(Prime Quants) - Die enttäuschenden US-Arbeitsmarktdaten am vergangenen Freitag haben ihre Wirkung nicht verfehlt. Der Schock von der viel zu optimistischen Fehlprognose – statt der erwarteten 205.000 Stellen, konnten tatsächlich nur neue 120.000 Arbeitsplätze in den Vereinigten Staaten geschaffen werden – steckt den Marktakteuren noch in den Knochen. Der Dow Jones reagierte am Montag prompt und fiel zum ersten Mal seit Mitte März wieder unter die Marke von 13.000 Punkten. Auch der S&P 500 (1.400er-Zone) sowie der Nikkei (10.000er-Marke) haben im Zuge der jüngsten Korrektur wichtige charttechnische Schlüsselstellen gerissen. Soweit die Bestandsaufnahme, wie man sie am heutigen Dienstag auf allen gängigen Finanzportalen lesen kann. Da unser kostenloser Newsletter "Market Mover" aufgrund des verlängerten Osterwochenendes am Montag nicht erschienen ist, widmen wir uns mit diesem Artikel ausführlich dem Geschehen hinter den Kulissen.
Charttechnisch angeschlagen
Die Volumenverteilung auf den einzelnen Kurslevels zeigte nach dem Break über 6.930 Zähler Anfang März, dass im Bereich von 7.190/7.200 Zählern vorerst Schluss mit Lustig ist, weshalb mit einer Korrekturbewegung zurück auf das Ausbruchsniveau zu rechnen war. Anschließend sollte sich der DAX erneut über den Widerstandscluster bei 7.000 Punkten schieben. In unserem Tradingservice DAX-Daytrading wurden beide Chancen konsequent gehandelt. Nachdem die beiden Short-Trades bei 7.075 und weiter oben bei 7.185 Punkten insgesamt für Gewinne von 38,85 Prozent und 45,80 Prozent sorgten, lief auch der Long-Trade auf dem Niveau von 6.930 Zählern vorerst nach Plan. Die spekulativen Scheine schraubten sich mit einem zwischenzeitlichen Plus von 135% deutlich in die Gewinnzone. Wir blieben bei der riskanten Ausrichtung und wollten den Trade voll ausreizen. Eine Fehlentscheidung wie sich später herausstellte, denn das Leitbarometer brach nach der klaren Absage nach einem weiteren Anleihekaufprogramm (QE3) durch die US-Notenbank Fed erneut unter die Marke von 7.000 Zählern weg. Nachdem die November-Aufwärtstrendgerade nur kurzen Halt bot und auch der kurzfristige 21-Tage-GD (repräsentiert die Entwicklung eines Monats) unterschritten wurde, verstärkte sich der Abwärtsdruck prompt. Zur Stunde beträgt die Differenz zum Jahreshoch bereits 6,66 Prozent bzw. 479 Punkte – und das im tendenziell besten Börsenmonat des Jahres (durchschnittliche April-Performance 3,3 Prozent).Mittel- und langfristige Trends intakt
Das Gros der Analysten befürchtet jedoch trotz der recht deutlichen Abwärtsreaktion derzeit keinen Trendwechsel und den Start einer neuen Baissephase. Vorangeführt werden in diesem Zusammenhang vor allem die mittel- und langfristig entscheidenden Durchschnittlinien, die je nach Komprimierung rund um die Marke von 6.400 sowie knapp unterhalb von 6.300 Zählern zu finden sind. Zudem wurde aus technischer Perspektive die Folge der ansteigenden markanten Tiefpunkte – wodurch ein Aufwärtstrend definiert wird – noch nicht durchschlagen. Notierungen auf dem Niveau rund um 6.700 Zähler geben daher Grund zur Hoffnung für eine schnelle Kehrtwende nach oben. Diese Einschätzung teilen wir derzeit nicht ganz, auch wenn Korrekturbewegungen innerhalb langfristiger Aufwärtstrends durchaus normal sind. Die Historie zeigt: Alleine in der Rallyephase zwischen März 2009 und Mai 2011 mussten insgesamt zehn Rücksetzer mit einem Abschlag von mehr als 5 Prozent verkraftet werden. Fünfmal fiel der DAX dabei sogar um mehr als 10 Prozent zurück. Doch am Ende wurden alle Korrekturen in kürzester Zeit wieder egalisiert.Rückenwind an soliden Unterstützungen
Die meisten Börsianer scheinen der Korrektur daher gelassen gegenüber zu stehen und vertrauen auf die soliden Haltezonen, die noch zwischen 6.300 und 6.700 Zählern zu finden sind. Das Euwax-Sentiment deutet in der Jahresperspektive sogar auf ein leicht bullishes Kräfteverhältnis hin – allerdings gilt die Zeitreihe als klarer Kontraindikator. Dennoch glauben auch wir derzeit nicht, dass der Markt in einen Sell-Off übergehen wird. Als besonders interessant definieren wir derzeit die Zonen bei 6.570 und weiter unten rund um 6.400 Zähler, auch wenn angesichts der wieder aufflammenden EU-Schuldenkrise und dem schwachen US-Arbeitsmarkt derzeit kaum fundamentale Kaufargumente zu finden sind.Peripherie-Probleme halten an
