Viele Anleger weltweit dürften für das Verhalten der Märkte derzeit nur ein Kopfschütteln übrig haben. Fast so schnell wie es nach unten ging, sind die Märkte in den vergangenen beiden Wochen wieder angestiegen. Im Hoch ging es am Montag bis auf 6.077 Punkte, was einem Plus von ca. +1.112 Punkten oder rund +23 % innerhalb nur eines Monats seit dem Tief von Mitte September entspricht! Wir haben im September mehrfach geschrieben, dass recht positive Aussichten bestehen, wenn das Kursniveau um ca. 5.000 Punkte erfolgreich verteidigt werden kann. Auch in der gut zwei Wochen zurückliegenden letzten Ausgabe haben wir zum Aufbau von Long-Positionen geraten und sind damit goldrichtig gelegen.
Vor allem die Bankenbranche hat in Europa aufgrund der Schuldenkrise arg zu kämpfen. Die erste Bank, die kürzlich gestützt bzw. gerettet werden musste, war die französisch-belgische Dexia Bank. Belgien wird seinen nationalen Anteil der schwer angeschlagenen Dexia-Bank für vier Mrd. Euro verstaatlichen. Im Zuge der Verstaatlichung wird die Bank zudem aufgespalten, wobei Risikopapiere im Wert von rund 90 Mrd. Euro an eine 'Bad Bank' ausgelagert werden sollen.
In Deutschland wird gerade sowohl über eine Zwangs-Rekapitalisierung der Geldinstitute als auch über ein Trennbankensystem diskutiert, bei welchem das Investmentbanking dann von der Geschäftsbank abgetrennt wird. Beide möglichen Massnahmen sollen verhindern, dass der Staat für grosse Verluste durch riskante Bankgeschäfte aufkommen muss, nur um private Einlagen zu sichern.
Hierzulande scheint den Börsenkursen zufolge vor allem die Commerzbank gefährdet zu sein, denn der Aktienkurs des zweitgrössten deutschen Geldinstituts befindet sich bereits wieder auf dem Tiefstniveau von Mitte September.
Nicht nur in Europa, sondern weltweit sind Banken derzeit massiver Kritik und Protestbewegungen ausgesetzt. So sind am vergangenen Wochenende weltweit Hunderttausende, vor allem junge Menschen, auf die Strassen gegangen, um gegen die Banken-Macht zu protestieren. Auch in Deutschland sind Demonstranten dem Vorbild der 'Occupy Wall Street'-Bewegung (occupy = besetzen) gefolgt und haben ihrem Unmut Luft gemacht. Unter dem Motto "Wir sind 99 %" sind in Frankfurt rund 5.000 Menschen der Bewegung 'Occupy Frankfurt' auf die Strasse gegangen, um beispielsweise gegen die Rettung maroder Finanzinstitute und soziale Ungleichheit zu demonstrieren.
Einige der Protestler bauten ein Camp auf und übernachteten vor der EZB-Zentrale. Am kommenden Wochenende sind neue Aktionen geplant. Vorbild ist die Bewegung 'Occupy Wall Street' in New York, wo Aktivisten seit einem Monat im New Yorker Finanzdistrikt campieren. Experten vermissen klare Forderungen und Lösungsvorschläge der Aktivisten. Wie sich die Bewegung in Deutschland entwickeln wird, lässt sich schwer abschätzen, denn auch die Umfragewerte von vielen als recht 'konzeptlos' beurteilten Piratenpartei steigen aufgrund der aktuellen Politik-Verdrossenheit erstaunlicherweise steil an.
Währenddessen hat in den USA die Berichtssaison für das dritte Quartal begonnen. Bemerkenswerte Zahlen lieferte der Suchmaschinenbetreiber Google. 'Wir hatten ein grossartiges Quartal', kommentierte Mitgründer und Firmenchef Larry Page die Zahlen. Google schnitt mit seinem Ergebnis abermals deutlich besser ab, als Analysten erwartet hatten. Insgesamt konnte das Ergebnis im Vergleich zum Vorjahr um rund +26 % auf 2,7 Mrd. USD gesteigert werden. Der Umsatz legte gleichzeitig um ein Drittel auf 9,7 Mrd. USD zu. Für Google scheint sich der Vorstoss in die sogenannte Display-Werbung und die Werbung auf mobilen Geräten wie Smartphones auszuzahlen. Am Quartalsende hatte der Konzern stolze 42,6 Mrd. USD Cash auf dem Bankkonto liegen! Mit diesem Geld will Google unter anderem den 12,5 Mrd. USD teuren Kauf des Handy-Herstellers Motorola stemmen.
