Verantwortlicher Redakteur: Markus Meister
Heute freuen wir uns über ein FN-Vorstandsinterview mit dem Vorstandsvorsitzenden der XING AG, Herrn Dr. Gross-Selbeck auf FinanzNachrichten.de. Die XING AG, die ein soziales Netzwerk für berufliche Kontakte in Europa betreibt, hat am 14. Mai die März-Quartalszahlen mit 0,36 Euro Gewinn/Aktie (Q1/2011: 0,55 Euro) veröffentlicht.
Investitionen zum Geschäftsausbau haben dem Unternehmen zufolge auf den Gewinn gedrückt. Den Umsatz steigerte das Unternehmen dank einer guten Entwicklung in allen Geschäftsfeldern um +14,8 % auf 17,7 Mio. Euro (Quartalsbericht als PDF).
Viele börsennotierte Soziale Netzwerke sind durch den Riesen-Flop des Facebook IPOs in 'Sippenhaft' genommen worden und verzeichneten in den vergangenen Wochen deutliche Aktienkursverluste. Gerade deshalb möchten wir uns das Geschäftsmodell des deutschen Branchenvertreters einmal näher ansehen. Vielleicht bietet sich hier eine spannende Investment-Chance? Dr. Gross-Selbeck, den wir interviewt haben, scheidet zum Jahresende bei XING aus und übergibt das Ruder an Thomas Vollmoeller, der bislang Vorstandsvorsitzender der Schweizer Handels- und Logistik-Holding Valora ist.
FinanzNachrichten.de
Sehr geehrter Herr Gross-Selbeck, die XING AG ist wohl den meisten Anlegern als soziales Netzwerk für berufliche Kontakte bereits ein Begriff. Können Sie uns Ihr Unternehmen und das Geschäftsmodell in wenigen Sätzen näher beschreiben?
DR. STEFAN GROSS-SELBECK:
XING ist das führende berufliche Netzwerk im deutschsprachigen Raum. Auf XING vernetzen sich Berufstätige aller Branchen, suchen und finden Jobs, Mitarbeiter, Aufträge, Kooperationspartner, fachlichen Rat oder Geschäftsideen. Wir erzielen rund zwei Drittel unseres Umsatzes – im vergangenen Jahr waren das mehr als 66 Mio. Euro – durch die Gebühren, die Premiummitglieder für besondere Services zahlen. Das verbleibende Drittel erzielen wir durch unsere vertikalen Erlösquellen E-Recruiting, Advertising und Events. Der Anteil dieser Erlösquellen am Gesamtumsatz steigt stetig.
FN:
Börsennotierte soziale Netzwerke kamen zuletzt durch das Facebook-IPO verstärkt in den Fokus der Investoren. Nun ist dieser Rekord-Börsengang zu einem peinlichen Flop geworden, sodass die Anleger auch andere Social-Network-Aktien mit Verkäufen abgestraft haben. Wie sehen Sie diese Entwicklung - hat der Trend 'Social Networks' seinen Zenit vielleicht schon überschritten?
DR. STEFAN GROSS-SELBECK:
Nein. Soziale Netzwerke sind trotz der noch immer rasanten Wachstumszahlen nach wie vor am Anfang einer Entwicklung, deren ganzes Ausmass wir noch gar nicht absehen können. Was XING betrifft, sehen wir in unserem Kernmarkt noch erhebliches Wachstumspotenzial. Wir wollen unsere Nutzerbasis in den kommenden Jahren verdoppeln.
FN:
Ende 2010 ist die XING AG mit der Übernahme der in München ansässigen amiando AG in den Bereich Online-Eventmanagement und -Ticketing eingestiegen. Wie passt dieser Geschäftszweig mit dem Social-Network-Thema zusammen? Wie hat er sich in der Zwischenzeit entwickelt und welches Potenzial sehen Sie hier?
DR. STEFAN GROSS-SELBECK:
Nun, die XING-Plattform hat unseren Mitgliedern immer ermöglicht, zu Events einzuladen. Im vergangenen Jahr ist das rund 150.000 Mal passiert. Da lag es einfach auf der Hand, unseren Kunden auch eine umfassende Lösung für das Ticketing anzubieten. Das Geschäft hat sich gut entwickelt. So hat XING im ersten Quartal dieses Jahres ein Ticketvolumen von mehr als 14 Mio. Euro abgewickelt und damit den Umsatz im Vergleich zum Vorjahr auf 1,02 Mio. Euro verdoppelt.
FN:
Mit den Anfang Mai veröffentlichten März-Quartalszahlen hat das Unternehmen einen Gewinnrückgang von rund 2,7 auf knapp 2 Mio. Euro für das Quartal vermeldet - bei einem gleichzeitigen Umsatzanstieg um +13 % auf 17,7 Mio. Euro. Der Fokus liegt offenbar derzeit eher auf Investitionen und Wachstum als auf Profitabilität, oder?
