Verantwortlicher Redakteur: Markus Meister
Heute freuen wir uns über ein FN-Vorstandsinterview mit dem Finanzvorstand der Software AG (WKN 330400, ISIN DE0003304002), Herrn Arnd Zinnhardt, auf FinanzNachrichten.de. Gegründet 1969 in Darmstadt ist die nach der SAP AG zweitgrösste Softwareschmiede Deutschlands nach eigenen Angaben weltweit führend im Bereich 'Business Process Excellence' - also der Optimierung von Geschäftsprozessen. Neben Hochleistungsdatenbanken und Analyseplattformen für Geschäftsprozesse bietet das Unternehmen beispielsweise auch B2B-Server oder eine SOA-basierte Integrationsplattform (SOA = Service-Oriented Architecture), sowie breit gefächerte Dienstleistungen rund um betriebliche Softwareanwendungen.
Im Geschäftsjahr 2011 erzielte die Software AG mit rund 5.500 Mitarbeitern in 70 Ländern einen Umsatz von knapp 1,1 Mrd. Euro und einen Nettogewinn von 177 Mio. Euro. Als Dividende wurden 0,46 Euro pro Aktie für das vergangene Geschäftsjahr ausgeschüttet (Vorjahr: 0,43 Euro).
In den ersten 9 Monaten des laufenden Geschäftsjahres 2012 betrug der Umsatz 770,6 Mio. Euro (Vorjahresperiode: 804,3 Mio. Euro) und das Nettoergebnis 172,9 Mio Euro (9M/2011: 191,2 Mio. Euro).
Die Analysten liegen mit ihren Kurszielen recht weit auseinander, geben also kein eindeutiges Bild. So meint etwa Morgan Stanley 'untergewichten' mit Kursziel 24 Euro, während die Aktie für HSBC (Ziel 39 Euro) und Goldman Sachs (Ziel 41 Euro) ein Kauf ist.
Seit den Sommermonaten verzeichnete die Aktie der Software AG einen beeindruckenden Kursanstieg um ca. +50 % von 22 Euro im Tief auf aktuell rund 33 Euro. Nicht einmal die zwischenzeitliche DAX-Korrektur konnte dem starken Aktienkurs im Herbst etwas anhaben! Ein guter Grund also, sich das im TecDAX notierte Unternehmen einmal näher anzusehen und dem CFO einige Fragen zur Geschäftsentwicklung zu stellen.
FinanzNachrichten.de
Sehr geehrter Herr Zinnhardt, die Software AG wird als Vermarkter von Unternehmens-Software wohl von vielen Anlegern schlicht als 'kleiner Bruder' der SAP AG gesehen. Können Sie uns Ihr Unternehmen und das Geschäftsmodell in wenigen Sätzen etwas genauer beschreiben?
ARND ZINNHARDT:
Die Software AG hat zwei Produktbereiche: Erstens das klassische Datenbankgeschäft, auch 'Enterprise Transaction Systems' (ETS) genannt, und zweitens das Geschäft mit Integrations- und Prozesssoftware mit dem Namen 'Business Process Excellence' (BPE). Im Gegensatz zur SAP AG entwickeln wir keine Applikationen, sondern integrieren vorhandene Applikationen unterschiedlicher Hersteller mit dem Ziel, Prozesse effizienter, sicherer und schlanker zu gestalten. Wir setzen also auf existierende IT-Strukturen auf und machen damit die bereits getätigten Investitionen unserer Kunden noch wertvoller.
FN:
Was sind die wichtigsten Produkte und Märkte der Software AG? Könnten Sie hier auch näher auf die wichtige, aber schwächelnde ETS-Segment eingehen?
ARND ZINNHARDT:
Begonnen hat die Software AG vor 40 Jahren mit den Produkten Adabas und Natural (beides ETS). Adabas ist eine Hochleistungsdatenbank, Natural eine Umgebung zur Entwicklung und zum Management von Applikationen. Der ETS-Markt wächst heutzutage zwar nicht mehr, dennoch generieren wir nach wie vor rund 40 % unseres Produktumsatzes und einen grossen Anteil unseres Ergebnisses mit ETS, quasi unserer Cash Cow. Im Geschäftsbereich BPE gehören Aris, webMethods und Terracotta zu den führenden Marken der Software AG. Aris ist eine Plattform zum Design und Management von Geschäftsprozessen, webMethods ist eine Integrationssoftware und Terracotta beschleunigt die Verarbeitung von riesigen Datenmengen - auch Big Data genannt - um ein Vielfaches. Das BPE-Segment ist Haupttreiber für Umsatz- und Ergebniswachstum; hier wird grösstenteils das Neugeschäft der Software AG generiert. Mittlerweile erbringen wir über 50 % unseres Gesamtumsatzes mit BPE-Produkten.