Fast konnte man den Eindruck gewinnen, dass mit den steigenden Kursen sich auch die Finanzkrise in Luft auflösen würde. Doch prompt steht das Schuldendilemma wieder auf der Tagesordnung. Neben der gefloppten Anleiheauktion in Spanien – das größte Sparparket wurde zuvor sehr skeptisch betrachtet – sorgte auch der Härtetest in Portugal für Verunsicherung. Zwar konnte sich die Regierung in Lissabon mit einer Milliarde frischem Kapital eindecken, allerdings war dies nur zu deutlich höheren Renditen am Kapitalmarkt möglich. Auch in Spanien und Italien zogen die Risikoaufschläge wieder spürbar an. Dennoch, wir vertreten den Standpunkt, dass Spanien und Italien kaum mit der Situation in Griechenland vergleichbar sind. Zwar leidet vor allem des Deutschen liebstes Reiseziel unter einer hohen Arbeitslosenquote, allerdings ächzt das Land im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung nur unter einem kleinen Schuldenberg von 80%. Die Spekulation um die Euroländer könnte daher schon in Kürze wieder verfliegen.Wall Street macht die Musik
Wie an der Schnur gezogen kletterten die amerikanischen Leitindizes in diesem Jahr Richtung Norden. Doch die Triebkraft des lockeren Geldes scheint langsam ihre Wirkung zu verlieren, zumal am US-Arbeitsmarkt kaum nennenswerte Verbesserungen erzielt werden können. Schon jetzt zählt der Aufschwung zu den schwächsten Erholungsphasen der Nachkriegsgeschichte. Und so bleibt es bei dem Teufelskreis: Kaum wurde einem weiteren Anleihekaufprogramm (QE 3) eine klare Absage erteilt, da machen die überraschend schwachen Ergebnisse des vorherigen Stützungsprogramms Hoffnung, dass schlussendlich noch einmal die gleichen falschen Maßnahmen ergriffen werden. Zwecks mangelnder Alternativen und Ideen wird die USA wohl auf dem Holzweg bleiben und fest an der Marschroute des billigen Geldes festhalten. Koste es was es wolle. Die Märkte dürfte dies dann nach einer kurzen Enttäuschungsphase wieder etwas stabilisieren.Startschuss zur Berichtssaison
Nach dem Konjunkturdämpfer können sich die Anleger nun wieder auf die Unternehmenszahlen konzentrieren. Mit dem Aluminiumkonzern Alcoa fällt heute der Auftakt für die Berichtssaison zum ersten Quartal. Nach den positiven Ergebnissen im Jahr 2011 rechnen wir nicht mit vielen ausgewöhnlichen Überraschungen, die sich als kurstreibend herausstellen. Zwar dürfte dich der hohe Ölpreis in den ersten drei Monaten des Jahres noch nicht auf die Ergebnisse ausgewirkt haben, weshalb erneut robuste Zahlen zu erwarten sind. Allerdings dürften gerade die Ausblicke für die restlichen Monate konservativ und etwas verhalten ausfallen. Gerade die amerikanischen Unternehmen standen in der letzten Zeit besonders gut da, sodass die Stabilisierungswirkung der Berichtssaison nicht unterschätzt werden sollte.Interessant: Erstaunlich ist in diesen Tagen auch der Blick auf den DAX-Kursindex. Ohne Dividenden und sonstige Erträge wird das Leitbarometer nicht nur rund 48% tiefer taxiert, sondern kämpft derzeit auch mit dem Lehman-Niveau aus dem Jahr 2008. Ein Sprung nach oben könnte hier neue Kaufsignale auslösen, die sich auch auf den Performanceindex auswirken dürften.
Fazit: Die Korrektur läuft, doch beunruhigen lassen sollte man sich von dem Rücksetzer nicht. Im Zuge der leichteren Kurse stellen sich vor allem die Bereiche bei 6.570 und 6.400 Zählern als solider Unterstützungen heraus. Mit konsequenten Stop-Kursen und spekulativen Trades könnte so in Kürze mit einer konträren Einstiegsstrategie die einen oder anderen schnellen Gewinne mitgenommen werden.
Weitere Informationen zu den Market Movern im deutschen Leitbarometer erhalten Sie in unserem gleichnamigen kostenlosen Newsletter, der zweimal wöchentlich am Montag und Freitag erscheint.
/sh
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