Seit Mitte März läuft nun eine nervenzehrende Korrekturbewegung, die den Anlegern vor allem eines abverlangt: Geduld. Von 7.194 Punkten Mitte März ging es im Tief knapp 1.300 Punkte oder rund -18 % auf 5.914 Zähler hinunter. Griechenland hier, Spanien dort - so langsam dürfte fast jeder Anleger dieser 'Never Ending Story' überdrüssig sein. Man hat sich schon fast an den andauernden Krisenmodus gewöhnt, aber fast jede Woche taucht ein neues grosses Problem auf.
Die spannende Frage ist: Wann - und vor allem wie - sich dieser ewige Krisenzustand einmal auflösen wird?
Gibt es einen grossen Knall, z.B. wenn die Griechen bei erneut unglücklichem Wahlausgang aus dem Euro fliegen, oder gelingt es durch immer neue Hilfspakete und 'Gelddrucken' eine Trendwende herbeizuführen, sodass die Krise eines Tages für beendet erklärt werden kann? Der DAX notiert aktuell bei rund 6.150 Punkten.
Alle Augen richten sich am kommenden Wochenende abermals auf Athen und die in Griechenland anstehende Parlamentswahl. Zwar möchte die Mehrheit der Griechen den Euro als Zahlungsmittel behalten, was angesichts einer drohenden Abwertung bei Wiedereinführung der Drachme nicht verwunderlich ist, aber laut aktuellen Umfragen zeichnet sich ein dramatisches Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der Radikalen Linken SYRIZA und der am Sparkurs festhaltenden konservativen Nea Dimokratia ab. Eine Regierungsbildung dürfte damit wieder sehr schwer werden.
Vom Ausgang der Wahl am kommenden Sonntag hängt es jedoch ab, ob Griechenland einen Staatsbankrott abwenden kann oder ob das Land die Eurozone verlassen muss/soll. Würden die Radikalen Linken stärkste Kraft in einer neuen Regierung, so dürfte folgendes Worst-Case-Szenario eintreten: Griechenland hält Zusagen an die Troika nicht ein, kündigt die bisherigen Sparmassnahmen auf und lehnt es ab, der Rückzahlung von Staatsschulden oberste Priorität einzuräumen. Im Gegenzug würde die Troika der ausländischen Geldgeber die Zahlungen an Griechenland stoppen. In weiterer Folge käme es zu einem Bank-Run auf die Euro-Einlagen, bis die Regierung eine Ersatzwährung einführt. Die neue Währung wertet sofort ab, sodass die dann noch erdrückenderen Staatsschulden eine unmittelbare Staatspleite zur Folge hätten.
Bei der Aussicht auf ein solches Szenario ist es kein Wunder, dass die Griechen momentan täglich für eine halbe Milliarde Euro Geld abheben, es wegüberweisen oder z.B. deutsche Bundesanleihen kaufen. Bei einem Bank-Run in Griechenland dürften auch Sparer in anderen Krisenländern Angst um ihre Euros auf ihren Bankkonten bekommen.
Generell stellt sich aber natürlich die rechtliche Frage, wie ein Euro-Ausschluss 'technisch' funktionieren sollte? Es ist hierfür kein Vorgehen vereinbart und darauf 'pokert' wohl auch SYRIZA-Chef Alexis Tsipras, dass ein Rauswurf aus der Währungsunion gar nicht möglich ist. Und falls die EZB den Geldhahn abdrehen würde, könnte er als Regierungschef einfach den Präsidenten der Griechischen Notenbank absetzen (nötigenfalls einfach mal inhaftieren lassen wegen seines staatsfeindlichen Verhaltens) und hat weiterhin Zugang zu den Euro-Tresoren. Dem Linken ist einiges zuzutrauen. Dumm ist er aber sicher nicht, weshalb auch eine von Tsipras geführte Regierung zu einer Stabilisierung der Lage im Land führen sollte. Und nach dem Wahlkampf (mit vielen Versprechen) sieht alles - wenn man tatsächlich Regierungsarbeit machen muss - dann natürlich anders aus. Dann zählt nämlich die Realität und kein absurdes Wunschdenken mehr.
Und falls es diese nicht geben sollte, wäre ein Austritt von starken Euro-Ländern, wie etwa Finnland, eine mögliche Alternative zu den 'Solidarität'-Erpressungen aus reformunwilligen Ländern. Dann könnte dann Südeuropa einen (schwachen) Euro als Währung haben und die effizienter arbeitenden Nord- und Mitteleuropäer andere Währungen.