FN:
Für Anbieter von Unternehmens-Software ist der nordamerikanische Markt wohl von enormer Bedeutung. Die Software AG hat dort zuletzt stark investiert und eine Vertriebsoffensive gestartet. Wie entwickelt sich das Geschäft in diesem wichtigen und tonangebenden Markt?
ARND ZINNHARDT:
Unsere Geschäfte in Nordamerika haben im Laufe des Jahres deutlich Fahrt aufgenommen. Im Rahmen unserer Vertriebsoffensive haben wir seit Jahresbeginn gezielte Massnahmen eingeleitet, die in den letzten zwei Quartalen zu deutlich zweistelligem Wachstum geführt haben. Wir haben uns regional breiter aufgestellt, ein Management mit USA-spezifischer Expertise installiert, neue Vertriebsstrukturen geschaffen und Kernbereiche wie Marketing und M&A teilweise ins Silicon Valley verlagert.
Für Softwareunternehmen ist insbesondere der Lizenzerlös, also der Abschluss von Neuverträgen, ein erfolgskritischer Wachstumsindikator. Bei uns ist dieser im BPE-Produktbereich im letzten Quartal um 20 % gestiegen. Wir sehen hier also ein sehr dynamisches Wachstum, das insbesondere aus den USA kommt und von einer extrem positiven Entwicklung unseres US-Tochterunternehmens Terracotta angeführt wird. Rund 30 % unseres Produktumsatzes erzielen wir in den USA und insgesamt knapp 50 % in der Americas-Region, die Nord-, Mittel- und Südamerika vereint.
FN:
Im Bereich Unternehmenssoftware ist in den letzten Jahren immer wieder das Schlagwort 'Cloud Computing' zu hören. In diesem Bereich engagieren sich beispielsweise auch SAP oder Oracle verstärkt. Welche Rolle spielt dieser Trend für die Software AG und wie ist man hier positioniert?
ARND ZINNHARDT:
Cloud ist ein technologischer Megatrend, der zurzeit die gesamte IT-Branche verändert. Aber Cloud ist nicht gleich Cloud. Wichtig ist die Differenzierung zwischen private und public Cloud: Bei der private Cloud handelt es sich um den Zugriff auf Daten, der eine Software-Installation beim Unternehmen voraussetzt, auch 'on-premise' genannt. Bei der public Cloud greift man über das Internet auf bestimmte Dienste zu. Unser Ziel ist es, unser Produktportfolio dort, wo es zielführend ist, cloud-fähig zu machen. Ob unsere Kunden diese dann letzten Endes klassisch oder 'as-a-service' nutzen, richtet sich nach dem jeweiligen Bedarf. Fakt ist, dass wir mit unserem letzten Produktlaunch, webMethods und Aris 9.0, diesem Ziel ein ganzes Stück näher gekommen sind. Auf der CeBIT 2013 werden wir weitere richtungsweisende Innovationen zeigen.
FN:
Welche weiteren Trends und Potenziale gibt es in Ihren Geschäftsfeldern, sprich, wo werden Sie in den kommenden Jahren verstärkt investieren?
ARND ZINNHARDT:
Cloud und Big Data sind zwei Bereiche, die wir mit Sicherheit zukünftig weiter vorantreiben werden. Im nächsten Jahr möchten wir hier unsere Vertriebsmannschaft konsequent ausbauen und weiter in das dynamische Wachstum der Software AG investieren, sprich, in den Geschäftsbereich BPE, denn wir sind fest davon überzeugt, dass es dort erhebliche Potenziale für uns gibt. Das unterstreicht beispielsweise auch die überproportional dynamische Entwicklung unserer Big Data-Produkte von Terracotta. Hier rechnen wir mit einer Verdrei- bis Vervierfachung der Erlöse in diesem Jahr. Zum anderen können Akquisitionen auch ein strategischer Weg sein, um in unseren Zielfeldern noch schneller zu wachsen.
