(Im zweiten Absatz in der dritten Zeile wurde berichtigt: ....Schuldnern (statt: Gläubigern) )
FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach problematischen Staatsanleihen der Euro-Krisenländer machen Europas Banken nun auch faule Privatkredite von einer Billion Euro zu schaffen. Einer Studie zufolge können viele Verbraucher, Häuslebauer und Unternehmen - insbesondere in den südeuropäischen Krisenstaaten - ihre Darlehen nicht mehr bezahlen.
Nach Berechnungen der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) standen Ende 2011 Verbindlichkeiten, die von den Schuldnern nicht fristgerecht getilgt wurden, im Nominalwert von rund 1,05 Billionen Euro in den Büchern. Das waren fast neun Prozent mehr als 2010, wie PwC am Mittwoch in Frankfurt mitteilte. Vor allem die Banken in den Euro-Krisenländern haben nach den neuesten Daten mehr Problemkredite in den Bilanzen.
Ein Vergleich mit dem Jahr 2008 - dem Höhepunkt der Finanzkrise nach der Lehman-Pleite - zeigt deutlich, wie groß das Problem ist. Damals hatten Europas Geldhäuser Problemkredite im Volumen von gut 500 Milliarden Euro in den Büchern stehen.
Deutsche und britische Institute trotzten zwar dem Trend. Das Volumen blieb mit 196 Milliarden Euro beziehungsweise 172 Milliarden Euro im vergangenen Jahr gegenüber 2010 konstant. 2009 hatten deutsche Geldhäuser den Angaben zufolge sogar noch 204 Milliarden Euro in den Büchern stehen. Die Belastung der Banken in den von Rezession und hoher Arbeitslosigkeit geplagten Euro-Krisenländern stieg im vergangenen Jahr dagegen deutlich.
In Griechenland erhöhte sich der Nominalwert der faulen Kredite um fast 50 Prozent auf 40 Milliarden Euro, in Spanien um 23 Prozent auf 136 Milliarden Euro und in Italien um 37 Prozent auf 107 Milliarden Euro. Etwas weniger stark fiel der Zuwachs in Portugal mit plus 20 Prozent auf 12 Milliarden und in Irland von 109 auf 119 Milliarden Euro aus.
"Die schlechte wirtschaftliche Entwicklung in Südeuropa hat im vergangenen Jahr erwartungsgemäß zu mehr Zahlungsausfällen von Kreditschuldnern geführt", erklärte PwC-Experte Markus Burghardt. Zuletzt sei das Volumen der notleidenden Verbindlichkeiten aber insgesamt nicht mehr so stark gestiegen wie in den Vorjahren.
Aber der Abbau der notleidenden Verbindlichkeiten geht den Angaben zufolge nur schleppend voran. Die Institute fänden nach wie vor nur wenige Käufer für ihre Kreditportfolien. Banken müssen für Kreditausfälle Risikovorsorge bilden, was das Ergebnis schmälert. PwC wertete die Geschäftsberichte der Banken sowie Daten verschiedener Notenbanken aus. Erfasst wurde den Angaben zufolge der gesamte Bankensektor.
Neben den Problemkrediten schlummern in den Bilanzen europäischer Banken auch immer noch Staatsanleihen aus südeuropäischen Euro-Krisenstaaten in Milliardenhöhe. Zwar haben die Institute ihr Engagement deutlich verringert, doch lassen sich Bonds mit sehr langen Laufzeiten Experten zufolge nicht so leicht verkaufen. "Die Banken, die ihre Position schnell mindern wollen, können das meist nur mit deutlichen Abschlägen", sagte Branchenexperte Dirk Müller-Tronnier von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young dem "Handelsblatt"./mar/DP/jsl
AXC0214 2012-08-15/17:55