Die politisch indizierte Baisse hat ihre Tiefststände noch nicht ganz erreicht! Im September werden Börsianer nochmals einen 'Stresstest' erleben. Ein ähnlich hohes Minus wie im August wird es jedoch beim DAX (roter Pfeil) nicht geben. Der Dow Jones kann dagegen nochmals deutlich unter die 11.000-Marke fallen; ein Unterschreiten der 10.000-Marke schließe ich allerdings aus.
Die im März 2009 begonnene Hausse erreichte an Wall Street ihren Höhepunkt Ende April (blauer Pfeil); beim DAX war es der 2. Mai. Der Dow Jones war innerhalb von knapp 26 Monaten um 96% gestiegen; der DAX legte sogar 105% zu. Nach der anschließenden Seitwärtsbewegung bis Ende Juli (roter Kreis) begann ein politisch initiierter globaler Kurseinbruch. Der DAX verlor innerhalb von nur sechs Wochen glatte 30% (roter Pfeil) und weist damit eine ausgeprägte Baisse auf. Der Dow Jones dagegen kam bisher 'nur' auf ein Minus von 16% Anfang August, was den Mindestverlust einer Baisse von 20% nicht ganz erfüllt hat. Aktuell liegt das Minus sogar 'nur' bei 12% (violetter Pfeil). Die nächsten Tage werden allerdings nochmals einen Verkaufsdruck erzeugen, der den Dow erneut deutlich unter die 11.000-Marke drücken wird.
Der Edelmetallsektor hat sich von seiner Korrektur (überraschend) schnell wieder erholt und versucht nun die $2.000-Marke beim Gold zu erreichen; beim Silber steht das $50-Niveau wieder im Raum. Beides sind emotionell getriebene Ziele und (für mich) rationell kaum erklärbar. Wenn schon ein Edelmetall als Anlage, dann lieber Platin, das zur Zeit niedriger als Gold notiert. In der Vergangenheit wurde Platin meist zu einer Prämie von bis zu 50% zum Gold gehandelt! Der durchschnittliche Platinpreis lag in den vergangenen 5 Jahren zwischen $1.400 und $1.600 pro Feinunze (gelbe Schattierung). Das bisherige Rekordhoch (grüner Pfeil) von $2.252 und der fünfjährige Tiefstand (roter Pfeil) von $774 bedeuteten einen Preisverfall von rund 65% innerhalb von 8 Monaten! Seit Oktober 2008 (roter Pfeil) ist Platin über 140% gestiegen, liegt aber immer noch rund 16% unter seinem Höchststand von März 2008.
Der durchschnittliche Goldpreis in den vergangenen fünf Jahren liegt zwischen $1.000 und $1.200 (gelbe Schattierung). Der Preisverfall von März 2008 (grüner Pfeil) bis Oktober 2008 (roter Pfeil) betrug rund 30% und wurde bereits innerhalb von fünf Monaten (hellblauer Pfeil) wieder aufgeholt. Nach knapp einem Jahr (blauer Pfeil) setzte ein eindrucksvoller Aufwärtstrend ein, der im August diesen Jahres (schwarzer Pfeil) das Rekordhoch von $1.918 erreichte. Dies war ein Anstieg von 140% innerhalb von knapp drei Jahren (34 Monate).
Das ernüchternde Wahlergebnis in Mecklenburg-Vorpommern besiegelt das politische Aus für Guido Westerwelle. Je schneller er von seinem Posten als Außenminister zurücktritt, um so besser für die FDP und auch Deutschland! Nach den nächsten Bundestagswahlen im Herbst 2013 wird die FDP nicht mehr in der Regierung sein. Der notwendige Erneuerungprozess innerhalb der FDP wird Jahre dauern; es fehlen politische Führungspersönlichkeiten.
Auch für Bundeskanzlerin Angela Merkel war diese Wahl eine deutliche Schlappe. Ihre Chancen, nach 2013 weiterhin im Amt zu bleiben, sind damit deutlich geschrumpft. Das amerikanische Wirtschaftsmagazin hat Frau Merkel zur mächtigsten Frau der Welt erklärt. Leider nutzt sie ihre Macht zu wenig und regiert stattdessen mit Kompromissen und Unentschlossenheit. Ihr Zögern in der Griechenlandfrage kostet bereits einen dreistelligen Milliardenbetrag. Allerdings muss man auch konzedieren, dass kein Politiker auf die derzeitige Finanzkrise vorbereitet war, da es sich hier um ein absolutes Neuland handelt.
Das Wahlergebnis kann durch Anklicken der nächsten Zeile im Detail gesehen werden
http://www.spiegel.de/flash/flash-26879.html
Die Arbeitslosenrate bleibt weiterhin über der neun Prozent-Marke (rote Linie) und kann somit zur Achillesferse für Obama's Wiederwahl im November nächsten Jahres werden. Rechnet man zur aktuellen Rate von 9,1% noch die Halbtagsbeschäftigten und desillusionierten Personen hinzu, so liegt die eigentliche Arbeitslosenrate sogar bei rund 16%! Allerdings konzentriert sich die Arbeitslosenrate primär auf ungelernte Arbeitssuchende, die kein Studium (Bachelor oder Master) absolviert haben und teilweise auch keinen vollständigen Schulabschluss aufweisen. In dieser Gruppe liegt die Arbeitslosenrate teilweise bei 25% oder sogar noch höher bei der farbigen Bevölkerung.
In seiner Rede vor dem Kongress am Donnerstag wird Präsident Obama wenig Neues zur Arbeitsmarktbeschaffung vorschlagen. Daher wird Wall Street kaum Beifall spenden und den Verkaufsdruck aufrechterhalten. Somit kann die Arbeitslosenrate zur Achillesferse für Obama's Wiederwahl im November nächsten Jahres werden. Bei seinem Amtsantritt im Januar 2009 (grüner Pfeil) lag die Arbeitslosenrate bei 7,6% (grüne Linie). Innerhalb von drei Monaten stieg sie auf die neun Prozent-Marke.
Das Verbrauchervertrauen ist seit seinem Höchststand (grüner Pfeil) zu Jahresbeginn vollkommen eingebrochen! Es fiel im August auf das Niveau vom April 2009 (roter Pfeil) zurück, als Amerika sich noch in einer Rezession (rote Schattierung) befand. Die anschließende Erholung (grüne Schattierung) brachte bisher nur ein unterdurchschnittliches Wachstum. Der Vertrauensverlust beruht einerseits auf der hohen Arbeitslosenrate und andererseits auf der politischen Desillusion, dass mit keinem entscheidenen Wechsel in naher Zukunft zu rechnen ist. Die beiden politischen Parteien sind tief miteinander zerstritten und lassen keine Kompromissbereitschaft erkennen.
© 2011 Heiko Thieme