Die erste September-Woche beeindruckte mit einem deutlichen Plus und neuen Jahreshöchstständen beim Dow, DAX und SMI. Den Grund hierfür lieferte Mario Draghi. Der Europäische Zentralbank-Chef signalisierte seine Bereitschaft, Staatsanleihen mit kurzer Laufzeit von Euro-Ländern zu kaufen. Diese Strategie soll gleich zwei Ziele erreichen; die Zinsen schwacher Euro-Länder (Griechenland, Italien, Irland, Portugal und Spanien) senken und den Euro stützen. Börsianer begrüßten dies mit Beifall und steigenden Aktienkursen. Finanztitel profitierten davon besonders. Meine Kaufempfehlung in diesem Sektor erwies sich somit als richtig. Die Deutsche Bank Aktie legte innerhalb von sechs Wochen über 30% zu! Solche schnellen Kursgewinne sind jetzt abzusichern oder teilweise glattzustellen.
Silber wurde Tagesbester (grüner Pfeil) und erzielte gleichzeitig zum dritten Mal hintereinander den Wochensieg (grüner Pfeil), während Österreich (ATX) unter den Börsen auf Tages- und Wochenbasis vorn lag (hellgrüne Pfeile). Öl endete dagegen leicht im Minus, wobei Nordsee-Öl (Brent) am schlechtesten abschnitt (roter Pfeil), ohne dabei das Ende des jüngsten Aufwärtstrends zu signalisieren. Seit Jahresbeginn liegt Texas-Öl jedoch weiterhin hinten (roter Pfeil). Der DAX führt nicht nur seit Januar sondern auch im Ein-Jahres-Vergleich (grüne Pfeile). Silber weist dagegen ein Kontrastprogramm auf; es liegt bisher in diesem Jahr an zweiter Stelle (hellgrüner Pfeil) aber im Vergleich zum September vorigen Jahres an letzter Stelle (roter Pfeil). Edelmetalle können sehr volatil sein. Dies haben sie mit der Börse gemeinsam.
Vor einem Jahr am 10. September begann In Deutschland eine neue Hausse, die bisher ein Plus von fast 40% (!!) einbrachte. In den USA setze die Hausse einen Monat später am 4. Oktober ein. Der DAX hat sein bisheriges Jahreshoch vom März (hellgrüner Pfeil) übertroffen (grüne Linie und grüner Pfeil). Auch der Dow Jones liegt jetzt (blauer Pfeil) über seinem Niveau von Anfang Mai (hellblauer Pfeil). Der Anstieg beim DAX ist eindrucksvoller, da der Rückgang im vergangenen Jahr von Juli bis September deutlich mehr als beim Dow war. Die Hausse ist bei beiden Indizes noch keinesfalls zu Ende! Ich rechne mit neuen Rekordhochs spätestens Ende April nächsten Jahres, sofern Politiker nicht wieder wie im vergangenen Jahr jegliche Rationalität in ihrem Handeln vermissen lassen.
Die juengsten Arbeitsmarktdaten enttaueschten. Im August wurden knapp 100.000 neue Arbeitsplaetze geschaffen. Die meisten Schaetzungen hatten mit deutlich mehr gerechnet. Der scheinbar erfreuliche Rueckgang der Arbeitslosenrate von 8,3% auf 8,1% beruht ausschliesslich darauf, dass viele Personen desillusioniert sind und nicht mehr nach Arbeit suchen. Das Argument der Regierung, dass seit 30 Monaten ohne Ausnahme neue Arbeitsplaetze in der Privatwirtschaft geschaffen wurden, ist hoechstens ein Teilerfolg. Allerdings muss man konzedieren, dass Vergleiche mit vergangenen Erholungen nach einer Rezession ebenfalls nicht richtig sind, da Praesident Obama mit dem tiefsten Wirtschaftseinbruch seit der Weltwirtschaftskrise von 1929-1932 konfrontiert war.
Das obige Chartbild verdeutlicht dies. Die Zahl der verlorenen Arbeitsplätze (roter Schattierung) war deutlich höher als in den vergangenen vier Rezessionen. Teilweise wurden bis zu 800.000 Arbeitsplätze im Monat gestrichen (roter Pfeil). Der Anstieg auf 500.000 neue Arbeitsplätze im Mai 2010 (grüner Pfeil) beruhte auf temporären Arbeitsplätzen aufgrund der Volkszählung. Im Durchschnitt wurden seit 1980 etwas mehr als 100.000 Arbeitsplätze im Monat geschaffen (graue Linie). Der US-Arbeitsmarkt bleibt ein entscheidendes Wahlthema.
Bundeskanzlerin Angela Merkel ist die mächtigste Frau der Welt. Dies bestätigte das amerikanische Wochenmagazin Forbes. Der zweite Platz für die US-Aussenministerin Hillary Clinton scheint auch gerechtfertigt; ebenso der dritte Platz für die brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff. Danach wird die Bewertungsskala jedoch etwas fragwürdig. Von den ersten 100 mächtigsten Frauen kommen über 61% aus den USA, nur 6% aus Europa, ebenfalls 6% aus Südamerika, 14% aus Asien (keine Frau aus Japan), 3% aus Afrika, 5% aus dem Nahen Osten inklusive Türkei, und 5% aus Kanada, Australien und Neuseeland. Die Überbewertung von Amerika ist offensichtlich. Wenn auch Deutschland den ersten Platz belegt, so ist es die einzige Platzierung auf dieser 100-Liste. Auch dies dürfte falsch sein. Objektivität war offensichtlich bei dieser Aufstellung nicht Priorität.
In der zweiten September-Woche werde etliche wichtige Wirtschaftsdaten veröffentlicht und Entscheidungen getroffen, die das Börsengeschehen beeinflussen werden und ich auf der Hotline bespreche. Kommt es zu einer dritten Entspannungsmassnahme (QE3) von Seiten der US-Notenbank am Donnerstag? Davon hängt das Wochenergebnis der Börse ab. Weitere Analysen und Einschätzungen auf der Hotline. Der nächste Blog erscheint in der dritten September-Woche.
© 2012 Heiko Thieme