DR. STEFAN GROSS-SELBECK:
Wir haben im ersten Quartal, wie angekündigt, in zukünftiges Wachstum investiert. Das heisst bei einem Unternehmen in unserer Branche, dass wir insbesondere viele neue Mitarbeiter eingestellt haben. Das hat naturgemäss das Wachstum von EBITDA und Gewinn belastet.
FN:
2011 mussten grössere Abschreibungen in Höhe von rund 14,4 Mio. Euro auf internationale Aktivitäten, vor allem in der Türkei und Spanien, vorgenommen werden. Welche Gründe gibt es dafür, dass der Marktzugang in diesen Ländern offenbar nicht gelungen ist?
DR. STEFAN GROSS-SELBECK:
Wir haben in beiden Ländern mit je mehr als einer Million Mitgliedern einen signifikanten Marktanteil. Allerdings haben wir uns entschieden, uns ganz auf unseren Kernmarkt, den deutschsprachigen Raum, zu konzentrieren. Unsere Produktinnovationen werden aber natürlich nach wie vor auch in der Türkei und in Spanien ausgerollt.
FN:
Im Rahmen der März-Quartalszahlen wurde eine aktuelle Mitgliederzahl von über 12 Mio. verkündet. Im Berichtszeitraum waren alleine im deutschsprachigen Raum rund 233.000 neue Benutzer dazugekommen. Welches weitere Wachstum erwarten Sie hier? Wie setzt sich Ihre aktuelle Usergemeinde zusammen und müsste nicht bald einmal der Punkt kommen an dem 'jeder' geschäftlich Aktive in Deutschland bereits ein XING-Account hat?
DR. STEFAN GROSS-SELBECK:
Wir sehen, wie gesagt, weiterhin ein erhebliches Wachstumspotenzial im deutschsprachigen Raum. Unsere Marktdurchdringung liegt heute bei rund fünf Prozent im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung. Wir sehen das Potenzial, die Anzahl unserer Mitglieder im deutschsprachigen Raum in den kommenden Jahren zu verdoppeln.
FN:
Wie lässt sich die Unternehmens-Strategie für die Zukunft in wenige Worte fassen? In welche Geschäftsbereiche und Produkte wird die XING AG am meisten investieren, wo sehen Sie die grössten Potenziale?
DR. STEFAN GROSS-SELBECK:
Wir sind weiter voll auf Wachstumskurs. Zum einen liegt der Schwerpunkt darauf, möglichst viele neue Mitglieder bei XING willkommen zu heissen. Zum anderen suchen wir nach neuen vertikalen Erlösquellen, die unseren Mitgliedern einen zusätzlichen Mehrwert bieten.
FN:
Wie sehen Ihre Planungen für Umsatz und Gewinn in den kommenden Jahren aus?
DR. STEFAN GROSS-SELBECK:
Wir sind in der D-A-CH-Region hervorragend aufgestellt und verfügen über wachstumsstarke Geschäftsfelder. Damit haben wir das Potenzial, den Umsatz in den kommenden Jahren auf 100 Millionen Euro zu steigern. Mit der Ankündigung, ab 2012 eine regelmässige Dividende zu zahlen, haben wir zugleich deutlich gemacht, dass wir weiter steigende Gewinne in der Zukunft erwarten.
FN:
Sie sitzen seit langem auf einem Berg von liquiden Mitteln, die nicht betriebsnotwendig sind. Die Barmittel von ca. 50 Mio. Euro entsprechen rund einem Viertel des Börsenwertes bzw. sind nur etwas geringer als ein ganzer Jahresumsatz. Wenn es in den letzten Jahren aus Ihrer Sicht nie attraktive grosse Akquisitionsziele gegeben hat, würde es dann nicht Sinn machen, den Grossteil dieses Geldes an die Aktionäre auszuschütten, die dafür vielleicht schon eine Verwendung haben könnten?
DR. STEFAN GROSS-SELBECK:
Genau das haben wir ja getan. Am 7. Februar haben wir eine Sonderausschüttung in Höhe von 20 Mio. Euro oder 3,76 Euro je Aktie vorgenommen. Darüber hinaus haben wir Ende Februar entschieden, auch die Zahlung regelmässiger Dividenden aufzunehmen. Es liegt in der Natur unseres Geschäftsmodells, dass wir mehr Geld verdienen als wir in unser operatives Geschäft investieren können. Und daher werden wir auch in der Zukunft weiter Shareholder Value orientiert agieren.
FN:
Herr Dr. Gross-Selbeck, wir bedanken uns herzlich für das Interview!
