EMFIS.COM - Frankfurt 31.10.2011 (www.emfis.de) Die einstigen Lieblingskinder der deutschen Anleger, die Solar-Aktien, sind für das Gros der Investoren zu einem absoluten No-Go geworden. Eine Verkettung unglücklicher Umstände sorgt dafür, dass der in diesem Jahr eigentlich erwartete Auftragsboom in Deutschland bisher ausbleibt.
Die Abwärtsspirale dreht sich immer schneller. Das heißt aber, auch die Konsolidierung dürfte schneller kommen als erwartet - und genau hier liegen die Chancen für mutige Anleger!
Wichtiger wie in jeder anderen Branche wird es dabei für die Anleger aber sein, auf das richtige Pferd zu setzen. Ein paar wenige Unternehmen werden gestärkt aus der Krise hervorgehen, ein paar werden übernommen werden und für ein paar wird die Sonne für immer untergehen. Die Tendenzen, wer zu welcher Gruppe gehören wird, kristallisieren sich aktuell immer klarer heraus.
Insolvenzkandidaten sind aus meiner Sicht die Firmen, die - je nach Sichtweise - strategisch die Weichen falsch gestellt haben bzw. Pech hatten, an der falschen Stelle der Wertschöpfungskette zu stehen.
Fast schon abgeschrieben haben viele Analysten den einstigen Solar-Star Q-Cells, der im Nachhinein betrachtet viel zu lange auf die Eigenproduktion von Solarzellen gesetzt hat und von der chinesischen Konkurrenz regelrecht vom Markt gefegt wurde. Jetzt sitzt das Unternehmen auf einem gigantischen Schuldenberg, wobei hohe Verbindlichkeiten bereits im Frühjahr 2012 fällig werden. Der Strategieschwenk in Richtung Solarprojektierer ist wohl richtig, erfolgte aber viel zu spät. Q-Cells kann wahrscheinlich nur noch ein Wunder helfen.
Ebenfalls düster sieht es für Unternehmen aus, die einen großen Teil der Umsätze mit dem Großhandel von Solarmodulen erzielen. Solon, einst die dritte Größe im Land nach Q-Cells und Solarworld, ist bereits aus dem Blickfeld der Mainstream-Anleger verschwunden und taugt bei Mikro-Handelsumsätzen nicht einmal mehr als guter Zockerwert. Die Marktkapitalisierung von 24 Millionen Euro bei geplanten Umsätzen von 530 Millionen Euro spricht Bände. Mit einem derart niedrigen Kurs-Umsatz-Verhältnis werden nur Insolvenzkandidaten gehandelt.
Solon ist damit eine Aktie, die bei quantitativ orientierten Anlegern gerne in Value-Screenings auftaucht, dann aber sofort bei der manuellen Auswertung der Screening-Ergebnisse rausgeschmissen wird.
Phoenix Solar flügellahm
Auch für Phoenix Solar, die vom Geschäftsmodell her mit Solon vergleichbar sind, kommt es jetzt knüppeldick: "Aufträge im Umfang von 100 Megawatt, von denen wir dachten, sie stünden kurz vor der Unterzeichnung, verschwanden plötzlich", erklärte Vorstandschef Andreas Hänel in dieser Woche der Nachrichten-Agentur Reuters.
Dahinter steckt ein psychologisches Phänomen: Für die Projektgesellschaften sind die fallenden Preise der Module eigentlich ein gefundenes Fressen. Die Materialkosten für große Solarparks fallen dadurch rapide. Die Einspeisevergütungen bleiben aber bis Jahresende noch konstant. Bei den aktuellen Dumpingpreisen sind somit derzeit Bruttomargen von rund 15 Prozent erzielbar. Trotzdem werden Aufträge storniert. Der Hintergrund: Alle warten darauf, dass es noch billiger wird. Das führte bisher dazu, dass die Preise tatsächlich Woche für Woche noch weiter fallen.
Diese Entwicklung ist für Phoenix Solar dramatisch: Die Lager sind randvoll und der Bestand fällt dramatisch im Wert. Es müssen zum Jahresende extreme Abschreibungen getätigt werden. Wurden 2010 operativ noch 37 Millionen Euro verdient, rechnet man für 2011 inzwischen mit einem Verlust von 42 bis 49 Millionen Euro.