FN:
Sie haben 2009 das SAP-Beratungsunternehmen IDS Scheer übernommen. Sieht man sich die Geschäftsberichte an, so scheint es bei dem grossen Tochterunternehmen noch nicht wirklich rund zu laufen. Die Umsätze von IDS Scheer gehen deutlich zurück, sodass wohl aus diesem Grund eine Reorganisation durchgeführt wird. Welche Perspektiven sehen Sie in dem Geschäftsbereich?
ARND ZINNHARDT:
Im Zusammenspiel mit Aris und webMethods verfügt die Software AG über ein Produktportfolio, das auf dem Weltmarkt keinen Vergleich zu scheuen braucht. Neben Aris hatte IDS Scheer seinerzeit einen SAP-Consultingbereich. Diesen haben wir in den letzten Monaten verstärkt auf die Prozessberatung im SAP-Umfeld ausgerichtet – der Kernkompetenz, mit der die IDS Scheer ursprünglich gross geworden ist und für die sie auch im Markt wahrgenommen wird.
FN:
Der Aktienkurs der Software AG hat sich seit den Sommermonaten mit mehr als +50 % Kursanstieg sehr positiv entwickelt - auch während der nun zweimonatigen Korrektur im DAX hielt sich ihr Wertpapier äusserst stabil. Zwar dürfen Sie zur Aktienkursentwicklung sicher keine Einschätzung abgeben, aber vielleicht können Sie uns die fundamentalen Entwicklungen nennen, die aus Ihrer Sicht den hohen Anstieg des Unternehmenswerts in den vergangenen 6 Monaten rechtfertigen könnten?
ARND ZINNHARDT:
Im zweiten und dritten Quartal des laufenden Jahres konnten wir den Kapitalmarkt mit sehr positiven Zahlen im Geschäftsbereich BPE und einer stabilen ETS-Entwicklung überzeugen. Die Kursentwicklung unterstreicht, dass unsere Aktionäre an dieselben fundamentalen Wachstumstreiber glauben wie wir. Mittlerweile sehen wir auch eine deutliche operative Outperformance des relevanten IT-Markts. Deshalb bleiben wir zuversichtlich, dass unsere Anleger auch weiter die Strategie der Software AG unterstützen werden.
FN:
Ab dem dritten Quartal 2012 haben viele Grossunternehmen Gewinnwarnungen herausgegeben oder deutlich vorsichtigere Prognosen abgegeben. Gleichzeitig hat es in der Euro-Zone zum zweiten Mal in Folge einen krisenbedingten Rückgang beim Quartals-BIP gegeben, wonach per Definition eine (wenn auch moderate) Rezession eingetreten ist. Im September-Quartalsbericht der Software AG ist jedoch erfreulicherweise zu lesen, dass man 'keinerlei Kaufzurückhaltung' seitens der Kunden spüre. Offensichtlich wird das Geschäft der Software AG von der Euro-Krise nicht tangiert?
ARND ZINNHARDT:
In Zeiten makroökonomischer Unsicherheit zeichnen sich vor allem Geschäftsmodelle mit einer gewissen Robustheit aus. Die Software AG sieht sich als solch ein Unternehmen. Hintergrund ist die stetige Marktnachfrage nach Lösungen zur Effizienzsteigerung, insbesondere in schwierigen Phasen, in denen Unternehmen einem höheren Kostendruck ausgesetzt sind. Unsere Produkte sind darauf ausgelegt, unsere Kunden schneller und profitabler zu machen. Deshalb sehen wir auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ein hohes Interesse an unseren Lösungen. Unsere Erfahrungen der Jahre 2008 und 2009 belegen das.
FN:
Wie sehen Ihre Planungen für Umsatz und Gewinn in den kommenden Jahren aus?
ARND ZINNHARDT:
Wir gehen davon aus, dass sich die positive Entwicklung der jüngeren Vergangenheit fortsetzen wird und wir im Geschäftsfeld BPE weiter deutlich wachsen werden. Besonders zuversichtlich sind wir für unser Big Data-Geschäft von Terracotta. Einen präzisen Ausblick für das Jahr 2013 werden wir im Januar zur Vorlage unserer vorläufigen Geschäftszahlen bekannt geben.
FN:
Herr Zinnhardt, wir bedanken uns herzlich für das interessante Interview!