Heute freuen wir uns über ein FN-Vorstandsinterview mit dem Vorstandsvorsitzenden der XING AG, Herrn Dr. Gross-Selbeck auf FinanzNachrichten.de. Die XING AG, die ein soziales Netzwerk für berufliche Kontakte in Europa betreibt, hat am 14. Mai die März-Quartalszahlen mit 0,36 Euro Gewinn/Aktie (Q1/2011: 0,55 Euro) veröffentlicht.
Investitionen zum Geschäftsausbau haben dem Unternehmen zufolge auf den Gewinn gedrückt. Den Umsatz steigerte das Unternehmen dank einer guten Entwicklung in allen Geschäftsfeldern um +14,8 % auf 17,7 Mio. Euro (Quartalsbericht als PDF).
Viele börsennotierte Soziale Netzwerke sind durch den Riesen-Flop des Facebook IPOs in 'Sippenhaft' genommen worden und verzeichneten in den vergangenen Wochen deutliche Aktienkursverluste. Gerade deshalb möchten wir uns das Geschäftsmodell des deutschen Branchenvertreters einmal näher ansehen. Vielleicht bietet sich hier eine spannende Investment-Chance? Dr. Gross-Selbeck, den wir interviewt haben, scheidet zum Jahresende bei XING aus und übergibt das Ruder an Thomas Vollmoeller, der bislang Vorstandsvorsitzender der Schweizer Handels- und Logistik-Holding Valora ist.
FinanzNachrichten.de
Sehr geehrter Herr Gross-Selbeck, die XING AG ist wohl den meisten Anlegern als soziales Netzwerk für berufliche Kontakte bereits ein Begriff. Können Sie uns Ihr Unternehmen und das Geschäftsmodell in wenigen Sätzen näher beschreiben?
DR. STEFAN GROSS-SELBECK:
XING ist das führende berufliche Netzwerk im deutschsprachigen Raum. Auf XING vernetzen sich Berufstätige aller Branchen, suchen und finden Jobs, Mitarbeiter, Aufträge, Kooperationspartner, fachlichen Rat oder Geschäftsideen. Wir erzielen rund zwei Drittel unseres Umsatzes – im vergangenen Jahr waren das mehr als 66 Mio. Euro – durch die Gebühren, die Premiummitglieder für besondere Services zahlen. Das verbleibende Drittel erzielen wir durch unsere vertikalen Erlösquellen E-Recruiting, Advertising und Events. Der Anteil dieser Erlösquellen am Gesamtumsatz steigt stetig.
FN:
Börsennotierte soziale Netzwerke kamen zuletzt durch das Facebook-IPO verstärkt in den Fokus der Investoren. Nun ist dieser Rekord-Börsengang zu einem peinlichen Flop geworden, sodass die Anleger auch andere Social-Network-Aktien mit Verkäufen abgestraft haben. Wie sehen Sie diese Entwicklung - hat der Trend 'Social Networks' seinen Zenit vielleicht schon überschritten?
DR. STEFAN GROSS-SELBECK:
Nein. Soziale Netzwerke sind trotz der noch immer rasanten Wachstumszahlen nach wie vor am Anfang einer Entwicklung, deren ganzes Ausmass wir noch gar nicht absehen können. Was XING betrifft, sehen wir in unserem Kernmarkt noch erhebliches Wachstumspotenzial. Wir wollen unsere Nutzerbasis in den kommenden Jahren verdoppeln.
FN:
Ende 2010 ist die XING AG mit der Übernahme der in München ansässigen amiando AG in den Bereich Online-Eventmanagement und -Ticketing eingestiegen. Wie passt dieser Geschäftszweig mit dem Social-Network-Thema zusammen? Wie hat er sich in der Zwischenzeit entwickelt und welches Potenzial sehen Sie hier?
DR. STEFAN GROSS-SELBECK:
Nun, die XING-Plattform hat unseren Mitgliedern immer ermöglicht, zu Events einzuladen. Im vergangenen Jahr ist das rund 150.000 Mal passiert. Da lag es einfach auf der Hand, unseren Kunden auch eine umfassende Lösung für das Ticketing anzubieten. Das Geschäft hat sich gut entwickelt. So hat XING im ersten Quartal dieses Jahres ein Ticketvolumen von mehr als 14 Mio. Euro abgewickelt und damit den Umsatz im Vergleich zum Vorjahr auf 1,02 Mio. Euro verdoppelt.
FN:
Mit den Anfang Mai veröffentlichten März-Quartalszahlen hat das Unternehmen einen Gewinnrückgang von rund 2,7 auf knapp 2 Mio. Euro für das Quartal vermeldet - bei einem gleichzeitigen Umsatzanstieg um +13 % auf 17,7 Mio. Euro. Der Fokus liegt offenbar derzeit eher auf Investitionen und Wachstum als auf Profitabilität, oder?
