Der April wurde seinem Image als bester Börsenmonat diesmal nicht gerecht, sondern enttäuschte allgemein, wie die obige Tabelle zeigt. Lediglich der Dow Jones kam auf ein, wenn auch nur äußerst knappes, Plus. Obwohl der Dow Jones am 1. Mai mit 13.279 seinen höchsten Stand seit Ende 2007 erreichte, sind nach seinem sieben monatigen ununterbrochenen Aufwärtstrend Ermüdungserscheinungen zu erkennen,. Zu Wochenschluss setzte ein politisch bedingter allgemeiner Verkaufsdruck ein, wobei Texas-Öl (WTI) am schlechtesten abschnitt (roter Pfeil) und erstmals unter dem Jahresanfangsniveau (roter Pfeil) liegt und damit meine ständigen Warnungen bereits teilweise bestätigt.
Mit dem Mai beginnt bekanntlich die schwache Börsenphase im Jahresverlauf. Wer seit 1950 nur in den sechs Monaten von Mai bis Oktober im Dow Jones investierte und mit $10.000 begann, weist heute nur noch $9.000 auf; also einen Verlust von 10% in 62 Jahren. Wer sich dagegen ausschließlich auf den Zeitraum von November bis April konzentrierte und von Mai bis Oktober Bargeld hielt, kommt heute nach 62 Jahren auf einen Gewinn von $660.000 bzw. 6.600%! Von November 2011 bis Ende April 2012 stieg der Dow Jones 10,5% und damit 50% mehr als der Jahresdurchschnitt von 7% seit 1950.
Europa befindet sich erneut in einer äußerst kritischen politischen Krise, die die Börsen in den kommenden Monaten belasten werden. Der Regierungswechsel in Frankreich (paradoxerweise verhalf die weit rechts stehende Nationale Front dem Sozialisten Hollande zum Wahlsieg) und die politische Patt-Situation in Griechenland sowie der Zusammenbruch der Regierungskoalition in den Niederlanden, verbunden mit Neuwahlen im September, setzen den Euro unter Druck. Unter $1,30 ist der Euro wieder kaufenswert. Beim Gold ist der Boden noch nicht ganz erreicht. Silber dagegen kann unter $29 pro Feinunze wieder in drei Tranchen zurückgekauft werden.
Wer meiner Empfehlung zur Gewinnmitnahme an den Aktienmärkten in den vergangenen Wochen gefolgt ist, kann in den nächsten Monaten mit Rückkäufen beginnen. Momentan erleben wir eine Konsolidierung bis hin zu einer Korrekturphase, was je nach Index ein Minus von mindestens 5% bis hin zu 15% bedeutet. Aktien, die 15% von ihrem bisherigen Jahreshöchststand gefallen sind, kommen auf meine Beobachtungsliste; ein Minus von 20% löst meist eine Kaufempfehlung aus. Diese Strategie diskutiere ich fast täglich auf der Hotline. Die Börsenhausse, die in Deutschland im vergangenen September und an Wall Street im Oktober begann, ist noch nicht beendet. Am Jahresende werden die meisten Börsen-Indices über ihren diesjährigen Höchstmarken stehen! Wie bereits im vergangenen Jahr sind Weihnachtseinkäufe am Aktienmarkt im Sommer zu tätigen. Nerven, Mut und Geduld sind dazu erforderlich.
Der US-Arbeitsmarkt lag im April (hellgrüner Pfeil) unter den Erwartungen. In meinem Blog von Mitte April hatte ich bereits darauf aufmerksam gemacht. Das Chartbild zeigt die Entwicklung am Arbeitsmarkt seit Amtsantritt von Präsident Obama. In den ersten 13 Monaten von Februar 2009 bis Februar 2010 (rote Schattierung) gingen 4,317 Millionen Arbeitsplätze verloren. Um diese Entlassungswelle zu stoppen, stellte Obama ein massives Stimulanzprogramm auf. Der erste Erfolg (grüne Schattierung - 944 Tausend) beruhte auf einer Bevölkerungsumfrage, was jedoch nur temporäre Arbeitsplätze schuf. Danach kam es wieder zu Entlassungen (hellrote Schattierung - 303 Tausend) für vier Monate, bevor es ab Oktober 2010 zu einer ununterbrochenen, 19-monatigen Verbesserung (leicht grüne Schattierung) kam, die 3,104 Millionen Neueinstellungen erzeugte.
Allerdings gab es unter Präsident Obama bisher nur 10 Monate, wo Neueinstellungen die wichtige 200.000 Marke überschritten., um die Arbeitslosenrate nachhaltig zu reduzieren. Insgesamt gingen seit Amtsantritt von Obama 572 Tausend Arbeitsplätze verloren. In den verbleibenden neun Monaten bis zum Ende seiner Amtszeit kann dieses Minus noch vollkommen eliminiert werden und einen Nettoanstieg von Neueinstellungen von über 500 Tausend aufweisen. In der ersten Amtszeit von Präsident Bush gingen dagegen 13 Tausend Arbeitsplätze verloren. Obama kann auf jeden Fall mit einer besseren Bilanz aufwarten.
Weitere Einschätzungen und Empfehlungen auf der Hotline. Mein nächster Blog erscheint am Montag, den 16. Mai..
© 2012 Heiko Thieme