Europas Zukunft wird sich ohne England weiter gestalten. Großbritannien hat bereits immer die Europa-Idee nur mit größter Skepsis begleitet und lediglich als reine wirtschaftliche Zweckgemeinschaft betrachtet. Der Inselstaat will seine Souveraenitaet in keinster Weise einschränken lassen. Frau Merkel hat sich am Freitag dennoch in Brüssel mit der Unterstützung von Frankreich allgemein durchsetzen können. Alle 17 Euro-Länder werden sich enger zusammenschließen und eine größere Selbstdisziplin auf sich nehmen, um die derzeitige Finanzkrise in den Griff zu bekommen. Neun der zehn übrigen Länder Europas wollen dieser Strategie folgen. Die Umsetzung der Vorschläge ist jedoch vor Herbst nächsten Jahres technisch nicht zu erreichen. Dies verunsicherte die Börsen zu Wochenbeginn nicht nur in Europa sondern auch an Wall Street. Am Freitag herrschte noch allgemeine Zuversicht und lediglich der Euro gab etwas nach (roter Pfeil). Den Wochensieger stellte der Dow Jones (grüner Pfeil), waehrend das Gold den Trostpreis (roter Pfeil) erhielt, aber dennoch weiterhin in diesem Jahr führt (grüner Pfeil). Der DAX blieb auf dem letzten Platz (roter Pfeil). Die vierfache Hexenstunde am kommenden Freitag, wenn vier Zeitkontrakte gleichzeitig verfallen, ist eine zusätzliche Belastung in dieser Woche. Schwächesignale aus der Wirtschaft in Europa und Asien trugen am Montag zum allgemeinen Verkaufsdruck bei. Die Rating-Agenturen Moody und Fitch warnen vor einer Abstufung der Bonität in 15 Eurostaaten. Selbst Deutschland ist von dieser Bedrohung nicht gefeit.
Amerika kann mit einem guten Weihnachtsgeschäft rechnen. Der Verbraucher hat sich von seinem diesjährigen Stimmungstief im August (roter Pfeil) deutlich erholt (blauer Pfeil). Der Einzelhandel rechnet mit höheren Umsätzen im Vergleich zum Vorjahr. Das Wirtschaftswachstum wird im vierten Quartal die zwei-Prozent-Marke deutlich überschreiten und damit Rezessionssorgen widerlegen. Dies spricht für Aktien. Das Stimmungstief im August, das nur vor drei Jahren einmal unterboten wurde (grüne Linie) war ausschließlich politisch bedingt, als die Republikaner im Kongress die Erhöhung der Verschuldungsgrenze hinauszögerten und damit ein Ausgabestillstand im Staatshaushalt drohte.
Der Euro testet den unteren Bereich seiner diesjährigen Bandbreite von $1,32 (blaue Linie) bis $1,46 (rote Linie) gegenüber dem US-Dollar. Zweimal wurde dieser Trendkanal kurzfristig durchbrochen. Gleich zu Jahresbeginn fiel der Euro unter die $1,30-Marke (roter Pfeil) und stieg daraufhin im April über $1,48 (blauer Pfeil). Der Wechselkurs lag am Montag mit $1,32 auf dem gleichen Niveau wie im Vorjahr (grüner Pfeil). Der Euro/$ Kurs vom Freitag (schwarzer Pfeil) lag noch darüber. Ab $1,30 ist der Euro wieder kaufenswert. Der Durchschnitt der vergangenen 12 Monate liegt bei $1,39 (hellgrüne Linie). Von der Kaufkraft her ist der Euro $1,25 wert.
Weitere Einschätzungen und Empfehlungen auf der Hotline. Der nächste Blog erscheint am Montag, den 18. Dezember.
© 2011 Heiko Thieme