 liegen, was ich für vollkommen unrealistisch halte. $1.600 bleibt meine Prognose für den Goldpreis am Jahresende.
Die folgenden Interviews liegen zwar schon einige Monate zurück, sind aber aus der Retrospektive vielleicht doch von Interesse. Zum Abspielen einfach auf den jeweiligen Link ((blaue Schrift) klicken
Interview N24 vom 19. März 2011
http://www.n24.de/news/newsitem_6741043.html?id=1092225&autoplay=true
Interview N24 vom 27. Januar 2011
http://www.n24.de/news/newsitem_6620315.html?id=1049072&autoplay=true
Weitere Einschätzungen und Empfehlungen auf der Hotline. Der nächste Blog erscheint am Montag, den 18. Juli.
© 2011 Heiko Thieme