Hinzu kommen massive strukturelle Probleme: Weil die direkt vom Preisverfall betroffenen Modulhersteller auch ins Projektierungsgeschäft drängen, wird das Gedränge dort immer größer. Chinesische Hersteller bauen inzwischen eigene Lagerstätten und Direktvertriebe in Europa auf. Im Extremfall könnte damit das Geschäftsmodell von Phoenix Solar überflüssig werden.
Wohl auch deshalb kündigte Hänel an, man wolle das Geschäftsmodell verändern. Wie genau die neue Strategie aussehen soll, bleibt aber unklar.
Die jüngste Erholungsbewegung der Solartitel ging an der Phoenix-Aktie quasi komplett vorbei. Das ist ein Alarmzeichen für Anleger.
Allerdings gilt umgekehrt auch: In 2012 dürften die Einspeisevergütungen in Deutschland nochmals um 15 Prozent gekürzt werden. Den Projektierern läuft also die Zeit davon. Die hohen Renditen können sie nur noch bis Jahresende einfahren. Es besteht also immer noch eine kleine Chance, dass es doch noch zu einer Art Kaufpanik zum Jahresende kommt. Aus der Depression würde dann schnell eine Nachfrageexplosion. Laut Hänel kann heuer immer noch die Zahl von fünf Gigawatt an installierten Kapazitäten in Deutschland erreicht werden.
Phoenix Solar steht also eine heiße Jahresendphase bevor - so oder so.
Solider Projektierer aus der deutschen Solarhauptstadt
Deutlich stabiler erscheint hier S.A.G. Solarstrom aus Freiburg. Das Unternehmen hat als reiner Projektierer nicht die Probleme mit vollen Lagerhallen. Im Gegenteil: Die noch hohen Einspeisevergütungen in Deutschland und Italien sorgen in 2011 für hohe Gewinne. Bei einem Umsatz zwischen 260 und 280 Millionen Euro sollen operativ 16 bis 18 Millionen Euro verdient werden. Daraus errechnet sich aktuell ein KGV von unter fünf und oben drauf gibt es noch eine Dividendenrendite von knapp vier Prozent.
Allerdings droht durch eine auslaufende Wandelanleihe eine Kapitalverwässerung. Durch die steigende Aktienzahl wird damit die Bewertung relativ teurer. Zudem dürfte das Geschäft in 2012 und 2013 schwieriger werden. Sinkende Einspeisevergütungen in Deutschland und Italien dürften zu geringeren Gewinnmargen führen.
Trotzdem gehört S.A.G. zu den solidesten Solartiteln und ist momentan am ehesten zum Kauf zu empfehlen.
Centrosolar will mit Dachanlagen hoch hinaus
Noch besser schlug sich zuletzt Centrosolar, die am Tag der Bekanntgabe der Neun-Monats-Zahlen am 13. Oktober eine spektakuläre charttechnische Umkehrformation ausbildeten und sich nun zumindest im Bereich 2,00 Euro stabilisieren können.
Als Vorteil erweist sich für die ehemalige Centrotec-Tochter die Stärke bei Dachsolaranlagen, die derzeit besser laufen als große Solarparks. Allerdings produziert Centrosolar auch selbst Solarmodule und sieht sich dabei als Marktführer bei hochgradig lichtdurchlässigem Solarglas und als Qualitätsanbieter. Ob es dem Unternehmen aber angesichts der deutlichen Kostenvorteile der chinesischen Produzenten gelingt, weiter Geld mit der Produktion zu verdienen, bleibt abzuwarten.
MEIN FAZIT:
- Der Preisverfall bei Solarmodulen beschleunigt sich durch Panikverkäufe der Hersteller zu Dumpingpreisen und eine abwartende Haltung der Projektierer, die auf noch günstigere Preise hoffen, immer mehr.
- Umgekehrt steigen dadurch die Bruttorenditen für Solarprojektierer auf rekordverdächtige Werte (aktuell ca. 15 Prozent). Gleichzeitig schließt sich zum Jahresende das Zeitfenster für diese Renditen durch eine abermalige Senkung der Einspeisevergütung um wahrscheinlich ebenfalls rund 15 Prozent.
- Die aktuelle Nachfrage-Depression könnte sich also innerhalb weniger Wochen in eine Nachfrage-Explosion wandeln. Darauf spekulieren Aktionäre von Phoenix Solar und die Spekulanten bei Q-Cells.
- Eher prozyklisch agierende Anleger bevorzugen dagegen reine Projektierer wie S.A.G. Solarstrom, die von den niedrigen Solarmodulpreisen profitieren und in 2011 erneut Rekordgewinne einfahren dürften.
