EMFIS.COM - Peking 04.11.2011 (www.emfis.de) Medienberichten zufolge erwägt die chinesische Regierung offenbar, ihr Regulierungsmonopol bei der Ölpreisfestsetzung aufzuweichen. Die Kurse der Ölkonzerne konnten daraufhin deutlich zulegen.Noch vor Kurzem hatte es so ausgesehen, als würde die chinesische Regierung zur Erzielung ihrer volkswirtschaftlichen Ziele immer weniger Rücksicht auf die großen Ölkonzerne nehmen. Erst im Oktober hatte Peking eine neue Energiesteuer angekündigt und zum ersten Mal in diesem Jahr die Endkundenpreise für Sprit und Diesel gesenkt, um die Inflation einzudämmen – für Chinas Ölkonzerne keine gute Nachricht, da ihr Raffineriegeschäft notorisch defizitär ist. Dass die Unternehmen auf dem Weltmarkt Rohöl zu handelsüblichen Preisen zukaufen müssen, um es dann selbst weiter zu verarbeiten, sorgt für eine beträchtliche Belastung: Bei PetroChina beliefen sich die Verluste aus der Raffineriesparte von Januar bis Ende September auf 41,5 Milliarden Yuan (6,5 Milliarden US-Dollar), während sich der Verlust von Sinopec im gleichen Zeitraum auf 23,1 Milliarden Yuan belief.
Nach Angaben des China Securities Journal soll Peking jetzt allerdings die Schaffung eines neuen Preissystems in Betracht ziehen, bei der Chinas Ölmultis deutlich bessere Karten haben. Die Staatliche Kommission für Entwicklung und Reform will offenbar ein Modell einführen, bei dem PetroChina, Sinopec und China Oilfield Services, die drei größten Raffineriebetreiber, die Verkaufspreise ihrer Ölprodukte selbst bestimmen können. Dabei soll die Anpassungszyklus von derzeit 22 Werktage auf 10 Werktage verkürzt werden. In Zukunft könnte zudem der WTI-Rohölpreis als eine der Referenzen zur Preisfestsetzung dienen.
Kursgewinne an der BörseEs wird damit gerechnet, dass Peking das neue Preisfestsetzungsmodell bereits Ende 2011 implementieren wird. Dies wäre ein weiterer Schritt in Richtung eines marktorientierten Systems. Bereits seit 2008 dienen die internationalen Rohölpreise als Referenz für die Preisänderungen der chinesischen Regierung – zumindest in der Theorie. Während der Rohölpreis in den ersten neun Monaten dieses Jahres um 23 Prozent zulegte, verteuerten sich die Spritpreise in China allerdings lediglich um etwa 10 Prozent. Analysten erwarten nun, dass die chinesischen Ölkonzerne künftig stärker vom erwarteten Rohöl-Preisanstieg profitieren werden.
An der Börse Hongkong stieg der Kurs der China Petroleum & Chemical Corp (Sinopec) heute um 8,3 Prozent auf 7,92 Hongkong-Dollar. Unterdessen legten China Oifield Services 6,0 Prozent zu auf 13,02 Hongkong-Dollar, während Offshore-Spezialist CNOOC, dessen Mutterkonzern im Raffineriegeschäft tätig ist, ein Kursplus von 5,1 Prozent auf 15,26 Hongkong-Dollar verzeichnete. Auch die Papiere von PetroChina verteuerten sich um 3,9 Prozent auf 10,04 Hongkong-Dollar.
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