DR. STEFAN GROSS-SELBECK:
Wir haben im ersten Quartal, wie angekündigt, in zukünftiges Wachstum investiert. Das heisst bei einem Unternehmen in unserer Branche, dass wir insbesondere viele neue Mitarbeiter eingestellt haben. Das hat naturgemäss das Wachstum von EBITDA und Gewinn belastet.
FN:
2011 mussten grössere Abschreibungen in Höhe von rund 14,4 Mio. Euro auf internationale Aktivitäten, vor allem in der Türkei und Spanien, vorgenommen werden. Welche Gründe gibt es dafür, dass der Marktzugang in diesen Ländern offenbar nicht gelungen ist?
DR. STEFAN GROSS-SELBECK:
Wir haben in beiden Ländern mit je mehr als einer Million Mitgliedern einen signifikanten Marktanteil. Allerdings haben wir uns entschieden, uns ganz auf unseren Kernmarkt, den deutschsprachigen Raum, zu konzentrieren. Unsere Produktinnovationen werden aber natürlich nach wie vor auch in der Türkei und in Spanien ausgerollt.
FN:
Im Rahmen der März-Quartalszahlen wurde eine aktuelle Mitgliederzahl von über 12 Mio. verkündet. Im Berichtszeitraum waren alleine im deutschsprachigen Raum rund 233.000 neue Benutzer dazugekommen. Welches weitere Wachstum erwarten Sie hier? Wie setzt sich Ihre aktuelle Usergemeinde zusammen und müsste nicht bald einmal der Punkt kommen an dem 'jeder' geschäftlich Aktive in Deutschland bereits ein XING-Account hat?
DR. STEFAN GROSS-SELBECK:
Wir sehen, wie gesagt, weiterhin ein erhebliches Wachstumspotenzial im deutschsprachigen Raum. Unsere Marktdurchdringung liegt heute bei rund fünf Prozent im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung. Wir sehen das Potenzial, die Anzahl unserer Mitglieder im deutschsprachigen Raum in den kommenden Jahren zu verdoppeln.
FN:
Wie lässt sich die Unternehmens-Strategie für die Zukunft in wenige Worte fassen? In welche Geschäftsbereiche und Produkte wird die XING AG am meisten investieren, wo sehen Sie die grössten Potenziale?
DR. STEFAN GROSS-SELBECK:
Wir sind weiter voll auf Wachstumskurs. Zum einen liegt der Schwerpunkt darauf, möglichst viele neue Mitglieder bei XING willkommen zu heissen. Zum anderen suchen wir nach neuen vertikalen Erlösquellen, die unseren Mitgliedern einen zusätzlichen Mehrwert bieten.
FN:
Wie sehen Ihre Planungen für Umsatz und Gewinn in den kommenden Jahren aus?
DR. STEFAN GROSS-SELBECK:
Wir sind in der D-A-CH-Region hervorragend aufgestellt und verfügen über wachstumsstarke Geschäftsfelder. Damit haben wir das Potenzial, den Umsatz in den kommenden Jahren auf 100 Millionen Euro zu steigern. Mit der Ankündigung, ab 2012 eine regelmässige Dividende zu zahlen, haben wir zugleich deutlich gemacht, dass wir weiter steigende Gewinne in der Zukunft erwarten.
FN:
Sie sitzen seit langem auf einem Berg von liquiden Mitteln, die nicht betriebsnotwendig sind. Die Barmittel von ca. 50 Mio. Euro entsprechen rund einem Viertel des Börsenwertes bzw. sind nur etwas geringer als ein ganzer Jahresumsatz. Wenn es in den letzten Jahren aus Ihrer Sicht nie attraktive grosse Akquisitionsziele gegeben hat, würde es dann nicht Sinn machen, den Grossteil dieses Geldes an die Aktionäre auszuschütten, die dafür vielleicht schon eine Verwendung haben könnten?
DR. STEFAN GROSS-SELBECK:
Genau das haben wir ja getan. Am 7. Februar haben wir eine Sonderausschüttung in Höhe von 20 Mio. Euro oder 3,76 Euro je Aktie vorgenommen. Darüber hinaus haben wir Ende Februar entschieden, auch die Zahlung regelmässiger Dividenden aufzunehmen. Es liegt in der Natur unseres Geschäftsmodells, dass wir mehr Geld verdienen als wir in unser operatives Geschäft investieren können. Und daher werden wir auch in der Zukunft weiter Shareholder Value orientiert agieren.
FN:
Herr Dr. Gross-Selbeck, wir bedanken uns herzlich für das Interview!
© 2012 FN