Die Quartalssaison ist noch recht jung, deshalb wird es vor allem sehr spannend werden zu beobachten, welche Ausblicke die Unternehmen geben. Zeichnen sich wirklich schwarze Wolken am Horizont ab oder waren die Kursverluste seit Mitte August möglicherweise doch nur ein reinigendes Gewitter? Wer verfolgen möchte wann welches US-Unternehmen berichtet, der findet hier einen sogenannten Earnings Calendar.
Im Chart zeichnet sich nach dem erfolgreichen Ausbruch aus dem Abwärtstrendkanal (schwarze Linien) nun ein möglicher neuer Aufwärtstrend ab (grüne Linien). Per Definition sind dazu höhere Hoch- und Tiefpunkte notwendig. Beide Kriterien kann man bereits erkennen und so könnte sich nun also möglicherweise ein frischer Trend etabliert haben. Vor allem die Anstiege in den vergangenen beiden Wochen waren wirklich beeindruckend!
Die grosse Frage ist jedoch, ob nun damit bereits ein fulminanter neuer Bullenmarkt begonnen hat oder ob es sich lediglich um eine Bärenmarktrallye mit grossem Shortsqueeze handelt?
Diese Frage kann nur der Markt selbst in den kommenden Wochen beantworten, und so muss man als Anleger alle Zeichen und Signale aufmerksam verfolgen.
Man kann im Chart gut erkennen, dass die Marke von ca. 6.077 Punkten einen starken Widerstand darstellt. Neben der oberen Aufwärtstrendlinie verläuft hier durch das Hoch von Mitte August auch eine horizontale Widerstandslinie (violett). Ausserdem lässt sich dieses Niveau auch mit einer parallelen Linie (rot) zum vorangegangenen Abwärtstrend (schwarz) verbinden, sodass diese Linie genau die Hochs von Ende Juli/Anfang August berührt. Darüber hinaus befindet sich ungefähr an dieser Stelle auch noch ein sogenanntes Fibonacci-Level, das 38,2 %-Retracement des Anstiegs von Anfang 2009 bis 2011 (entspricht ebenfalls in etwa der violetten Linie). Genau auf diesem enorm wichtigen Niveau hat der Markt am Montag gedreht und zwischenzeitig wieder einiges Terrain abgegeben.
Der Widerstand von ca. 6.077 Punkten stellt nach oben vorerst die mit Abstand wichtigste Marke dar. Ein nachhaltiges Überschreiten könnte durchaus innerhalb weniger Wochen eine impulsive Aufwärtsbewegung von mehreren hundert Punkten zur Folge haben. Nach unten gibt derzeit der gleitende 50-Tages-Durchschnitt (dünne violette Linie) bei knapp 5.600 Punkten eine erste Unterstützung. Darunter verläuft bei ca. 5.300 Punkten die untere Begrenzung des seit Mitte September bestehenden Aufwärtstrends sowie die obere Linie des vorangegangenen Abwärtstrends.
Geht es darunter, so dürften die Bären das Ruder wieder übernehmen und auch rasch neue Tiefststände anvisieren. Hat der Aufwärtstrend jedoch in den kommenden Wochen weiter Bestand, so dürften sich die grossen institutionellen Anleger bald gezwungen sehen, mit ihren hohen Cashbeständen wieder in den Markt einzusteigen, um bei der Performance nicht hinterherzulaufen.
Aus Sicht eines Anlegers wären wir aktuell vorsichtig abwartend und würden angesichts des möglichen Rückschlagpotenzials auf diesem Niveau keine neuen Long-Positionen eingehen. Erst wenn das Level von 6.077 Punkten nachhaltig überwunden wird, springen die Ampeln von derzeit orange wieder auf grün für neue Käufe. Ein Long-Einstieg könnte sich bei einer Korrektur allerdings auch im Bereich von 5.350 bis 5.400 Punkten anbieten, falls man mit Stopp-Loss darauf setzen will, dass der neue Aufwärtstrend weiterhin anhält. Geht es jedoch unter die untere Aufwärtstrendlinie, so würden wir nicht zögern, aus Longs auszusteigen und stattdessen bei guten Gelegenheiten Short-Positionen aufzubauen. Vor allem die Schwäche des Finanzsektors gibt derzeit zumindest etwas Anlass für gesunde Zweifel an der Aufwärtsbewegung, auch wenn wir insgesamt weiterhin optimistisch gestimmt sind.