Lesen Sie in der heutigen Ausgabe des Geldanlage-Report außerdem einen detaillierten Beitrag zu First Solar, dem amerikanischen Spezialisten für preisgünstige Dünnschicht-Solarmodule.
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Die Abwärtsspirale dreht sich immer schneller. Das heißt aber, auch die Konsolidierung dürfte schneller kommen als erwartet - und genau hier liegen die Chancen für mutige Anleger!
Wichtiger wie in jeder anderen Branche wird es dabei für die Anleger aber sein, auf das richtige Pferd zu setzen. Ein paar wenige Unternehmen werden gestärkt aus der Krise hervorgehen, ein paar werden übernommen werden und für ein paar wird die Sonne für immer untergehen. Die Tendenzen, wer zu welcher Gruppe gehören wird, kristallisieren sich aktuell immer klarer heraus.
Insolvenzkandidaten sind aus meiner Sicht die Firmen, die - je nach Sichtweise - strategisch die Weichen falsch gestellt haben bzw. Pech hatten, an der falschen Stelle der Wertschöpfungskette zu stehen.
Fast schon abgeschrieben haben viele Analysten den einstigen Solar-Star Q-Cells, der im Nachhinein betrachtet viel zu lange auf die Eigenproduktion von Solarzellen gesetzt hat und von der chinesischen Konkurrenz regelrecht vom Markt gefegt wurde. Jetzt sitzt das Unternehmen auf einem gigantischen Schuldenberg, wobei hohe Verbindlichkeiten bereits im Frühjahr 2012 fällig werden. Der Strategieschwenk in Richtung Solarprojektierer ist wohl richtig, erfolgte aber viel zu spät. Q-Cells kann wahrscheinlich nur noch ein Wunder helfen.
Ebenfalls düster sieht es für Unternehmen aus, die einen großen Teil der Umsätze mit dem Großhandel von Solarmodulen erzielen. Solon, einst die dritte Größe im Land nach Q-Cells und Solarworld, ist bereits aus dem Blickfeld der Mainstream-Anleger verschwunden und taugt bei Mikro-Handelsumsätzen nicht einmal mehr als guter Zockerwert. Die Marktkapitalisierung von 24 Millionen Euro bei geplanten Umsätzen von 530 Millionen Euro spricht Bände. Mit einem derart niedrigen Kurs-Umsatz-Verhältnis werden nur Insolvenzkandidaten gehandelt.
Solon ist damit eine Aktie, die bei quantitativ orientierten Anlegern gerne in Value-Screenings auftaucht, dann aber sofort bei der manuellen Auswertung der Screening-Ergebnisse rausgeschmissen wird.
Phoenix Solar flügellahm
Auch für Phoenix Solar, die vom Geschäftsmodell her mit Solon vergleichbar sind, kommt es jetzt knüppeldick: "Aufträge im Umfang von 100 Megawatt, von denen wir dachten, sie stünden kurz vor der Unterzeichnung, verschwanden plötzlich", erklärte Vorstandschef Andreas Hänel in dieser Woche der Nachrichten-Agentur Reuters.
Dahinter steckt ein psychologisches Phänomen: Für die Projektgesellschaften sind die fallenden Preise der Module eigentlich ein gefundenes Fressen. Die Materialkosten für große Solarparks fallen dadurch rapide. Die Einspeisevergütungen bleiben aber bis Jahresende noch konstant. Bei den aktuellen Dumpingpreisen sind somit derzeit Bruttomargen von rund 15 Prozent erzielbar. Trotzdem werden Aufträge storniert. Der Hintergrund: Alle warten darauf, dass es noch billiger wird. Das führte bisher dazu, dass die Preise tatsächlich Woche für Woche noch weiter fallen.
Diese Entwicklung ist für Phoenix Solar dramatisch: Die Lager sind randvoll und der Bestand fällt dramatisch im Wert. Es müssen zum Jahresende extreme Abschreibungen getätigt werden. Wurden 2010 operativ noch 37 Millionen Euro verdient, rechnet man für 2011 inzwischen mit einem Verlust von 42 bis 49 Millionen Euro.
Hinzu kommen massive strukturelle Probleme: Weil die direkt vom Preisverfall betroffenen Modulhersteller auch ins Projektierungsgeschäft drängen, wird das Gedränge dort immer größer. Chinesische Hersteller bauen inzwischen eigene Lagerstätten und Direktvertriebe in Europa auf. Im Extremfall könnte damit das Geschäftsmodell von Phoenix Solar überflüssig werden.
