Der DAX kann die 7.000-Marke vielleicht sogar noch vor Ende Februar erreichen. Allerdings kann und wird es im gleichen Tempo nicht so weitergehen, auch wenn die Börsenampel bis Ende April auf grün bleibt. Seit dem Tiefstand vom vergangenen Jahr am 12. September hat der DAX bereits fast 40% zugelegt und damit rund viermal soviel, wie man von einem durchschnittlichen Börsenjahr erwarten kann. Allerdings hatte der Index zuvor auch innerhalb von nur sieben Wochen von Ende Juli bis September 32% eingebüßt. Daher steht der DAX trotz des jüngsten Anstiegs immer noch rund 600 Punkte unter dem Hoechststand vom vergangenen Jahr. Offensichtlich ist alles relativ.
Der Dow Jones steht kurz vor der 13.000-Marke, die ebenfalls vor Monatsende noch genommen werden kann. Generell bleibt die Börsenampel bis Ende April auf grün. Die Frage, ob es in diesem Jahr neue Höchststände gibt, beantworte ich jedoch nach wie vor mit etwas Skepsis, da sowohl Europa als auch Amerika mit etlichen politischen Problemen konfrontiert sind, die noch keinesfalls gelöst sind. Ferner belastet der hohe Ölpreis das sich abschwächende globale Wirtschaftswachstum noch zusätzlich.
Im Dezember veröffentlichte das Anlagemagazin Fonds exklusiv ein Interview mit mir, das meine Prognosen für 2012 und auch darüber hinaus diskutiert. Etliche Empfehlungen tragen bereits Früchte. Amerikanische Bauwerte haben sich beispielsweise teilweise verdoppelt; der griechische Aktienmarkt ist seit Anfang Januar über 40% gestiegen.
Das einzig bedauerliche am Rücktritt des Bundespräsidenten ist, dass Wulff so lange gezögert hat, die politischen Konsequenzen aus den Vorwürfen gegen ihn zu ziehen. Damit hat er dem moralischen Prestige von Deutschland leider geschadet. Den Aktienmarkt berührt dieser Vorgang jedoch kaum, da auf dem Börsen-Parkett andere Realitäten gehandelt werden. Die schnelle Einigung auf Joachim Gauck als Nachfolger ist politisch und sachlich zu begrüßen.
Die Einzelhandelsumsätze lagen mit einem Anstieg von 0,4% im Januar unter den Erwartungen, zumal die gleichzeitig nach unten revidierten Zahlen für Dezember keinerlei Verbesserungen aufwiesen und damit der zweitschwächste Monat seit Juli 2010 war. Der schwächste Monat mit einem leichten Minus innerhalb dieser 19-monatigen Periode (grüne Markierung) war der Mai vergangenen Jahres (lila Pfeil). Nach dem Tiefstand gegen Ende der Rezession von 2008/2009 (roter Pfeil - das Minus betrug über 10% zum Vorjahr) konnte sich der Einzelhandel innerhalb eines Jahres relativ schnell erholen (blauer Pfeil - das Plus lag bei 8% zum Vorjahr). Seitdem hat sich die Verbesserung jedoch nicht mehr beschleunigt und liegt aktuell bei einem Plus von 6% zum Vorjahr (grüner Pfeil). Der Verbrauch, der normalerweise bis zu 70% des US-Wachstums ausmacht, wird diesmal nicht der entscheidende Faktor für die Wirtschaftserholung sein.
Die Inflationsrate kühlt sich seit fast einem halben Jahr ab (grüner Pfeil) und liegt knapp unter der 3%-Marke. Gleichzeitig ist jedoch die Kernrate ohne volatilen Ölpreis und Nahrungsmittelkosten seit über einem Jahr ständig gestiegen (roter Pfeil) und liegt jetzt knapp über der von der US-Notenbank angestrebten 2%-Marke (blaue Linie). Die Deflationsgefahr am Ende der Rezession von 2008/2009 (roter Kreis) ist erfolgreich überwunden, ohne eine akute Inflationsgefahr zu erzeugen. Die US-Notenbank darf das Thema Inflation jedoch nicht aus den Augen verlieren. Zugzwang besteht momentan allerdings nicht.
Die häufige Kritik an den Transferleistungen innerhalb der Euro-Länder, besonders von Deutschland an Griechenland, ist nicht unbedingt gerechtfertigt. Dr. Martin Huefner offeriert eine interessante Analyse und Perspektive, die ich im Großen und Ganzen teile.
http://www.assenagon.com/fileadmin/downloads/Huefners_Wochenkommentar_12-07.pdf
Weitere Einschätzungen und Empfehlungen auf der Hotline. Wall Street ist an diesem Montag wegen des Präsidententages (President''s Day) geschlossen. Der nächste Blog erscheint am 27. Februar. Zur Vergrößerung die jeweilige Tabellen oder Charts anklicken.
© 2012 Heiko Thieme