Auch in der letzten Woche zeigten sich die Märkte hochnervös. So fiel, angeheizt von Griechenland-Pleite-Szenarien, sogar kurz die Marke von 5.000 Punkten im DAX. Mit einem neuen Jahrestief von 4.965 Punkten summierten sich die maximalen Verluste vom Mai-Hoch bei 7.600 Zählern auf rund -35 %. Damit wurden allein in den vergangenen rund 6 Wochen (!) ganze zwei Jahre Kursanstieg wieder ausradiert! Auf dem Niveau um 5.000 Zähler sollte nun eine Stabilisierung erfolgen, wenn nicht weitere Hiobsbotschaften und Panikverkäufe die Märkte erschüttern. Aktuell notiert der DAX leicht erholt bei rund 5.200 Punkten.
Die Staatsschuldenkrise führt mittlerweile dazu, dass sich - ähnlich wie 2008 - Banken in Europa immer weniger gegenseitig trauen. Sie parken lieber überschüssige Mittel bei der Europäischen Zentralbank (EZB), als dass sie es beispielsweise zu höheren Zinsen Wettbewerbern über den Geldmarkt zur Verfügung stellen würden. Die Einlagenfazilität der EZB, in die Banken nicht benötigte Liquidität kurze Zeit einstellen, erreichte am Montag mit 198 Mrd. Euro ein neues Jahreshoch (siehe Chart) und damit fast genauso viel wie im Herbst 2008.
Dabei nehmen die Banken sogar einen Zinsverlust in Kauf, denn die Einlagenfazilität verzinst die EZB nur mit 0,75 %. Dagegen haben sich die Banken den Grossteil der Mittel bei der Notenbank zuvor zum doppelt so hohen Leitzins von 1,5 % geborgt. Ursache für die übergrosse Vorsicht bei den Banken sind möglicherweise Überlegungen, dass beispielsweise im Falle einer Griechenland-Insolvenz nicht alle Mitbewerber mit genügend Liquidität und Eigenkapital ausgestattet sein könnten, um grössere Turbulenzen an den Finanzmärkten durch zu stehen.
Hoffnung macht den Anlegern am gestrigen Dienstag die Ankündigung, dass Griechenlands Ministerpräsident Giorgos Papandreou, Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy und Bundeskanzlerin Angela Merkel am heutigen Mittwoch über die Schuldenkrise des südeuropäischen Landes telefonisch beraten wollen. Dabei dürften Merkel und Sarkozy auf die Umsetzung der von Athen versprochenen Reformen drängen, sodass die nächste Tranche der Finanzhilfen ausgezahlt werden kann. Eine geordnete Insolvenz Griechenlands, wie sie zuletzt von deutschen Politikern offen diskutiert wurde, soll offensichtlich nach wie vor unbedingt vermieden werden. Das macht auch Sinn, denn es gibt keine 'geordnete' Staatspleite, wie viele Beispiele zeigen.
Das Gerücht, demnach der chinesische Staatsfonds zum Aufkauf italienischer Staatsanleihen bereit ist, erwies sich hingegen als falsch. Das ebenfalls wegen hoher Schulden in der Klemme steckende Italien kann demnach nicht auf Hilfe aus China hoffen, sondern allenfalls auf eine Beteiligung der Chinesen an italienischen Unternehmen. Einen interessanten Überblick über die aktuelle Entwicklungen in allen Euro-Krisen-Staaten bietet dieser Artikel der 'Financial Times Deutschland'.
Der am stärksten vom jüngsten Börseneinbruch betroffene DAX-Wert ist die Commerzbank-Aktie. Die Sorgen um die griechische Staatsverschuldung sowie um die Zukunft der französischen Banken sorgten bei der deutschen Nummer 2 im Bankgeschäft zuletzt für horrende Kursverluste. Die Papiere des Frankfurter Finanzinstituts verloren allein im laufenden Jahr bereits mehr als -65 % an Wert. Am gestrigen Dienstag erreichte der Kurs mit 1,465 Euro ein neues Allzeittief. Die Marktkapitalisierung des Unternehmens liegt beim aktuellen Kurs von 1,59 Euro mit aktuell ca. 8,1 Mrd. Euro sogar noch unter dem Betrag von 8,25 Mrd. Euro der zuletzt durch eine massive Kapitalerhöhung zu 2,18 Euro in die Kassen des Unternehmens gespült wurde.
