Alle Indikatoren der obigen Tabelle endeten im Mai deutlich im Minus. Der Mai wird damit wahrscheinlich der schwächste Börsenmonat in diesem Jahr sein. Der einzige "Lichtblick" im Wochenverlauf war am Freitag die Kursexplosion im Edelmetallsektor (grüner Pfeil); im Kontrast dazu stand das Öl, wo es zu weiteren Preiseinbrüchen kam (roter Pfeil). Taxas-Öl führt die Liste der Verlierer seit Jahresbeginn an (roter Pfeil) . Auch der Dow Jones Index steht jetzt im Vergleich zum Jahresbeginn im Minus. Börsianer reagierten am Freitag kopflos, nachdem die Arbeitsmarktdaten in den USA schwächer als erhofft waren. Die Börsen sind markttechnisch betrachtet weit überverkauft. Mit einer Erholungsrallye rechnen zur Zeit die wenigsten. Meist kommt jedoch das, was kaum jemand erwartet. Meine Empfehlungsliste ist in dieser Woche deutlich erweitert. Dies wird auf meiner Hotline diskutiert.
Die Zahl der neugeschaffenen Arbeitsplätze lag im Mai mit 69.000 (blauer Pfeil) weit unter den Erwartungen - man ging von 150.000 aus. Gleichzeitig wurden die beiden Vormonate - April und März - um fast 50.000 neue Arbeitsplätze reduziert, sodass das allgemeine Bild am Arbeitsmarkt seit drei Monaten (hellblaue Schattierung) spürbar schwächer als ursprünglich angenommen war. Solche temporären Schwächephasen gab es bereits schon zweimal am Arbeitsmarkt seitdem der Erholungstrend vor zwei Jahren begann (gelbe Schattierung und von Mai bis August 2011). Das Ende dieses Wirtschaftsaufschwungs bedeutet es jedoch nicht. Allerdings belastet es die Wiederwahlchancen von Präsident Obama im November.
Die aktuelle Entwicklung am US- Arbeitsmarkt verläuft im Privatsektor (blaue Linie) prozentual fast ähnlich wie die allgemeine Erholung nach Rezessionen in den vergangenen 80 Jahren war (gold/graue Linie)! Der Einstellungstrend im öffentlichen Sektor ist heute allerdings entscheidend schwächer (rote Linie und roter Pfeil) als in der Vergangenheit. Dies bedeutet, dass unter Präsident Obama der Staat, die Länder und Kommunen trotz Wirtschaftserholung mehrheitlich Arbeitsplätze streichen. Eigentlich entspricht dies eher der Philosophie und den Forderungen der in der Opposition stehenden Republikaner (weniger Staat - mehr Privatwirtschaft), obwohl dies bisher von kaum einer Partei so kommentiert wird. Der anfängliche starke Anstieg (hellblauer Pfeil) nach der Rezession (grüner Pfeil) im öffentlichen Sektor beruhte ausschließlich auf temporären Einstellungen im Frühjahr von 2010 aufgrund der Volkszählung. Das Ende der Rezessionen ist durch die vertikale Linie (blauer Pfeil) markiert. Der drastische Unterschied zwischen Neueinstellungen im Privatsektor (deutlich steigend) und öffentlichen Sektor (drastisch fallend) ist durch den großen violetten Doppelpfeil markiert. Während die meisten Kommentare Nervosität (violettes Fragezeichen) erkennen lassen, beurteile ich die aktuelle Arbeitsmarkt-Situation etwas positiver. Daher das große blaue Ausrufezeichen, auch wenn Einstellungen in der Privatwirtschaft etwas unterhalb des Langfristtrends liegen.
Das amerikanische Wirtschaftswachstum wurde in der zweiten Hochrechnung von ursprünglich 2,2% auf 1,9% reduziert (blauer Pfeil) und liegt damit etwas unter der Trendlinie von 2% (grüne Linie). Schwächere Staatsausgaben beeinträchtigten den nach wie vor positiven Trend im Privatsektor. Nach der Rezession von 2008/2009 (rote Schattierung) kam es anfänglich zu einer deutlichen Erholung von über 2% (grüne Schattierung), bevor sich der Trend um die 2%-Marke einpendelte. Kurzfristige Wachstumsspitzen gab es in der Vergangenheit bereits mehrfach (grüne Schattierungen), um dann wieder zurückzufallen. Das Null-Wachstum (rote Linie) wurde dabei jedoch nur während der Rezessions-Phase unterschritten. Die Gefahr einer nochmaligen Rezession besteht zur Zeit nicht.
Amerikanische Unternehmen verdienen ausgezeichnet! Im ersten Quartal stiegen Netto-Gewinne (nach Steuern) auf ein Rekordhoch von 1.669 Milliarden Dollar (grüner Pfeil). Im vierten Quartal waren es 1.494 Mrd. Dollar. Dies ist ein annualisierter (auf das Jahr hochgerechneter) Anstieg von 47%! Gegenüber dem Vorjahr lag die Verbesserung bei knapp 15% (blauer Pfeil). Ende 2008 waren die Unternehmensgewinne unter 650 Mrd. Dollar gefallen (roter Pfeil) - auf Vorjahresbasis war das ein Einbruch von über 50% (gelber Pfeil). Nur ein Jahr später lag die Verbesserung bei fast 120% (hellgrüner Pfeil). Das Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) ist zur Zeit historisch niedrig, zumal US-Anleihen die geringste Rendite ihrer Geschichte aufweisen. Der Aktienmarkt hat somit momentan keine Konkurrenz!
Weitere Analysen und spezifische Empfehlungen auf der Hotline. Mein nächster Blog erscheint am Montag, den 11. Juni nach Börsenschluss.
© 2012 Heiko Thieme