Was passiert, wenn abermals eine Pattsituation zwischen den Parteien entsteht und keine arbeitsfähige Regierung gebildet werden kann ist ebenfalls unklar, denn es macht wohl wenig Sinn die Wähler so lange zu den Urnen zu schicken, bis das 'passendes Ergebnis' herauskommt. Deshalb dürfte es auch dann 'brenzlig' werden, schliesslich muss es ja für weitere Finanzhilfen eine handlungsfähige griechische Regierung geben, unter der die Vorgaben der Troika umgesetzt und überwacht werden. Wohl um ein positives Zeichen und einen Anreiz zu setzen 'sparwillige' Parteien zu wählen hat die EU nun Verhandlungen zur Lockerung der Sparbedingungen angekündigt. Es wird also höchstspannend, verfolgen Sie am kommenden Wochenende deshalb nicht nur die Fussball-EM!
Die englische Version der griechischen Tageszeitung 'Kathimerini' hat einen interessanten Live Wahlblog, der laufend mit den neuesten Meldungen rund um die Wahl aktualisiert wird.
Trotz der anhaltenden Misere könnte man so langsam griechische Aktien auf die Watchlist nehmen. Denn diese sind richtig tief gefallen und haben mittlerweile ein extrem niedriges Bewertungsniveau erreicht. Die 'FAZ' hat in diesem Artikel eine Reihe griechischer Aktien mit niedrigem KGV aufgelistet, unter anderem die Aktie der Lotteriegesellschaft OPAP (WKN 765974, Aktien-Kürzel GF8, ISIN GRS419003009, die der FAZ zufolge gerade mal auf ein 2012er KGV von knapp über 2 kommt.
Das grösste Risiko bei dieser Spekulation ist neben einer eventuell drohenden Verstaatlichung durch die Linksradikalen ein möglicher Austritt der Hellenen aus dem Euroraum. Wird die Drachme wieder eingeführt, so würden sämtliche griechischen Aktien - in Euro gerechnet - wegen der Wechselkursverluste wahrscheinlich noch einmal erheblich an Wert verlieren. Zudem würde die Wirtschaftsleistung (BIP) einbrechen. Andererseits bietet die Aussicht auf einen Verbleib im Euroraum durch ein mögliches konservativ-sozialistisches Regierungsbündnis auch die Chance auf deutliche Kursgewinne.
Mit einem Kursfeuerwerk starteten Europas Börsen am Montagmorgen jedenfalls in die Woche. Die Euro-Feuerwehr wurde am vergangenen Wochenende in Spanien aktiv, um den dort aktuellen Brandherd 'Bankenkrise' zu löschen. Eine offizielle Hilfsanfrage der spanischen Regierung wurde umgehend mit einem überraschend grossen Rettungspaket aus dem europäischen Rettungsschirm in Höhe von 100 Mrd. Euro beantwortet, das die Anleger von Frankfurt bis Madrid jubeln liess. Kurz entspannte sich die Situation und die spanischen Renditen am Anleihemarkt, der als Krisenindikator gilt, gingen etwas zurück.
Doch die Erleichterung währte nur kurz, denn noch am Montag setzte ein Gegentrend ein, sodass 10jährige Spanien-Anleihen neu Rendite-Hochs von bis zu 6,9 % erreichten. Zu viele Fragen sind in Sachen Bankenrettung noch ungeklärt und darüber hinaus geriet nun auch Italien zur Abwechslung wieder mal in den Fokus der Investoren, nachdem die österreichische Finanzministerin einen völlig unnötigen Kommentar zur Lage in Italien abgegeben hatte.
Mit unserer pessimistischen Einschätzung haben wir in der vergangenen Ausgabe leider voll ins Schwarze getroffen. Der DAX notierte zu diesem Zeitpunkt noch bei rund 6.400 Punkten - als wir einen Test der 6.000-Punkte-Marke durchaus für möglich erachtet haben, da eine 'Schulter-Kopf-Schulter-Chartformation' (violett) nach unten verlassen wurde. Nun gibt es einen recht steilen Abwärtstrend (schwarze Linien). Ist ein Trend derart steil und verhältnismässig schmal, so erfolgt meist nach einigen Wochen zumindest ein Ausbruch aus dem Trendkanal in die Gegenrichtung - selbst wenn es damit noch keinen Trendwechsel gibt. Mit rund -18 % Kursverlust in der Spitze sind wir bislang recht knapp an der Definition eines neuen Bärenmarktes (-20 %) vorbeigeschrammt.
