Wall Street beeindruckte mit dem besten Wochenresultat in diesem Jahr. Auf der Hotline nannte ich zu Wochenbeginn 13 DAX-Werte und fünf Dow Jones-Titel; dies war meine längste Empfehlungsliste seit Jahresbeginn. Die in erster Linie technisch bedingte Erholungsrallye wurde durch politische Hoffnungen ausgelöst, die europäische Verschuldungskrise in den Griff zu bekommen. Schnelle Lösungen wird es jedoch nicht geben, da der politische Entscheidungsprozess zu vielschichtig ist. Die nächste Hürde sind die erneuten Parlamentswahlen in Griechenland am 17. Juni. Der Kreditbedarf der spanischen Banken ist eine weitere Herausforderung, die einer schnellen Lösung bedarf. Generell bezahlt Europa einen sehr hohen Preis für seine politische Unentschlossenheit. Eine reine Sparstrategie, wie sie bisher von Deutschland angestrebt wurde, ist keine Lösung sondern verschärft die Finanzkrise sogar. Schrumpfendes Wachstum bis hin zur Rezession ist kein Fortschritt sondern ein Rückschritt. Steuererhöhungen sind in der jetzigen Situation konterproduktiv. Staat und Privatwirtschaft müssen sich einander ergänzen und nicht bekämpfen. Dies ist und bleibt ein delikater Balance-Akt, der die Politik, Wirtschaft und Börse noch etliche Jahre beschäftigen wird. Volatilität wird das Börsengeschehen in den kommenden Wochen und Monaten kennzeichnen. Da ich mit keinem völligen politischen Einbruch rechne sondern weiterhin praktische Lösungen sehe, ist das derzeitige Risiko an den Aktienmärkten geringer als das Potential. Eine Schwitzpartie wird uns in den Sommermonaten jedoch kaum erspart bleiben. Aktien, die vom Jahreshoechststand mehr als 20% gefallen sind, stehen meist auf meiner Kaufliste; Gewinnmitnahmen oder Stop-Absicherung sind dort empfohlen, wo der Kursanstieg die 20%-Marke erreicht. Hierzu empfehle ich meine Hotline, die es seit fast 26 Jahren gibt.
Der Freiverkwehrsmarkt (NASDAQ) führt die obige Tabelle in allen Zeitabschnitten seit Jahresbeginn an (drei grüne Pfeile). Vor einer Woche waren Edelmetalle die klaren Wochensieger; diesmal landeten sie auf der Verliererseite (roter Pfeil beim Gold). Der Euro liegt nur knapp unter seiner Kaufkraftparität von $1,25 und ist zwischen $1,20 und $1,30 kaufenswert. Das Öl ist inzwischen der klarer Verlierer in diesem Jahr (roter Pfeil bei WTI) mit Verlusten von 20% (Brent) bis 26% (WTI). Ich hatte hier regelmäßig vor einem zu hohen Preis gewarnt.Zu technisch bedingten Preiserholungen kann es hier zwar jetzt kommen, dennoch rechne ich mit noch niedrigeren Notierungen im weiteren Jahresverlauf.
Am Freitag kommt es wie alle Vierteljahre zum "Hexenwirbel". Jeweils am dritten Freitag im März, Juni, September und Dezember verfallen vier Zeitkontrakte an den Börsen gleichzeitig. Dies ist mit einer relativ hohen Volatilität im Wochenverlauf verbunden.
© 2012 Heiko Thieme