Der positive Wochentrend fand am Freitag ein abruptes Ende, da das wirtschaftliche Umfeld Fragezeichen aufwirft. Den größten Tagesverlust (roter Pfeil) erlitt der Wiener Börsenindex (ATX), während das Silber mit einem geringfügigen Anstieg den Tagespreis bekam (grüner Pfeil), ohne jedoch beeindrucken zu können. Alle Edelmetalle endeten im Wochenverlauf im Minus; Platin kam auf den letzten Platz (roter Pfeil). Das Öl wurde zum Wochensieger, wobei Texas-Öl (WTI) vor dem Nordsee-Öl (Brent) lag (grüner Pfeil), aber dennoch der Verlierer im bisherigen Jahresverlauf bleibt (roter Pfeil).
Der DAX liegt jetzt knapp vor dem amerikanischen Freiverkehrsmarkt (NASDAQ) im bisherigen Jahresverlauf (grüner Pfeil). Das Plus von über 12% ist eine beachtliche Leistung und übersteigt bereits den langjährigen Jahresdurchschnitt, obwohl noch über fünf Monate bis zum Jahresende vor uns liegen. Meine DAX-Prognose von über 7.000 im vierten Quartal ist keinesfalls zu optimistisch. Beim Dow Jones Index ist meine Prognose von mindestens 13.000 bis Jahresende ein eher konservatives Ziel. Die Sommerrallye, die Anfang Juni begann, weist beim DAX ein Plus von 13% auf, was überdurchschnittlich ist. Der Dow Jones legte dagegen bis zum 19. Juli rund 7% zu, was 75% der durchschnittlichen Sommerrallye an Wall Street entspricht. Für August und September rechne ich allerdings nicht mit ähnlich hohen prozentualen Verbesserungen, sondern eine Konsolidierung mit einem Minus von bis zu fünf Prozent würde mich nicht überraschen.
Einzelhandelsumsätze fallen seit drei Monaten (rechte rote Schattierung) und weisen damit den längsten Rückgang seit der Rezession von 2008/2009 (roter Pfeil) auf. Dies ist ein nicht zu ignorierendes Warnsignal. In den vergangenen 12 Monaten hat sich die jährliche Wachstumsrate im Einzelhandel von über 9% (blauer Pfeil) mehr als halbiert (grüner Pfeil). Notenbankchef Bernanke nannte diese Woche vor dem Kongressausschuss das amerikanische Wirtschaftswachstum "frustrierend".
Die Inflationsrate stellt bisher kein Problem dar! Allerdings werfen der jüngste Ölpreisanstieg und die akute Trockenheit - die größte in 50 Jahren - im landwirtschaftlichen Zentrum Amerikas große Fragezeichen auf. Verbraucherpreise werden in den kommenden Monaten daher die von der Notenbank angestrebte 2%-Marke (grüne Linie) übersteigen. Mit einer restriktiveren Geldpolitik ist allerdings nicht zu rechnen, da das Wirtschaftswachstum zu schwach ist.
Der Bausektor weist weitere Verbesserungen auf! Baubeginne weisen das beste Niveau (grüner Pfeil) seit Oktober 2008 auf (blauer Pfeil). Die Talsohle von Ende 2008 bis August 2011 (rote Schattierung) ist endgültig überwunden. Die 600.000-Marke (rote Linie) wird nicht wieder getestet werden. Bauwerte stehen daher auf meiner Beobachtungsliste.
Hauspreise sind in den vergangenen fünf Monaten um 20% (!) gestiegen (roter und grüner Pfeil). Dies ist die größte inflationsbereinigte Verbesserung in jedem fünf Monatszeitraum der vergangenen 42 Jahre, seitdem es hierüber Statistiken gibt. Die amerikanische Immobilienkrise hat damit ihren Wendepunkt erreicht.
Die Verschuldungsproblematik Europas macht immer wieder Schlagzeilen. Dr. Martin Hüfner, den ich seit Jahren kenne und schätze, weist in seinem Wochenkommentar auf eine wenig bekannte Statistik, die sich mit der implizierten Verschuldung beschäftigt.
http://www.assenagon.com/fileadmin/downloads/Huefners_Wochenkommentar_12-28.pdf
Seit Anfang Juni ist der Dow Jones an jedem Montag bisher siebenmal gefallen.Dies bedeutet jedoch keinen neuen Trend und ist eher als eine statistisch irrelevante Kuriosität zu bewerten.
Weitere Einschätzungen und Empfehlungen auf der Hotline. Der nächste Blog erscheint an Montag, den 30. Juli.
© 2012 Heiko Thieme