Nach oben hin stellt das Hoch von Anfang Juni bei rund 6.300 Punkten (grüne Linie) eine grössere Hürde dar. Zuvor könnte eine Gegenbewegung nach oben natürlich auch schon an der knapp darunter befindlichen oberen Trendlinie des Abwärtstrendkanals (obere schwarze Linie) bei ca. 6.250 Punkten scheitern. Allerdings halten wir einen Ausbruch nach oben aus dem steilen Trendkanal, wie bereits beschrieben, nicht für unmöglich. Blickt man nach unten, so fällt die 5.900-Punkte-Marke (rote Linie) ins Auge. Geht es darunter, so haben wir wohl per Definition einen Bärenmarkt, was natürlich keine sehr schöne Feststellung wäre.
Bei etwa 5.800 Zählern verläuft die untere Trendlinie, die einen allerletzten Halt geben könnte, denn darunter sieht es erst einmal recht mau aus mit weiteren Unterstützungszonen. Gut möglich, dass der DAX bei Unterschreiten dieser Marken nochmal um etliche Hundert Punkte fällt. Noch ist dieses Szenario allerdings nicht aktuell und wir wollen daher auch keine Verunsicherung auslösen. Wachsam sollte man jedoch trotzdem sein und genau beobachten, ob und wie die charttechnischen Unterstützungen halten.
Wir raten Anlegern weiterhin abzuwarten, bis etwas klarer ist, wohin die Reise in Europa geht. Die Griechen-Wahl könnte möglicherweise einen Wendepunkt markieren, entweder durch einen Panik-Abverkauf oder bei einem 'guten' Wahlausgang auch über unmittelbare Kursanstiege. Wer auf der Long-Seite bereits vorsichtig einsteigen will, der kann Positionen mit einem Stopp-Loss bei ca. 5.800 Punkten absichern und auf einen Ausbruch aus dem Abwärtstrendkanal setzen.
Auch oder gerade weil die breite Anlegermasse einen negativen Wahlausgang zu erwarten scheint und der Pessimismus auch in den USA gross ist, wie man an den hohen Shortpositionen oder der hohen Cashquote der Aktienfonds ablesen kann. Die grosse Angst und die schlimmen Befürchtungen stimmen uns vorsichtig positiv, wenngleich wir natürlich auch erst das Wahlergebnis abwarten möchten. Die kommende Woche wird mit Sicherheit sehr spannend, seien Sie also vorsichtig!
Dieser DAX-Marktbericht stammt aus dem Börsenbrief Der Spekulant vom 15.6.2012.
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Die spannende Frage ist: Wann - und vor allem wie - sich dieser ewige Krisenzustand einmal auflösen wird?
Gibt es einen grossen Knall, z.B. wenn die Griechen bei erneut unglücklichem Wahlausgang aus dem Euro fliegen, oder gelingt es durch immer neue Hilfspakete und 'Gelddrucken' eine Trendwende herbeizuführen, sodass die Krise eines Tages für beendet erklärt werden kann? Der DAX notiert aktuell bei rund 6.150 Punkten.
Alle Augen richten sich am kommenden Wochenende abermals auf Athen und die in Griechenland anstehende Parlamentswahl. Zwar möchte die Mehrheit der Griechen den Euro als Zahlungsmittel behalten, was angesichts einer drohenden Abwertung bei Wiedereinführung der Drachme nicht verwunderlich ist, aber laut aktuellen Umfragen zeichnet sich ein dramatisches Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der Radikalen Linken SYRIZA und der am Sparkurs festhaltenden konservativen Nea Dimokratia ab. Eine Regierungsbildung dürfte damit wieder sehr schwer werden.
Vom Ausgang der Wahl am kommenden Sonntag hängt es jedoch ab, ob Griechenland einen Staatsbankrott abwenden kann oder ob das Land die Eurozone verlassen muss/soll. Würden die Radikalen Linken stärkste Kraft in einer neuen Regierung, so dürfte folgendes Worst-Case-Szenario eintreten: Griechenland hält Zusagen an die Troika nicht ein, kündigt die bisherigen Sparmassnahmen auf und lehnt es ab, der Rückzahlung von Staatsschulden oberste Priorität einzuräumen. Im Gegenzug würde die Troika der ausländischen Geldgeber die Zahlungen an Griechenland stoppen. In weiterer Folge käme es zu einem Bank-Run auf die Euro-Einlagen, bis die Regierung eine Ersatzwährung einführt. Die neue Währung wertet sofort ab, sodass die dann noch erdrückenderen Staatsschulden eine unmittelbare Staatspleite zur Folge hätten.