Trotzdem lässt sich der fundamentale Wert des Unternehmens derzeit kaum seriös beurteilen. Banken-Analyst Matthias Engelmayer von Independent Research geht laut 'boerse.ARD.de' in seiner aktuellen Analyse davon aus, dass die Bank über ein Staatsanleiheportfolio knapp 100 Mrd. Euro verfügt. 'Bei einer Verschärfung der europäischen Schuldenkrise beziehungsweise einer schwächeren Wirtschaftsentwicklung ist die Commerzbank im Branchenvergleich stärker betroffen', so der Experte.
Bei der Commerzbank-Aktie, die noch vor einem halben Jahr bei ca. 5 Euro notierte, zeigt sich wieder einmal, wie fatal es sein kann, in ein fallendes Messer zu greifen, falls man dabei auf Stopp-Loss-Limits verzichtet! Auch ein vermeintlich stabiler DAX-WertBlue-Chip kann auf einen Bruchteil seines ursprünglichen Wertes fallen, wie nicht nur die Commerzbank, sondern in den vergangenen Jahren auch Hypo Real Estate und Infineon bewiesen haben.
Am negativen Chartbild des Deutschen Aktienindexes hat sich in der vergangenen Woche kaum etwas verändert. Betrachten wir in dieser Ausgabe nun einen etwas kürzeren Zeithorizont. Im Tageschart ist gut zu erkennen, dass sich nach den extremen Kursverlusten von Anfang August ein neuer Abwärtstrendkanal etabliert hat (schwarze Linien). Daneben gibt es eine abwärtsgerichtete Trendlinie (violett), die quasi als erste Hürde bei ca. 5.350 Punkten auf eine mögliche Gegenbewegung wartet. Ein Überschreiten dieser Marke wäre ein erster Hoffnungsschimmer für die Bullen, sodass als nächstes die obere Linie des Trendkanals bei ca. 5.600 Punkten in den Blickpunkt rücken könnte. Das Zwischenhoch von Ende August bei ca. 5.870 Punkten stellt einen weiteren wichtigen, aber noch recht weit entfernten, Widerstand dar.
Nach unten sollte das Level um die psychologisch wichtige 5.000 Punkte-Marke (+/- 50 Punkte) vorübergehend für ordentlich Unterstützung sorgen, knapp darunter verläuft die untere Linie des aktuellen Trendkanals. Fallen die Kurse in einer heftigen, volumenstarken Bewegung jedoch deutlich unter dieses Kursniveau, so drohen wohl auch noch weitere herbe Verluste. Wir denken allerdings, dass auf dem aktuellen Level durchaus ein tragfähiger Boden gebildet werden könnte.
Möglicherweise könnte sogar ein gefürchtetes Ereignis eine Kursrallye oder sogar einen neuen Bullenzyklus auslösen, ähnlich wie der Beginn der Irak-Kriege Anfang 1991 und 2003. Während im Mai, die gute Nachricht der Ausschaltung von Osama Bin-Laden das Hoch an den Aktienmärkten markierte, könnte dann eine denkbar schlechte Neuigkeit mit einem Tiefpunkt korrelieren. Solange der Chart dieses Szenario jedoch nicht bestätigt, ist dies alles jedoch reinste Spekulation. Es kann durchaus noch zu weiteren Verkaufswellen kommen, z.B. wenn China einen herben Wachstumseinbruch erlebt. Dennoch sind wir weiterhin vorsichtig optimistisch, dass die aktuell extreme Negativität an den Märkten weitere grosse Kursrutsche zumindest vorerst verhindert. Ein erheblich fallender Goldpreis bei steigenden Aktienmärkten wäre ein weiteres Indiz dafür, dass sich die Angst der Marktteilnehmer wieder am Sinken befindet.
