
erst seit anderthalb Jahren oberste Versicherungsaufseherin
hierzulande, verliert ihren Job und kümmert sich zukünftig um
übergreifende Aufgaben und die Organisation der Bundesanstalt für
Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Der Verlust für die Branche
ist aber begrenzt.
Hahn war vor der BaFin Präsidentin des Bundeszentralamtes für
Steuern, der BaFin-Posten war praktisch die Krönung eines durchgehend
von steuerlichen Themen bestimmten Berufslebens. Der Wechsel zur
Versicherungsaufsicht war ein Einschnitt, der bis heute sicht- und
fühlbar blieb. Zwar befasste sich die Exekutivdirektorin, so Hahns
Funktionsbezeichnung, mit allen für die Branche wichtigen Themen, vom
neuen Aufsichtssystem SolvencyII bis zu den Folgen der niedrigen
Zinsen für die Lebensversicherung, aber die Antworten blieben eher
unverbindlich.
Angesichts der Herausforderungen, die gerade diese beiden Punkte
für die Branche darstellen, ist das nicht genug. Es gilt, gerade in
Brüssel die Besonderheiten der deutschen Branche für die Zukunft zu
bewahren - seien es die Garantieversprechen in der Lebensversicherung
oder die Marktstruktur mit den vielen kleineren
Versicherungsvereinen. Dies ist aber nicht alles. Es gilt auch
sicherzustellen, dass die Assekuranz nicht von Bankenkrisen
angesteckt werden kann. Bisher ist dies gelungen. Inzwischen stoßen
Versicherer aber in Bankdomänen vor, zum Beispiel im
Großkreditgeschäft. Der Gefahr, dass Banken Risiken, die sie nicht
mehr tragen wollen oder können, bei der Assekuranz abladen, muss die
Aufsicht entschlossen entgegentreten.
BaFin-Chefin Elke König, die selbst aus der Assekuranz kommt,
kennt die Probleme der Branche genau. Es fällt nicht schwer sich
vorzustellen, wie schwer es für Hahn als Branchenneuling gewesen sein
dürfte, sich gegenüber König zu behaupten. Sichtbar wurde dies nicht
zuletzt bei der jüngsten Jahrespressekonferenz der Aufsicht.
Der oder die Nachfolger(in) als Exekutivdirektor(in)
Versicherungsaufsicht sollte mit der Assekuranz vertraut sein, am
besten aus ihr kommen, um sofort ohne Einarbeitungszeit die
drängenden Themen der Branche angehen zu können: die letzten
Feinjustierungen bei SolvencyII im Sinne der hiesigen Besonderheiten
beeinflussen und dafür sorgen, dass die deutsche Assekuranz sich auch
weiterhin ihre Stabilität bewahrt. Ein schlagkräftiges Duo aus
Exekutivdirektor(in) und Präsidentin ist dazu in der Lage.
(Börsen-Zeitung, 14.6.2012)
Originaltext: Börsen-Zeitung
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