Bei der Aussicht auf ein solches Szenario ist es kein Wunder, dass die Griechen momentan täglich für eine halbe Milliarde Euro Geld abheben, es wegüberweisen oder z.B. deutsche Bundesanleihen kaufen. Bei einem Bank-Run in Griechenland dürften auch Sparer in anderen Krisenländern Angst um ihre Euros auf ihren Bankkonten bekommen.
Generell stellt sich aber natürlich die rechtliche Frage, wie ein Euro-Ausschluss 'technisch' funktionieren sollte? Es ist hierfür kein Vorgehen vereinbart und darauf 'pokert' wohl auch SYRIZA-Chef Alexis Tsipras, dass ein Rauswurf aus der Währungsunion gar nicht möglich ist. Und falls die EZB den Geldhahn abdrehen würde, könnte er als Regierungschef einfach den Präsidenten der Griechischen Notenbank absetzen (nötigenfalls einfach mal inhaftieren lassen wegen seines staatsfeindlichen Verhaltens) und hat weiterhin Zugang zu den Euro-Tresoren. Dem Linken ist einiges zuzutrauen. Dumm ist er aber sicher nicht, weshalb auch eine von Tsipras geführte Regierung zu einer Stabilisierung der Lage im Land führen sollte. Und nach dem Wahlkampf (mit vielen Versprechen) sieht alles - wenn man tatsächlich Regierungsarbeit machen muss - dann natürlich anders aus. Dann zählt nämlich die Realität und kein absurdes Wunschdenken mehr.
Und falls es diese nicht geben sollte, wäre ein Austritt von starken Euro-Ländern, wie etwa Finnland, eine mögliche Alternative zu den 'Solidarität'-Erpressungen aus reformunwilligen Ländern. Dann könnte dann Südeuropa einen (schwachen) Euro als Währung haben und die effizienter arbeitenden Nord- und Mitteleuropäer andere Währungen.
Was passiert, wenn abermals eine Pattsituation zwischen den Parteien entsteht und keine arbeitsfähige Regierung gebildet werden kann ist ebenfalls unklar, denn es macht wohl wenig Sinn die Wähler so lange zu den Urnen zu schicken, bis das 'passendes Ergebnis' herauskommt. Deshalb dürfte es auch dann 'brenzlig' werden, schliesslich muss es ja für weitere Finanzhilfen eine handlungsfähige griechische Regierung geben, unter der die Vorgaben der Troika umgesetzt und überwacht werden. Wohl um ein positives Zeichen und einen Anreiz zu setzen 'sparwillige' Parteien zu wählen hat die EU nun Verhandlungen zur Lockerung der Sparbedingungen angekündigt. Es wird also höchstspannend, verfolgen Sie am kommenden Wochenende deshalb nicht nur die Fussball-EM!
Die englische Version der griechischen Tageszeitung 'Kathimerini' hat einen interessanten Live Wahlblog, der laufend mit den neuesten Meldungen rund um die Wahl aktualisiert wird.
Trotz der anhaltenden Misere könnte man so langsam griechische Aktien auf die Watchlist nehmen. Denn diese sind richtig tief gefallen und haben mittlerweile ein extrem niedriges Bewertungsniveau erreicht. Die 'FAZ' hat in diesem Artikel eine Reihe griechischer Aktien mit niedrigem KGV aufgelistet, unter anderem die Aktie der Lotteriegesellschaft OPAP (WKN 765974, Aktien-Kürzel GF8, ISIN GRS419003009, die der FAZ zufolge gerade mal auf ein 2012er KGV von knapp über 2 kommt.
Das grösste Risiko bei dieser Spekulation ist neben einer eventuell drohenden Verstaatlichung durch die Linksradikalen ein möglicher Austritt der Hellenen aus dem Euroraum. Wird die Drachme wieder eingeführt, so würden sämtliche griechischen Aktien - in Euro gerechnet - wegen der Wechselkursverluste wahrscheinlich noch einmal erheblich an Wert verlieren. Zudem würde die Wirtschaftsleistung (BIP) einbrechen. Andererseits bietet die Aussicht auf einen Verbleib im Euroraum durch ein mögliches konservativ-sozialistisches Regierungsbündnis auch die Chance auf deutliche Kursgewinne.
