An den Börsen herrschte vergangene Woche absolute Panik. Hätte sich dieser Verkaufsdruck mit gleicher Geschwindigkeit fortgesetzt, so wären alle Weltbörsen bereits im November auf dem Nullpunkt gewesen! Ähnlich schwarz sah es am Rohstoffmarkt aus. Der Ölpreis (WTI) fiel endlich wieder auf mein Kaufniveau, als die $80-Marke unterschritten wurde. Auch das Silber, das vergangene Woche Tages- und auch Wochenverlierer (zwei rote Pfeile) war, fiel mit $26 pro Feinunze gestern in meinen Kaufbereich ($25 - $30). Das gleiche traf beim Gold zu mit einem Preisrückgang von 20% seit dem 6. September, als ein neues Rekordhoch von $1920 erreicht wurde. Gold ist jetzt der derzeitige Jahressieger (grüner Pfeil), nachdem das Silber bisher diesen Platz ständig eingenommen hatte. Der DAX bleibt das Schlusslicht (roter Pfeil); daran ändert auch die jüngste Erholung nichts.
Angst und Zwangsverkäufe, ausgelöst durch eine totale politische Verunsicherung, waren der Grund für dieses "Erdbeben" an den Märkten. Solche Kurseinbrüche sind nichts anderes als eine günstige Kaufgelegenheit für mutige Investoren und Händler. Solche Chancen bezeichne ich als frühe Weihnachtsgeschenke. Vergangene Woche standen 27 der 30 DAX-Werte auf meiner Kaufliste und 15 der 30 Dow Jones Titel. Für Nervenschwache ist dies allerdings nicht das geeignete Umfeld, da die Kursentwicklungen einfach zu schnell gehen.
Der am Freitag einsetzende Erholungstrend an den Aktienmärkten setzte sich in dieser Woche mit aller Vehemenz fort und wird damit das bisherige deutliche Minus vom September noch aufbessern. Zeichnet sich in den nächsten Tagen ein politischer Kompromiss sowohl in Europa als auch in den USA ab, so wurden die Tiefststände in diesem Jahr im August/September gesehen. Erfüllt sich diese Hoffnung nicht, so steht ein nochmaliger Test dieser Niveaus im Oktober bevor. Ich gehe davon aus, dass das politische Ringen auf beiden Seiten des Atlantiks am Ende doch noch akzeptable Ergebnisse produziert. Ferner werden die 3. Quartalsergebnisse ab Mitte Oktober eher positiv überraschen. Damit ist die Basis für eine Weihnachtsrallye gegeben und dann hätte sich das Schwitzen gelohnt. Allerdings wird es auch im vierten Quartal an den Börsen zu einer enormen Volatilität kommen. Schnelles Handeln bleibt ein Muss.
Die Weltbörsen ohne USA befinden sich seit Anfang August (hellgrüner Pfeil) in einer Baisse, als das Minus von 20% unterschritten wurde (rote Markierung). Der bisherige Tiefstand wurde vergangene Woche mit einem Minus von fast 30% (roter Pfeil) erreicht. Der Dow Jones hat bisher seit seinem Jahreshoch Ende April 'lediglich' ein Minus von 17% erreicht und damit die Definition einer Baisse (-20%) noch nicht erfüllt. Dies wäre erst bei einem Indexstand von 10.250 der Fall. Der breiter angelegte Russel 3000 Index, der 98% aller US-Werte umfasst, hat dagegen bereits die 20%-Minusrate erreicht, sodass Wall Street insgesamt auch eine Baisse aufweist.
Der amerikanische Aktienmarkt macht circa 80% des Bruttoinlandsprodukts (GDP) aus und ist somit aus historischer Sicht nicht zu hoch bewertet. Erst bei einem Dow Jones Anstieg auf über 14.250, was einen neuen Hoechststand bedeuten würde, läge eine leichte Überbewertung vor. Im Vergleich zum niedrigen Zins, ist der Aktienmarkt sogar äußerst preiswert.