Wohl auch deshalb kündigte Hänel an, man wolle das Geschäftsmodell verändern. Wie genau die neue Strategie aussehen soll, bleibt aber unklar.
Die jüngste Erholungsbewegung der Solartitel ging an der Phoenix-Aktie quasi komplett vorbei. Das ist ein Alarmzeichen für Anleger.
Allerdings gilt umgekehrt auch: In 2012 dürften die Einspeisevergütungen in Deutschland nochmals um 15 Prozent gekürzt werden. Den Projektierern läuft also die Zeit davon. Die hohen Renditen können sie nur noch bis Jahresende einfahren. Es besteht also immer noch eine kleine Chance, dass es doch noch zu einer Art Kaufpanik zum Jahresende kommt. Aus der Depression würde dann schnell eine Nachfrageexplosion. Laut Hänel kann heuer immer noch die Zahl von fünf Gigawatt an installierten Kapazitäten in Deutschland erreicht werden.
Phoenix Solar steht also eine heiße Jahresendphase bevor - so oder so.
Solider Projektierer aus der deutschen Solarhauptstadt
Deutlich stabiler erscheint hier S.A.G. Solarstrom aus Freiburg. Das Unternehmen hat als reiner Projektierer nicht die Probleme mit vollen Lagerhallen. Im Gegenteil: Die noch hohen Einspeisevergütungen in Deutschland und Italien sorgen in 2011 für hohe Gewinne. Bei einem Umsatz zwischen 260 und 280 Millionen Euro sollen operativ 16 bis 18 Millionen Euro verdient werden. Daraus errechnet sich aktuell ein KGV von unter fünf und oben drauf gibt es noch eine Dividendenrendite von knapp vier Prozent.
Allerdings droht durch eine auslaufende Wandelanleihe eine Kapitalverwässerung. Durch die steigende Aktienzahl wird damit die Bewertung relativ teurer. Zudem dürfte das Geschäft in 2012 und 2013 schwieriger werden. Sinkende Einspeisevergütungen in Deutschland und Italien dürften zu geringeren Gewinnmargen führen.
Trotzdem gehört S.A.G. zu den solidesten Solartiteln und ist momentan am ehesten zum Kauf zu empfehlen.
Centrosolar will mit Dachanlagen hoch hinaus
Noch besser schlug sich zuletzt Centrosolar, die am Tag der Bekanntgabe der Neun-Monats-Zahlen am 13. Oktober eine spektakuläre charttechnische Umkehrformation ausbildeten und sich nun zumindest im Bereich 2,00 Euro stabilisieren können.
Als Vorteil erweist sich für die ehemalige Centrotec-Tochter die Stärke bei Dachsolaranlagen, die derzeit besser laufen als große Solarparks. Allerdings produziert Centrosolar auch selbst Solarmodule und sieht sich dabei als Marktführer bei hochgradig lichtdurchlässigem Solarglas und als Qualitätsanbieter. Ob es dem Unternehmen aber angesichts der deutlichen Kostenvorteile der chinesischen Produzenten gelingt, weiter Geld mit der Produktion zu verdienen, bleibt abzuwarten.
MEIN FAZIT:
- Der Preisverfall bei Solarmodulen beschleunigt sich durch Panikverkäufe der Hersteller zu Dumpingpreisen und eine abwartende Haltung der Projektierer, die auf noch günstigere Preise hoffen, immer mehr.
- Umgekehrt steigen dadurch die Bruttorenditen für Solarprojektierer auf rekordverdächtige Werte (aktuell ca. 15 Prozent). Gleichzeitig schließt sich zum Jahresende das Zeitfenster für diese Renditen durch eine abermalige Senkung der Einspeisevergütung um wahrscheinlich ebenfalls rund 15 Prozent.
- Die aktuelle Nachfrage-Depression könnte sich also innerhalb weniger Wochen in eine Nachfrage-Explosion wandeln. Darauf spekulieren Aktionäre von Phoenix Solar und die Spekulanten bei Q-Cells.
- Eher prozyklisch agierende Anleger bevorzugen dagegen reine Projektierer wie S.A.G. Solarstrom, die von den niedrigen Solarmodulpreisen profitieren und in 2011 erneut Rekordgewinne einfahren dürften.
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