Nach der schwächsten drei Wochenphase seit dem Sommer vorigen Jahres sind Aktien kurzfristig überverkauft. Mit einer temporären Erholung ist in den nächsten Tagen zu rechnen. Die absoluten Tiefstände für dieses Jahr liegen jedoch noch vor uns. Allerdings ist das Restrisiko in den kommenden Monaten geringer als das Potential bis Jahresende. Daher eignen sich kursschwache Tage als Kauftage mit Blick auf Weihnachten!
Auch die dritte Mai-Woche brachte in fast allen Segmenten nur Minuszahlen. Lediglich Gold (grüner Pfeil) konnte sich gegen den allgemeinen Verkaufsdruck durchsetzen, nachdem am Mittwoch ein Jahrestiefstand von $1.530 pro Feinunze getestet wurde. Dies war ein Minus von rund 20% seit dem Rekordhoch von $1.921 am 6. September vorigen Jahres. Meine Kaufempfehlung auf der Hotline kam hier zeitgerecht, aber gilt allerdings nur für einen kurzen Handel. Die $1.500-Marke kann in den nächsten Wochen getestet und sogar unterschritten werden. Auch Silber erholte sich von seinem Wochentief; meine Kaufempfehlung trägt auch hier erste Früchte. Am schwächsten war der Freiverkehrsmarkt (NASDAQ) auf Tages- und Wochenbasis (rote Pfeile), obwohl dieser Index das beste Resultat seit Jahresbeginn aufweist (grüner Pfeil). Der Kursanstieg von 31% bei dem Computerhersteller Apple trug rund die Hälfte zum bisherigen Jahresplus beim NASDAQ bei! Seit dem Höchststand am 9. April hat die Apple Aktie fast 17% verloren. Die Marktkapitalisierung schrumpfte über $100 Milliarden, was dem gesamten Börsenwert von Facebook entspricht! Dennoch bleibt Apple gemessen an der Marktkapitalisierung mit $496 Milliarden das mit Abstand größte Unternehmen der Welt. Der Ölgigant Exxon Mobil folgt mit einer Marktkapitalisierung von $381 Milliarden auf dem zweiten Platz.
Die Weltbörsen befinden sich in einer Korrekturphase. Der Welt-Aktienindex (ACWI:US) büßte seit dem 2. April 11,4% ein. Wie bereits im vorigen Jahr hat der jüngste Verkaufsdruck primär politische Gründe und wirft etliche Fragezeichen auf. Die Verschuldung von Griechenland bleibt ein bisher ungelöstes Problem. Neuwahlen stehen im Juni wieder an, nachdem das Wahlergebnis Anfang Mai keine befriedigenden Lösungen erzielte. Der von Deutschland geforderte Sparkurs ist keine Lösung für ein Land, das in einer tiefen Rezession steckt. Dies hat nach etlichem Zögern inzwischen auch Bundeskanzlerin Merkel erkannt und ihre Bereitschaft zu Zugeständnissen signalisiert. Demokratie ist ein langwieriger und mitunter auch teurer Prozess! In den USA drohen die oppositionellen Republikaner die Erhöhung der staatlichen Verschuldungsgrenze erneut zum Zentralthema in diesem Sommer zu machen, wie es bereits im vergangenen Jahr der Fall war und Wall Street in eine sehr schmerzliche, wenn auch nur kurze Baisse trieb. Wie bereits im Vorjahr verspricht dieser Sommer, nicht nur vom Wetter her heiß zu werden.
Meine regelmäßigen Warnungen vor einem zu hohen Ölpreis, haben sich inzwischen bestätigt. Texas-Öl (WTI) weist seit Jahresbeginn den größten Preisrückgang auf (roter Pfeil). Die Jahrestiefstände sind jedoch noch nicht erreicht. Allerdings kann das für Juli geplante Embargo der Euroländer gegenüber Öl aus dem Iran eine temporäre Preis-Erholung bringen. Politische Unruhen im Nahen Osten können ebenfalls den Ölpreis temporär treiben. Dennoch bleibe ich im Energiesektor vorläufig Zuschauer.
Facebook, die größte Internet-Emission, wurde zu einem Flop! Es dauerte am Freitag fast zwei Stunden, bevor eine Notierung am Freiverkehrsmarkt (NASDAQ) erzielt wurde. Die Prämie von rund 18% in den ersten Handelsminuten konnte sich nur wenige Sekunden halten. Morgan Stanley, der Marktführer dieser Neuemission, verbrachte den restlichen Tag, um den Emissionskurs von $38 zu halten. Das Handelsvolumen von 582 Millionen Aktien überstieg dabei die Neuemission von 421 Millionen Aktien um fast 40%! Am heutigen Montag brach der Kurs mit $34 um 11% ein und hinterließ zahlreiche Narben bei fast allen Beteiligten. Es gab keine Gewinner. Mark Zuckerberg, der 28-jährige Gründer und größte Aktionär, erlitt heute einen Buchverlust von über zwei Milliarden Dollar. Ihm bleiben jedoch noch knapp $17 Mrd. übrig!
US-Staatsanleihen offerieren die niedrigste Rendite (grüner Pfeil) seit 1900 (grüne Linie)! Vor rund 30 Jahren (roter Pfeil) war die Rendite für 10-jährige Anleihen auf ein Rekordhoch von über 15% gestiegen und offerierte eine einmalige Kaufgelegenheit. Beim derzeitigen Niedrigstniveau von 1,75% sind amerikanische Staatsanleihen zu meiden! In Relation zum Rentenmarkt sind Aktien mindestens 30% unterbewertet.
Der Einzelhandel verzeichnete im April deutlich geringere Umsätze (blauer Pfeil +0,1%) als in den drei Vormonaten. Allerdings gab es seit Juni 2010 (grüne Schattierung) bereits zweimal (hellblaue Pfeile) etwas schwächere Umsätze, ohne dabei den positiven Jahrestrend (grüner Pfeil) entscheidend zu beeinträchtigen. Die US-Wirtschaft expandiert weiterhin, wenn auch mit gebremsten Schaum. Die 2%-Marke kann in diesem Jahr beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) dennoch erreicht und sogar überwunden werden.
Weitere Einschätzungen und spezifische Empfehlungen auf der Hotline. Der nächste Blog erscheint am Dienstag den 29. Mai, da am Montag in den USA ein Feiertag (Heldengedenktag) ist.
© 2012 Heiko Thieme