Der Oktober ist bereits jetzt schon der mit Abstand beste Börsenmonat in diesem Jahr. Einigen sich Politiker und Banken in dieser Woche auf eine Abschreibung von mindestens 50% bei griechischen Anleihen, so wird sich die nunmehr fast dreiwöchige Rallye noch fortsetzen, wobei der Dow Jones die 12.000-Marke und der DAX die 6.000-Hürde nehmen können. Anderenfalls werden die Börsen bei keiner Einigung wieder in ihre fast dreimonatige Handelsbandbreite (trading range) zurückfallen. Europa steht auf dem Prüfstand; klare Entscheidungen sind jetzt gefragt. Die Politik und der Finanzsektor müssen Farbe bekennen. Weiteres Zögern wäre teuer.
Der DAX wurde am Freitag zum Tagessieger (grüner Pfeil), bleibt aber dennoch der Jahresverlierer (roter Pfeil). Nordsee-Öl (Brent) war das Schlusslicht am Freitag (roter Pfeil), führt allerdings die Jahresliste mit einem Plus von fast 16% (grüner Pfeil) an. Das Gold folgt dicht dahinter, während Silber inzwischen weit abgeschlagen ist.
Der Verbraucherpreisindex liegt fast 4% über dem Vorjahresniveau (roter Pfeil). Die Kernrate, ohne volatile Energiekosten und Nahrungsmittelpreise, ist allerdings mit 2% (grüner Pfeil) weitaus weniger gestiegen und liegt innerhalb der von der Notenbank angepeilten Bandbreite von 1% bis 2% (blaue Schattierung).Eine akute Inflationsgefahr ergibt sich daher nicht. Leitzinsen können somit weiterhin niedrig bleiben, auch wenn die Kernrate seit einem Jahr (blauer Pfeil) fast regelmäßig zugenommen hat (schwarzer Pfeil).
Die Kapazitätsauslastung in der Industrie bewegt sich seit 10 Monaten in einer engen Bandbreite von 76,5% bis 77,5% (blaue Schattierung). Die entscheidende Erholung von der Rezession begann im Juni 2009 (roter Pfeil) und dauerte bis Dezember vergangenen Jahres (schwarzer Pfeil). Engpässe sind bisher nicht zu erkennen und tauchen normalerweise erst auf, wenn die Auslastung die 85%-Marke erreicht. Auch diese Statistik deutet auf keinen nennenswerten Inflationsdruck hin.
Die Lagerbestände beim Rohöl sind in den USA seit Mai (roter Pfeil) fast kontinuierlich gefallen (grüner Pfeil) und liegen damit wieder auf dem Niveau zu Jahresbeginn (hellgrüner Pfeil). Dies deutet darauf hin, dass von der Nachfrage her mit keinem Verkaufsdruck zu rechnen ist. Die Tiefstände wurden in diesem Jahr wahrscheinlich Anfang Oktober gesehen, als der Barrel-Preis unter $75 fiel und damit meine Prognose bestätigte.
Die monatliche Umfrage der Notenbank in Philadelphia weist eine deutliche Erholung (grüner Pfeil) von dem stark rückläufigen Trend seit August (roter Pfeil) auf. Auch wenn die Hoechstmarke vom ersten Quartal (blauer Pfeil) noch nicht wieder erreicht ist, deutet diese jüngste Verbesserung daraufhin, dass Amerika nicht am Rande einer erneuten Rezession steht. Die Industrie-Produktion hat sich bis auf zwei Ausnahmen (hellrote Pfeile) seit Ende der Rezession Mitte 2009 (rote Schattierung) fast ständig verbessert (blaue Schattierung).
Weitere Einschätzungen und Empfehlungen auf der Hotline. Der nächste Blog folgt am Montag, den 31. Oktober.
© 2011 Heiko Thieme