--Griechenland ist erste Euro-Land in Default
--Moody's und Fitch dürften bald folgen
--Entscheidung über CDS steht an
(NEU: Weitere Details, Hintergrund)
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) hat die Bonitätsnote Griechenlands wegen des angestrebten Schuldenschnitts mit den privaten Gläubigern weiter gesenkt. Die Kreditwächter stuften das Rating auf "SD" (Selective Default) herab von zuvor CC und attestierten dem Land damit einen teilweisen Zahlungsausfall. Griechenland ist damit das erste Land im Euroraum, dem offiziell ein Zahlungsausfall bescheinigt wird. Die Entscheidung war erwartet worden, nachdem S&P angekündigt hatte, dass die rückwirkende Einführung einer Umschuldungsklausel, mit der eine ausreichende Beteiligung an dem geplanten Umtausch von Staatsanleihen sichergestellt werden kann, als Zahlungsausfall gewertet würde.
Das griechische Parlament hatte in der vergangenen Woche per Gesetz diese Klauseln beschlossen, mit der eine Mehrheit der Gläubiger einen Schuldenerlass der übrigen Gläubiger erzwingen kann. Es wird erwartet, dass auch bald Abstufungen der Ratingagenturen Moody's und Fitch folgen werden.
S&P erklärte, nach einem erfolgreichen Umtausch der Staatsanleihen könne die Bonitätsnote Griechenlands wieder auf CCC steigen. Mit dem Umtausch verzichten die privaten Gläubiger auf über die Hälfte ihrer Ansprüche, der Schuldenerlass für Griechenland beläuft sich damit auf 107 Milliarden Euro. Der Schuldenschnitt ist Teil des zweiten Rettungspakets über 130 Milliarden Euro, das die internationalen Geldgeber Griechenlands vor kurzem beschlossen haben.
Die große Frage ist nun, ob der Anleihentausch oder die Einführung der Umschuldungsklauseln auch sogenannte Kreditausfallversicherungen auslöst. Die International Swaps und Derivatives Association (ISDA), die darüber befindet, hat erklärt, sie werde am Mittwoch entscheiden, wie auf Anfragen auf Auszahlungen Credit Default Swaps (CDS) zu reagieren sei.
In den Euro-Staaten gibt es Besorgnisse, dass eine umfangreiche Auszahlung von Kreditausfallversicherungen zu einem systemischen Problem im ohnehin gestressten Finanzsystem führen kann. Zwar sind griechische Staatsanleihen nur über eine Summe von netto rund 3,5 Milliarden US-Dollar über CDS versichert, brutto beträgt die Versicherungssumme jedoch rund 70 Milliarden Dollar, weil viele Banken CDS sowohl ge- als auch verkauft haben. Sollte nun eine Station in der Zahlungskette ausfallen, könnte ein Dominoeffekt entstehen.
-Von Andreas Plecko, Dow Jones Newswires, +49 (0)69 - 29725 300, konjunktur.de@dowjones.com
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February 28, 2012 00:52 ET (05:52 GMT)
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