Klare Wochensieger waren Edelmetalle, wobei Silber mit einem Plus von fast 10% am meisten glänzte (grüner Pfeil). Ein guter Freitag konnte das Wochenminus an den Börsen jedoch nicht verhindern. Diese Atempause war überfällig. Seit Anfang Juni ist der Dow Jones an neun Wochen gestiegen und nur dreimal - dritte Juni Woche, Anfang Juli und jetzt - gefallen. Dieser Sommer hat sich für mutige Börsianer gelohnt. Meine Dow Jones und DAX Empfehlungen auf der Hotline sind seit Anfang Juni durchschnittlich zwischen 15% - 25% gestiegen. Hewlett-Packard ist mit einem Minus von 10% meine einzige Schieflage. Positionen sind hier weiter zu halten. Die Wiener Börse, die am Freitag im Minus verharrte, war der allgemeine Wochenverlierer (roter Pfeil). Der DAX führt weiterhin seit Jahresbeginn (grüner Pfeil), während der Euro trotz seiner jüngsten Erholung auf dem letzten Platz landet (roter Pfeil). Der Ölpreis ist seit Ende Juni um 25% gestiegen und hat damit seine deutlichen Verluste seit Jahresbeginn bei Texas-Öl fast wieder aufgeholt. In Anbetracht der globalen Wachstumsschwäche ist eine weitere deutliche Ölpreiseskalation jedoch unwahrscheinlich; das Gegenteil dürfte in den kommenden Monaten eher der Fall sein. Ein nochmaliger Test der $80-Marke für Texas-Öl ist dabei durchaus möglich.
Silber testete sein Rekordhoch Anfang 1980 von $49,5 pro Feinunze Ende April 2011 (hellblauer Pfeil). Seitdem befindet sich der Silberpreis in einem Abwärtstrend (rote Linie). Die $26-Marke (grüne Linie) hat sich bisher als Unterstützung erwiesen. Der aktuelle Preis von knapp $31 (hellgrüner Pfeil) berührt die Widerstandslinie (rote Linie). Kommt es zu einem Ausbruch, ist eine weitere Preissteigerung um 10% bis zu $35 möglich. Darüber hinaus wird es vorläufig kaum gehen.
Gold stieg vor knapp einem Jahr Anfang September auf sein Rekordhoch von $1.920 (hellblauer Pfeil). Seitdem befindet sich auch dieses Edelmetall in einem Abwärtstrend (rote Linie), der jedoch nicht so steil ist wie beim Silber. Zweimal - Ende Dezember 2011 und Mitte Mai 2012 - wurde die $1.530-Marke erfolgreich getestet und stellt somit die Unterstützung dar (grüne Linie). Dies ist ein Minus von 20%, während Silber von seinem Höchststand im Vorjahr immerhin um fast 50% fiel. Der jüngste Goldpreisanstieg kommt dicht an den Abwärtstrend heran (rote Linie). Die Hochzeitssaison in Indien beginnt Ende September und dauert bis Januar. In diesem Zeitraum steigt die Nachfrage nach Gold deutlich und kann somit den Preis bis auf die $1.800-Marke treiben. Selbst ein Test des Rekordhochs wäre möglich, jedoch ist es nicht Teil meiner Prognose. Gold ist unter $1.600 interessant. Die Goldwerte Newmont Mining und Freeport-McMoRan gehörten Anfang Juni zu meinen Empfehlungen.
Die Goldpreisentwicklung sieht in Euro anders als beim US-Dollar aus. Von seinem Hoechststand vom September vergangenen Jahres (hellblauer Pfeil) ist der aktuelle Preis (hellgrüner Pfeil) nicht einmal 2% entfernt; auf Dollarbasis sind es dagegen 13% wegen der Dollarstärke, die im Mai 2011 begann. Ein neues Rekordhoch in Euro über die 1.360-Marke (rote Linie) ist noch in diesem Jahr durchaus möglich.
Gold und Silber stehen in einer sehr volatilen Preiskorrelation zueinander. Gold ist gegenueber Silber ein klarer Kauf, wenn der Goldpreis 'nur' das Dreizig- bis Vierzigfache zum Silberpreis ausmacht (gelbe Schattierung). Bereits bei einer Vierzig- bis Fuenfzigfachen Preiskorrelation (hellgelbe Schattierung) ist Gold besser als Silber. Silber gewinnt, wenn der Preismultiplikator zwischen dem Achtzig- bis Einhundertfachen liegt (graue Schattierung). Bereits beim Siebzig- bis Achtzigfachen (hellgraue Schattierung) ist Silber dem Gold vorzuziehen. Momentan befindet sich die Korrelation mit knapp 60 (gruene Linie) im neutralen Bereich. Aus fundamentaler Sicht ist Gold zur Zeit jedoch etwas attraktiver als Silber.