Dieser DAX-Marktbericht stammt von der Redaktion des Börsenbriefes Der Spekulant.
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Vor allem die Bankenbranche hat in Europa aufgrund der Schuldenkrise arg zu kämpfen. Die erste Bank, die kürzlich gestützt bzw. gerettet werden musste, war die französisch-belgische Dexia Bank. Belgien wird seinen nationalen Anteil der schwer angeschlagenen Dexia-Bank für vier Mrd. Euro verstaatlichen. Im Zuge der Verstaatlichung wird die Bank zudem aufgespalten, wobei Risikopapiere im Wert von rund 90 Mrd. Euro an eine 'Bad Bank' ausgelagert werden sollen.
In Deutschland wird gerade sowohl über eine Zwangs-Rekapitalisierung der Geldinstitute als auch über ein Trennbankensystem diskutiert, bei welchem das Investmentbanking dann von der Geschäftsbank abgetrennt wird. Beide möglichen Massnahmen sollen verhindern, dass der Staat für grosse Verluste durch riskante Bankgeschäfte aufkommen muss, nur um private Einlagen zu sichern.
Hierzulande scheint den Börsenkursen zufolge vor allem die Commerzbank gefährdet zu sein, denn der Aktienkurs des zweitgrössten deutschen Geldinstituts befindet sich bereits wieder auf dem Tiefstniveau von Mitte September.
Nicht nur in Europa, sondern weltweit sind Banken derzeit massiver Kritik und Protestbewegungen ausgesetzt. So sind am vergangenen Wochenende weltweit Hunderttausende, vor allem junge Menschen, auf die Strassen gegangen, um gegen die Banken-Macht zu protestieren. Auch in Deutschland sind Demonstranten dem Vorbild der 'Occupy Wall Street'-Bewegung (occupy = besetzen) gefolgt und haben ihrem Unmut Luft gemacht. Unter dem Motto "Wir sind 99 %" sind in Frankfurt rund 5.000 Menschen der Bewegung 'Occupy Frankfurt' auf die Strasse gegangen, um beispielsweise gegen die Rettung maroder Finanzinstitute und soziale Ungleichheit zu demonstrieren.
Einige der Protestler bauten ein Camp auf und übernachteten vor der EZB-Zentrale. Am kommenden Wochenende sind neue Aktionen geplant. Vorbild ist die Bewegung 'Occupy Wall Street' in New York, wo Aktivisten seit einem Monat im New Yorker Finanzdistrikt campieren. Experten vermissen klare Forderungen und Lösungsvorschläge der Aktivisten. Wie sich die Bewegung in Deutschland entwickeln wird, lässt sich schwer abschätzen, denn auch die Umfragewerte von vielen als recht 'konzeptlos' beurteilten Piratenpartei steigen aufgrund der aktuellen Politik-Verdrossenheit erstaunlicherweise steil an.
Währenddessen hat in den USA die Berichtssaison für das dritte Quartal begonnen. Bemerkenswerte Zahlen lieferte der Suchmaschinenbetreiber Google. 'Wir hatten ein grossartiges Quartal', kommentierte Mitgründer und Firmenchef Larry Page die Zahlen. Google schnitt mit seinem Ergebnis abermals deutlich besser ab, als Analysten erwartet hatten. Insgesamt konnte das Ergebnis im Vergleich zum Vorjahr um rund +26 % auf 2,7 Mrd. USD gesteigert werden. Der Umsatz legte gleichzeitig um ein Drittel auf 9,7 Mrd. USD zu. Für Google scheint sich der Vorstoss in die sogenannte Display-Werbung und die Werbung auf mobilen Geräten wie Smartphones auszuzahlen. Am Quartalsende hatte der Konzern stolze 42,6 Mrd. USD Cash auf dem Bankkonto liegen! Mit diesem Geld will Google unter anderem den 12,5 Mrd. USD teuren Kauf des Handy-Herstellers Motorola stemmen.