Dieser DAX-Marktbericht stammt aus dem aktuellen Börsenbrief Der Spekulant vom 14.9.2011.
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Die Staatsschuldenkrise führt mittlerweile dazu, dass sich - ähnlich wie 2008 - Banken in Europa immer weniger gegenseitig trauen. Sie parken lieber überschüssige Mittel bei der Europäischen Zentralbank (EZB), als dass sie es beispielsweise zu höheren Zinsen Wettbewerbern über den Geldmarkt zur Verfügung stellen würden. Die Einlagenfazilität der EZB, in die Banken nicht benötigte Liquidität kurze Zeit einstellen, erreichte am Montag mit 198 Mrd. Euro ein neues Jahreshoch (siehe Chart) und damit fast genauso viel wie im Herbst 2008.
Dabei nehmen die Banken sogar einen Zinsverlust in Kauf, denn die Einlagenfazilität verzinst die EZB nur mit 0,75 %. Dagegen haben sich die Banken den Grossteil der Mittel bei der Notenbank zuvor zum doppelt so hohen Leitzins von 1,5 % geborgt. Ursache für die übergrosse Vorsicht bei den Banken sind möglicherweise Überlegungen, dass beispielsweise im Falle einer Griechenland-Insolvenz nicht alle Mitbewerber mit genügend Liquidität und Eigenkapital ausgestattet sein könnten, um grössere Turbulenzen an den Finanzmärkten durch zu stehen.
Hoffnung macht den Anlegern am gestrigen Dienstag die Ankündigung, dass Griechenlands Ministerpräsident Giorgos Papandreou, Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy und Bundeskanzlerin Angela Merkel am heutigen Mittwoch über die Schuldenkrise des südeuropäischen Landes telefonisch beraten wollen. Dabei dürften Merkel und Sarkozy auf die Umsetzung der von Athen versprochenen Reformen drängen, sodass die nächste Tranche der Finanzhilfen ausgezahlt werden kann. Eine geordnete Insolvenz Griechenlands, wie sie zuletzt von deutschen Politikern offen diskutiert wurde, soll offensichtlich nach wie vor unbedingt vermieden werden. Das macht auch Sinn, denn es gibt keine 'geordnete' Staatspleite, wie viele Beispiele zeigen.
Das Gerücht, demnach der chinesische Staatsfonds zum Aufkauf italienischer Staatsanleihen bereit ist, erwies sich hingegen als falsch. Das ebenfalls wegen hoher Schulden in der Klemme steckende Italien kann demnach nicht auf Hilfe aus China hoffen, sondern allenfalls auf eine Beteiligung der Chinesen an italienischen Unternehmen. Einen interessanten Überblick über die aktuelle Entwicklungen in allen Euro-Krisen-Staaten bietet dieser Artikel der 'Financial Times Deutschland'.
Der am stärksten vom jüngsten Börseneinbruch betroffene DAX-Wert ist die Commerzbank-Aktie. Die Sorgen um die griechische Staatsverschuldung sowie um die Zukunft der französischen Banken sorgten bei der deutschen Nummer 2 im Bankgeschäft zuletzt für horrende Kursverluste. Die Papiere des Frankfurter Finanzinstituts verloren allein im laufenden Jahr bereits mehr als -65 % an Wert. Am gestrigen Dienstag erreichte der Kurs mit 1,465 Euro ein neues Allzeittief. Die Marktkapitalisierung des Unternehmens liegt beim aktuellen Kurs von 1,59 Euro mit aktuell ca. 8,1 Mrd. Euro sogar noch unter dem Betrag von 8,25 Mrd. Euro der zuletzt durch eine massive Kapitalerhöhung zu 2,18 Euro in die Kassen des Unternehmens gespült wurde.