Der Platinpreis war in den vergangenen acht Jahren weitaus volatiler als Gold. Der aktuelle Kurs von $1.545 (grüner Pfeil) ist rund 50% von seinem Rekordhoch von Anfang März 2008 entfernt (brauner Ring). An meiner Präferenz für Platin halte ich trotz der höheren Volatilität fest. Mein Kaufniveau liegt unter der $1.450-Marke.
Diese Woche wird durch vier Ereignisse geprägt.
Der Wahlkongress der Republikaner wird die politischen Schlagzeilen dominieren und Mitt Romney zum Präsidentschaftskanditaten offiziell küren. Seine Wahlchancen gegen Präsident Obama im November liegen bei fast 50% momentan. Wird die US-Wirtschaft und Arbeitsplatzbeschaffung das Hauptthema im Wahlkampf, so gewinnt Romney das Rennen. Gelingt es den Demokraten, die ihren Wahlkongress nächste Woche abhalten, Charakter und Vertrauen zum zentralen Thema zu machen, so hat Obama bisher die besseren Karten, obwohl er viele seiner Versprechungen vor vier Jahren nicht gehalten bzw. erfüllt hat. Aufgrund des amerikanischen Wahlsystems geht es bei dieser Wahl; im wesentlichen um lediglich 8 Staaten (Colorado, Florida, Iowa, Ohio, Nevada, New Hampshire, North Carolina und Virginia), wo der Wahlausgang noch vollkommen offen ist. In den anderen 42 Staaten sind die Mehrheiten für die jeweilige Partei meist bereits so klar, dass ein möglicher Wechsel bis zum November unwahrscheinlich ist. Der Präsident wird in den USA nicht direkt vom Volk gewählt sondern über 'Wahlmaenner' (Electoral College), die das jeweilige Ergebnis der 50 Staaten und die Hauptstadt Washington repräsentieren.
Bei der traditionellen Konferenz der US-Notenbank in Jackson Hole in dem Rocky Mountain Staat Wyoming wird Fed Chairman Ben Bernanke am Freitag über die weitere Strategie der US-Notenbank sprechen, ohne jedoch spezielle Vorschläge zu machen, um Wahlneutral zu bleiben. Auch der EZB-Präsident Mario Draghi wird teilnehmen und zur finanziellen Lage Europas und dem Euro Stellung nehmen. Kritikern und Zweiflern wird dabei hoffentlich allmählich klar werden, dass der Euro bleibt und Griechenland immer noch dazu gehört trotz seiner enormen Probleme. Die Börsen werden eher enttäuscht sein von den Reden, da mit keinen kurzfristigen markbeeinflussenden Aktionen zu rechnen ist.
Der erste Montag im September ist in den USA ein Feiertag. Mit dem dreitägigem Labor-Day Wochenende (Tag der Arbeit) endet für Wall Street auch der Sommer drei Wochen früher als es der Meteorlogische Kalender anzeigt. Erfahrungsgemäß ziehen die Börsenkurse vor diesem Wochenende etwas an. Die Umsätze bleiben jedoch relativ gering wie bereits schon seit Wochen. Eine andere Gangart folgt in den verbleibenden vier Monaten bis zum Jahresende. Die Jahreshoechstkurse wurden bisher noch nicht gesehen; allerdings muss erst einmal der September und auch ein Teil des Oktobers überwunden werden.
Der Wirbelsturm Issac wird am Dienstag Abend New Orleans erreichen. Vor genau sieben Jahren zerstörte der Wirbelsturm Katrina viele Bereiche der Suedkueste Amerikas. Es wird mit Regenfällen von über einem halben Meter und Windgeschwindigkeiten bis zu 150 kmh gerechnet. Diese potentielle Naturkatastrophe ist ein Zentralthema in den Medien und hat bereits den Ablauf des republikanischen Wahlkongresses beeinflusst. Die Eröffnung wurde von Montag auf Dienstag verlegt.
Weitere Einschätzungen und spezifische Empfehlungen auf der Hotline. Der nächste Blog erscheint in der kommenden Woche.
© 2012 Heiko Thieme