Die Quartalssaison ist noch recht jung, deshalb wird es vor allem sehr spannend werden zu beobachten, welche Ausblicke die Unternehmen geben. Zeichnen sich wirklich schwarze Wolken am Horizont ab oder waren die Kursverluste seit Mitte August möglicherweise doch nur ein reinigendes Gewitter? Wer verfolgen möchte wann welches US-Unternehmen berichtet, der findet hier einen sogenannten Earnings Calendar.
Im Chart zeichnet sich nach dem erfolgreichen Ausbruch aus dem Abwärtstrendkanal (schwarze Linien) nun ein möglicher neuer Aufwärtstrend ab (grüne Linien). Per Definition sind dazu höhere Hoch- und Tiefpunkte notwendig. Beide Kriterien kann man bereits erkennen und so könnte sich nun also möglicherweise ein frischer Trend etabliert haben. Vor allem die Anstiege in den vergangenen beiden Wochen waren wirklich beeindruckend!
Die grosse Frage ist jedoch, ob nun damit bereits ein fulminanter neuer Bullenmarkt begonnen hat oder ob es sich lediglich um eine Bärenmarktrallye mit grossem Shortsqueeze handelt?
Diese Frage kann nur der Markt selbst in den kommenden Wochen beantworten, und so muss man als Anleger alle Zeichen und Signale aufmerksam verfolgen.
Man kann im Chart gut erkennen, dass die Marke von ca. 6.077 Punkten einen starken Widerstand darstellt. Neben der oberen Aufwärtstrendlinie verläuft hier durch das Hoch von Mitte August auch eine horizontale Widerstandslinie (violett). Ausserdem lässt sich dieses Niveau auch mit einer parallelen Linie (rot) zum vorangegangenen Abwärtstrend (schwarz) verbinden, sodass diese Linie genau die Hochs von Ende Juli/Anfang August berührt. Darüber hinaus befindet sich ungefähr an dieser Stelle auch noch ein sogenanntes Fibonacci-Level, das 38,2 %-Retracement des Anstiegs von Anfang 2009 bis 2011 (entspricht ebenfalls in etwa der violetten Linie). Genau auf diesem enorm wichtigen Niveau hat der Markt am Montag gedreht und zwischenzeitig wieder einiges Terrain abgegeben.
Der Widerstand von ca. 6.077 Punkten stellt nach oben vorerst die mit Abstand wichtigste Marke dar. Ein nachhaltiges Überschreiten könnte durchaus innerhalb weniger Wochen eine impulsive Aufwärtsbewegung von mehreren hundert Punkten zur Folge haben. Nach unten gibt derzeit der gleitende 50-Tages-Durchschnitt (dünne violette Linie) bei knapp 5.600 Punkten eine erste Unterstützung. Darunter verläuft bei ca. 5.300 Punkten die untere Begrenzung des seit Mitte September bestehenden Aufwärtstrends sowie die obere Linie des vorangegangenen Abwärtstrends.
Geht es darunter, so dürften die Bären das Ruder wieder übernehmen und auch rasch neue Tiefststände anvisieren. Hat der Aufwärtstrend jedoch in den kommenden Wochen weiter Bestand, so dürften sich die grossen institutionellen Anleger bald gezwungen sehen, mit ihren hohen Cashbeständen wieder in den Markt einzusteigen, um bei der Performance nicht hinterherzulaufen.
Aus Sicht eines Anlegers wären wir aktuell vorsichtig abwartend und würden angesichts des möglichen Rückschlagpotenzials auf diesem Niveau keine neuen Long-Positionen eingehen. Erst wenn das Level von 6.077 Punkten nachhaltig überwunden wird, springen die Ampeln von derzeit orange wieder auf grün für neue Käufe. Ein Long-Einstieg könnte sich bei einer Korrektur allerdings auch im Bereich von 5.350 bis 5.400 Punkten anbieten, falls man mit Stopp-Loss darauf setzen will, dass der neue Aufwärtstrend weiterhin anhält. Geht es jedoch unter die untere Aufwärtstrendlinie, so würden wir nicht zögern, aus Longs auszusteigen und stattdessen bei guten Gelegenheiten Short-Positionen aufzubauen. Vor allem die Schwäche des Finanzsektors gibt derzeit zumindest etwas Anlass für gesunde Zweifel an der Aufwärtsbewegung, auch wenn wir insgesamt weiterhin optimistisch gestimmt sind.
Dieser DAX-Marktbericht stammt von der Redaktion des Börsenbriefes Der Spekulant.
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