Mit einem Kursfeuerwerk starteten Europas Börsen am Montagmorgen jedenfalls in die Woche. Die Euro-Feuerwehr wurde am vergangenen Wochenende in Spanien aktiv, um den dort aktuellen Brandherd 'Bankenkrise' zu löschen. Eine offizielle Hilfsanfrage der spanischen Regierung wurde umgehend mit einem überraschend grossen Rettungspaket aus dem europäischen Rettungsschirm in Höhe von 100 Mrd. Euro beantwortet, das die Anleger von Frankfurt bis Madrid jubeln liess. Kurz entspannte sich die Situation und die spanischen Renditen am Anleihemarkt, der als Krisenindikator gilt, gingen etwas zurück.
Doch die Erleichterung währte nur kurz, denn noch am Montag setzte ein Gegentrend ein, sodass 10jährige Spanien-Anleihen neu Rendite-Hochs von bis zu 6,9 % erreichten. Zu viele Fragen sind in Sachen Bankenrettung noch ungeklärt und darüber hinaus geriet nun auch Italien zur Abwechslung wieder mal in den Fokus der Investoren, nachdem die österreichische Finanzministerin einen völlig unnötigen Kommentar zur Lage in Italien abgegeben hatte.
Mit unserer pessimistischen Einschätzung haben wir in der vergangenen Ausgabe leider voll ins Schwarze getroffen. Der DAX notierte zu diesem Zeitpunkt noch bei rund 6.400 Punkten - als wir einen Test der 6.000-Punkte-Marke durchaus für möglich erachtet haben, da eine 'Schulter-Kopf-Schulter-Chartformation' (violett) nach unten verlassen wurde. Nun gibt es einen recht steilen Abwärtstrend (schwarze Linien). Ist ein Trend derart steil und verhältnismässig schmal, so erfolgt meist nach einigen Wochen zumindest ein Ausbruch aus dem Trendkanal in die Gegenrichtung - selbst wenn es damit noch keinen Trendwechsel gibt. Mit rund -18 % Kursverlust in der Spitze sind wir bislang recht knapp an der Definition eines neuen Bärenmarktes (-20 %) vorbeigeschrammt.
Nach oben hin stellt das Hoch von Anfang Juni bei rund 6.300 Punkten (grüne Linie) eine grössere Hürde dar. Zuvor könnte eine Gegenbewegung nach oben natürlich auch schon an der knapp darunter befindlichen oberen Trendlinie des Abwärtstrendkanals (obere schwarze Linie) bei ca. 6.250 Punkten scheitern. Allerdings halten wir einen Ausbruch nach oben aus dem steilen Trendkanal, wie bereits beschrieben, nicht für unmöglich. Blickt man nach unten, so fällt die 5.900-Punkte-Marke (rote Linie) ins Auge. Geht es darunter, so haben wir wohl per Definition einen Bärenmarkt, was natürlich keine sehr schöne Feststellung wäre.
Bei etwa 5.800 Zählern verläuft die untere Trendlinie, die einen allerletzten Halt geben könnte, denn darunter sieht es erst einmal recht mau aus mit weiteren Unterstützungszonen. Gut möglich, dass der DAX bei Unterschreiten dieser Marken nochmal um etliche Hundert Punkte fällt. Noch ist dieses Szenario allerdings nicht aktuell und wir wollen daher auch keine Verunsicherung auslösen. Wachsam sollte man jedoch trotzdem sein und genau beobachten, ob und wie die charttechnischen Unterstützungen halten.
Wir raten Anlegern weiterhin abzuwarten, bis etwas klarer ist, wohin die Reise in Europa geht. Die Griechen-Wahl könnte möglicherweise einen Wendepunkt markieren, entweder durch einen Panik-Abverkauf oder bei einem 'guten' Wahlausgang auch über unmittelbare Kursanstiege. Wer auf der Long-Seite bereits vorsichtig einsteigen will, der kann Positionen mit einem Stopp-Loss bei ca. 5.800 Punkten absichern und auf einen Ausbruch aus dem Abwärtstrendkanal setzen.
Auch oder gerade weil die breite Anlegermasse einen negativen Wahlausgang zu erwarten scheint und der Pessimismus auch in den USA gross ist, wie man an den hohen Shortpositionen oder der hohen Cashquote der Aktienfonds ablesen kann. Die grosse Angst und die schlimmen Befürchtungen stimmen uns vorsichtig positiv, wenngleich wir natürlich auch erst das Wahlergebnis abwarten möchten. Die kommende Woche wird mit Sicherheit sehr spannend, seien Sie also vorsichtig!
Dieser DAX-Marktbericht stammt aus dem Börsenbrief Der Spekulant vom 15.6.2012.
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