(Prime Quants) - War es nun die überraschende Kapitalerhöhung, die Beteiligung am griechischen Schuldenschnitt, eine technische Reaktion oder schlicht und einfach Gewinnmitnahmen, die der Commerzbank-Aktie vorerst den Wind aus den Segeln genommen haben? Die Antworten sind so vielfältig wie die offenen Baustellen bei Deutschlands zweitgrößtem Kreditinstitut. Fakt ist: Während die freiwillig/gezwungene Beteiligung an der Hilfe Griechenlands abzusehen war – Bankchef Blessing wortwörtlich: "Die Beteiligung am Schuldenschnitt ist so freiwillig, wie die Teilnahme an der spanischen Inquisiton freiwillig war" – kam die angekündigte Umtauschaktion zur Stärkung des Kernkapitals überraschend, zumal diese mit keinem Wort in dem im Januar vorgestellten Maßnahmenpaket erwähnt wurde.
Der kräftige Anstieg der Commerzbank-Aktie hat wohl auch die Unternehmensleitung überrascht, die den "hohen" Kurs der Papiere prompt dazu nutzte das Kernkapital zu stärken. Der Deal im Detail: Besitzer ausgewählter Finanzinstrumente – insgesamt handelt es sich um sieben verschiedene Wertpapiere, alles Anleihen – können diese zu einem unter den Nennwert liegenden Preis in Comba-Aktien tauschen. Im Durchschnitt bietet die Commerzbank rund 73,36 Prozent des Emissionspreises. Leicht widersprüchlich klingen jedoch die Begründungen der Bank für die geplanten Transaktionen. In der Pressemitteilung heißt es dazu: "Die Transaktion ist kein Bestandteil des am 19. Januar 2012 vorgestellten Maßnahmenpakets der Bank zur Erfüllung der zusätzlichen Kapitalanforderungen der European Banking Authority (EBA) und ist hierfür auch nicht notwendig." Und gleich im nächsten Satz: "Dennoch wird die Durchführung der Transaktion das Core-Tier-1-Kapital der Commerzbank weiter stärken und leistet somit einen Beitrag, die verbleibenden EBA-Kapitalanforderungen schneller zu erfüllen". Konkret fehlten zum Ende des Geschäftsjahres 2011 noch 1,8 Mrd. Euro, um zum 30. Juni die notwendige 9 prozentige Kernkapitalquote zu erreichen. Geht der Umtausch-Coup voll auf, würde sich die Lücke schlagartig um eine Milliarde Euro auf 0,8 Mrd. Euro verringern. Der SoFFin, der bisher mit einer Sperrminorität an der Commerzbank beteiligt ist, hatte im Vorfeld sein Einverständnis dazu erklärt. Um die Sperrminorität nicht zu verlieren, werden bei dieser Aktion Teile der stillen Einlage des SoFFin in Aktien gewandelt. Wie viele Aktein das genau sind, ist bislang nicht bekannt. Möglicherweise sind durch die beiden Aktienpakete, der Anleihetausch und die Wandlung der stillen Einlage bereits ausreichend um die Eigenkapitallücke vollständigt zu schließen. Fragt sich nur, ob die Investoren dieses Angebot auch annehmen, wo es doch nach eigenen Aussagen nicht nötig ist.
Ausblick: Für die Aktionäre geht derweil die Nervenschlacht mit der Comba-Aktie weiter. Die Chance auf neue Kaufsignale und den nächsten Rallye-Schub wurde im Bereich von 2,15 Euro in der vergangenen Woche zum zweiten Mal vertan. Interessant zu wissen: Auf dem Niveau von 1,90 Euro wurde bislang das meiste Volumen erzeugt. Alleine deshalb kommt diesem Bereich eine hohe Bedeutung zu. Lapidar ausgedrückt könnte man auch zu dem Schluss kommen, dass die Papiere mit 1,90 Euro vorerst fair bewertet sind. Um dieses Bewertungsniveau nun auf ein höheres Level zu hieven, braucht es aus technischer Sicht vor allem Bewegungspotenzial und Zeit. Die Comba-Aktie dürfte daher in den kommenden Wochen zwischen 1,60 Euro und 2,15 Euro seitwärts laufen. Das Niveau von 1,60 Euro empfiehlt sich dabei für den antizyklischen Long-Einstieg auf niedrigem Niveau. Demgegenüber würde mit dem Ausbruch über 2,15 Euro der Startschuss für eine Rallye bis 2,70 Euro oder eventuell 3,10 Euro fallen.
/sh
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