
40 Pferde, ein großer Haufen Mist und eine gute Idee: Norbert Theis möchte auf seiner Pferdepension Sonnenhof Energie aus Pferdeäpfeln gewinnen. Ein Gesetz hindert den Unternehmer aus Pfaffen-Schwabenheim bei Bad Kreuznach allerdings daran. Seit einem halben Jahr kämpft Theis nun um grünes Licht für sein Pilotprojekt bei den Umweltministerien in Mainz und Berlin. Auch mit EU-Energiekommissar Günther Oettinger hat er bereits über seine Pläne gesprochen.
Die knapp 40 Pferde auf dem Sonnenhof hinterlassen täglich etwa 1,2 Tonnen Mist. Innerhalb eines Jahres sind das mehr als 430 Tonnen. Getrocknet und gepresst entstünden daraus 150 Tonnen Pellets, die wie normale Holzpellets aussehen, riechen und brennen, erklärt Theis. So könne er die ganze Reitanlage und 25 weitere Haushalte mit Energie versorgen. Laut Gesetz darf das Tierprodukt in kleinen Öfen aber nicht verheizt werden. Eine Sondergenehmigung möchte Theis nicht: "Unser Anliegen ist es, die Pellets als Regelbrennstoff zu etablieren, so dass jeder Otto-Normal-Verbraucher damit heizen kann."
Die Verfahrenstechnikerin Claudia Kaul hilft Theis bei seinem Plan. Seit drei Jahren stehen ihre Pferde auf dem Sonnenhof. Der Pferdemist stehe nicht auf der Liste zulässiger Brennstoffe, erklärt sie das Problem. "Wir wollen, dass er aufgenommen wird."
Die Liste, auf der zum Beispiel Holz, Heizöl und Kohlenbriketts stehen, ist eine Vorschrift im Rahmen des Bundes-Immissionsschutzgesetzes. Danach ist das Vorhaben nicht umsetzbar. Bei der tierischen Biomasse sei mit höheren Schadstoffen zu rechnen als bei herkömmlichen Brennstoffen, erklärte ein Sprecher des rheinland-pfälzischen Umweltministeriums die Gründe. Eine Änderung der bestehenden Regel ist laut Bundesumweltministerium derzeit nicht geplant.
In Pfaffen-Schwabenheim wird mit Kopfschütteln auf die Vorschriften reagiert. "Der Pferdemagen gärt nicht", betonte Kaul. Der Mist der Tiere bestehe nur aus zerkautem Heu. Auch ein CO2-Gutachten spreche für den Plan des Unternehmers: Die Werte seien besser als bei fossilen Brennstoffen, erklärte Theis. Außerdem könnte er die Pellets regelmäßig liefern. "Bei uns fällt jeden Tag die gleiche Menge an." Stattdessen wird es auf dem Hof oft eng wegen des Pferdemists. Er dürfe zwar auf die Felder gestreut werden, das gehe aber nicht bei jeder Wetterlage.
Theis zählt nun auf eine Entscheidung auf EU-Ebene. Im vergangenen Jahr hat er Energiekommissar Günther Oettinger seine Pläne vorgelegt. Wäre das Vorhaben einmal genehmigt, würde der Sonnenhof ein autarker Betrieb werden. Eine Schilfkläranlage reinigt seit Bestehen des Hofes im Jahr 1998 die Abwässer. Das gesammelte Regenwasser reicht nach Angaben des Unternehmens aus, um die Reitplätze zu bewässern. Seit Dezember produziert eine Solaranlage zudem den Strom für den ganzen Hof und speist den Überschuss in das örtliche Netz ein.
Die Regionalinitiative Rhein-Nahe-Hunsrück hat Theis im vergangenen Jahr den Titel "Unternehmer des Jahres" verliehen. Der Verein ehrt jedes Jahr einen Menschen, der in der Region zwischen Mainz und Birkenfeld sowohl wirtschaftlich erfolgreich als auch sozial oder kulturell engagiert ist. "Da ist Herr Theis mehrfach in die Kategorie gekommen", sagte Geschäftsführer Thomas Braßel.
Neben seiner Reitanlage führt Theis seit 25 Jahren einen Maler- und Denkmalpflegebetrieb und arbeitet im Ehrenamt für den Erhalt der Klosteranlagen in Pfaffen-Schwabenheim. Als Kutscher spannt er bis zu 20 Mal im Jahr die Pferde für Umzüge an, zuletzt für den Mainzer Rosenmontagszug./mlz/DP/tw
AXC0095 2012-03-07/11:47