Trotzdem lässt sich der fundamentale Wert des Unternehmens derzeit kaum seriös beurteilen. Banken-Analyst Matthias Engelmayer von Independent Research geht laut 'boerse.ARD.de' in seiner aktuellen Analyse davon aus, dass die Bank über ein Staatsanleiheportfolio knapp 100 Mrd. Euro verfügt. 'Bei einer Verschärfung der europäischen Schuldenkrise beziehungsweise einer schwächeren Wirtschaftsentwicklung ist die Commerzbank im Branchenvergleich stärker betroffen', so der Experte.
Bei der Commerzbank-Aktie, die noch vor einem halben Jahr bei ca. 5 Euro notierte, zeigt sich wieder einmal, wie fatal es sein kann, in ein fallendes Messer zu greifen, falls man dabei auf Stopp-Loss-Limits verzichtet! Auch ein vermeintlich stabiler DAX-WertBlue-Chip kann auf einen Bruchteil seines ursprünglichen Wertes fallen, wie nicht nur die Commerzbank, sondern in den vergangenen Jahren auch Hypo Real Estate und Infineon bewiesen haben.
Am negativen Chartbild des Deutschen Aktienindexes hat sich in der vergangenen Woche kaum etwas verändert. Betrachten wir in dieser Ausgabe nun einen etwas kürzeren Zeithorizont. Im Tageschart ist gut zu erkennen, dass sich nach den extremen Kursverlusten von Anfang August ein neuer Abwärtstrendkanal etabliert hat (schwarze Linien). Daneben gibt es eine abwärtsgerichtete Trendlinie (violett), die quasi als erste Hürde bei ca. 5.350 Punkten auf eine mögliche Gegenbewegung wartet. Ein Überschreiten dieser Marke wäre ein erster Hoffnungsschimmer für die Bullen, sodass als nächstes die obere Linie des Trendkanals bei ca. 5.600 Punkten in den Blickpunkt rücken könnte. Das Zwischenhoch von Ende August bei ca. 5.870 Punkten stellt einen weiteren wichtigen, aber noch recht weit entfernten, Widerstand dar.
Nach unten sollte das Level um die psychologisch wichtige 5.000 Punkte-Marke (+/- 50 Punkte) vorübergehend für ordentlich Unterstützung sorgen, knapp darunter verläuft die untere Linie des aktuellen Trendkanals. Fallen die Kurse in einer heftigen, volumenstarken Bewegung jedoch deutlich unter dieses Kursniveau, so drohen wohl auch noch weitere herbe Verluste. Wir denken allerdings, dass auf dem aktuellen Level durchaus ein tragfähiger Boden gebildet werden könnte.
Möglicherweise könnte sogar ein gefürchtetes Ereignis eine Kursrallye oder sogar einen neuen Bullenzyklus auslösen, ähnlich wie der Beginn der Irak-Kriege Anfang 1991 und 2003. Während im Mai, die gute Nachricht der Ausschaltung von Osama Bin-Laden das Hoch an den Aktienmärkten markierte, könnte dann eine denkbar schlechte Neuigkeit mit einem Tiefpunkt korrelieren. Solange der Chart dieses Szenario jedoch nicht bestätigt, ist dies alles jedoch reinste Spekulation. Es kann durchaus noch zu weiteren Verkaufswellen kommen, z.B. wenn China einen herben Wachstumseinbruch erlebt. Dennoch sind wir weiterhin vorsichtig optimistisch, dass die aktuell extreme Negativität an den Märkten weitere grosse Kursrutsche zumindest vorerst verhindert. Ein erheblich fallender Goldpreis bei steigenden Aktienmärkten wäre ein weiteres Indiz dafür, dass sich die Angst der Marktteilnehmer wieder am Sinken befindet.
Dieser DAX-Marktbericht stammt aus dem aktuellen Börsenbrief Der Spekulant vom 14.9.2011.
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