Die Commerzbank-Aktie hat innerhalb von drei Börsentagen 30% zugelegt (roter und hellgrüner Pfeil)! Das gleiche trifft auch auf die Deutsche Bank-Aktie zu. Beide Titel wurden auf meiner Hotline vergangene Woche erneut besonders empfohlen. Jetzt sind diese Titel lediglich zu halten und mit einem Stop abzusichern. Dies sind typische Weihnachtsgeschenke. Im März 2009 (hellblauer Pfeil) war die Commerzbank-Aktie innerhalb von sieben Monaten um über 250% (grüner Pfeil) gestiegen. Mit einem so starken Anstieg rechne ich jedoch diesmal nicht, sondern bin bereits mit einem Kurs von Euro 3,50 im nächsten Jahr zufrieden. Dies wäre ein Plus von 130%.
Unter den 30 Dow Jones Titeln bleibt Hewlett-Packard eine meiner stärksten Empfehlungen, nachdem der frühere SAP Vorstand Apotheker wegen mangelnder Durchsetzungskraft von seinem Chefposten abgesetzt wurde. Diese Anlage braucht zwar etwas Zeit, aber das Potential ist mit 70% nicht uninteressant. Die entsprechenden Unterstützungslinien sind im Schaubild eingezeichnet.
Das Silber hat in diesem Jahr bisher zweimal einen deutlich Einbruch erlitten, nachdem es zuvor jeweils zu einem spektakulären Anstieg gekommen war. Der Rückgang machte in beiden Fällen (schwarze und blaue Pfeile) 35% aus. Am Montag Morgen wurde die $26-Marke kurz erreicht, was voll auf meiner Kaufbasis lag. Der anschließende Anstieg von über 20% in wenigen Stunden heißt natürlich Teilgewinnmitnahme! Ein nochmaliger Test des Jahreshoechststandes ($49) ist unwahrscheinlich; dagegen ist ein Unterschreiten der $20-Marke (gelbe Schattierung) nicht auszuschließen. Dann allerdings wäre Silber wieder ein klarer Kauf. Edelmetalle unterliegen wie alle Anlagen deutlichen Schwankungen. Die vergangene Woche war für viele Anleger eine deutliche Ernüchterung.
Auch beim Gold gab es im September einen "Erdrutsch" von 20% innerhalb von wenigen Tagen (rote Pfeile). In den vergangenen fünf Jahren gab es nur einmal noch einen größeren Rückgang von Minus 30% im Jahr 2008 (grüne Pfeile), der sich allerdings fast über das gesamte Jahr erstreckte. Die stärkste Unterstützungslinie beim Gold liegt bei der !$1.000-Marke!
Im Bausektor zeichnet sich noch keine Erholung ab. Baubeginne schwanken seit fast drei Jahren zwischen 500.000 bis 600.000 Baueinheiten (rote Schattierung) nur dreimal (grüne Pfeile) gab es Ausbruchsversuche, die jeweils scheiterten. Der Tiefststand wurde im April 2008 (roter Pfeil) gesehen. Das niedrige Zinsniveau hat bisher keine Kauflust erzeugt. Frühestens im nächsten Jahr kann es hier zu einer Verbesserung kommen, die das allgemeine Wachstum fördert.
Der Verkauf von Neubauten lässt ebenfalls jegliches Wachstum vermissen und liegt seit Mai 2010 (roter Pfeil) meist unter der 300.000-Marke (rote Linie). Selbst niedrige Hypothekenzinsen (blauer und grüner Pfeil) zeigen bisher keinerlei Wirkungen. Wachstums-Hoffnungen müssen auf das nächste Jahr verschoben werden.
Diese Grafik der FAZ habe ich von meinem langjährigen Freund Hans Bernecker übernommen. Vielen Dank.
Die wichsten Exportländer für Deutschland liegen mit über 40% im Euroraum, was die Bedeutung dieser Währungsunion für Deutschland unterstreicht. In die übrigen EU-Länder fließen weitere 19,5% der deutschen Exporte. Amerika (6,7%) und China (6,0%) haben im Vergleich dazu für Deutschland eine weitaus geringere Bedeutung. Ein Auseinanderfallen Europas würde Deutschland enorm schaden!
Weitere Einschätzungen und Empfehlungen auf der Börsenhotline. Der nächste Blog erscheint wegen des deutschen Feiertages am Montag erst am 4. Oktober.
© 2011 Heiko Thieme