Heute freuen wir uns über ein FN-Vorstandsinterview mit dem Finanzvorstand der Software AG (WKN 330400, ISIN DE0003304002), Herrn Arnd Zinnhardt, auf FinanzNachrichten.de. Gegründet 1969 in Darmstadt ist die nach der SAP AG zweitgrösste Softwareschmiede Deutschlands nach eigenen Angaben weltweit führend im Bereich 'Business Process Excellence' - also der Optimierung von Geschäftsprozessen. Neben Hochleistungsdatenbanken und Analyseplattformen für Geschäftsprozesse bietet das Unternehmen beispielsweise auch B2B-Server oder eine SOA-basierte Integrationsplattform (SOA = Service-Oriented Architecture), sowie breit gefächerte Dienstleistungen rund um betriebliche Softwareanwendungen.
Im Geschäftsjahr 2011 erzielte die Software AG mit rund 5.500 Mitarbeitern in 70 Ländern einen Umsatz von knapp 1,1 Mrd. Euro und einen Nettogewinn von 177 Mio. Euro. Als Dividende wurden 0,46 Euro pro Aktie für das vergangene Geschäftsjahr ausgeschüttet (Vorjahr: 0,43 Euro).
In den ersten 9 Monaten des laufenden Geschäftsjahres 2012 betrug der Umsatz 770,6 Mio. Euro (Vorjahresperiode: 804,3 Mio. Euro) und das Nettoergebnis 172,9 Mio Euro (9M/2011: 191,2 Mio. Euro).
Die Analysten liegen mit ihren Kurszielen recht weit auseinander, geben also kein eindeutiges Bild. So meint etwa Morgan Stanley 'untergewichten' mit Kursziel 24 Euro, während die Aktie für HSBC (Ziel 39 Euro) und Goldman Sachs (Ziel 41 Euro) ein Kauf ist.
Seit den Sommermonaten verzeichnete die Aktie der Software AG einen beeindruckenden Kursanstieg um ca. +50 % von 22 Euro im Tief auf aktuell rund 33 Euro. Nicht einmal die zwischenzeitliche DAX-Korrektur konnte dem starken Aktienkurs im Herbst etwas anhaben! Ein guter Grund also, sich das im TecDAX notierte Unternehmen einmal näher anzusehen und dem CFO einige Fragen zur Geschäftsentwicklung zu stellen.
FinanzNachrichten.de
Sehr geehrter Herr Zinnhardt, die Software AG wird als Vermarkter von Unternehmens-Software wohl von vielen Anlegern schlicht als 'kleiner Bruder' der SAP AG gesehen. Können Sie uns Ihr Unternehmen und das Geschäftsmodell in wenigen Sätzen etwas genauer beschreiben?
ARND ZINNHARDT:
Die Software AG hat zwei Produktbereiche: Erstens das klassische Datenbankgeschäft, auch 'Enterprise Transaction Systems' (ETS) genannt, und zweitens das Geschäft mit Integrations- und Prozesssoftware mit dem Namen 'Business Process Excellence' (BPE). Im Gegensatz zur SAP AG entwickeln wir keine Applikationen, sondern integrieren vorhandene Applikationen unterschiedlicher Hersteller mit dem Ziel, Prozesse effizienter, sicherer und schlanker zu gestalten. Wir setzen also auf existierende IT-Strukturen auf und machen damit die bereits getätigten Investitionen unserer Kunden noch wertvoller.
FN:
Was sind die wichtigsten Produkte und Märkte der Software AG? Könnten Sie hier auch näher auf die wichtige, aber schwächelnde ETS-Segment eingehen?
ARND ZINNHARDT:
Begonnen hat die Software AG vor 40 Jahren mit den Produkten Adabas und Natural (beides ETS). Adabas ist eine Hochleistungsdatenbank, Natural eine Umgebung zur Entwicklung und zum Management von Applikationen. Der ETS-Markt wächst heutzutage zwar nicht mehr, dennoch generieren wir nach wie vor rund 40 % unseres Produktumsatzes und einen grossen Anteil unseres Ergebnisses mit ETS, quasi unserer Cash Cow. Im Geschäftsbereich BPE gehören Aris, webMethods und Terracotta zu den führenden Marken der Software AG. Aris ist eine Plattform zum Design und Management von Geschäftsprozessen, webMethods ist eine Integrationssoftware und Terracotta beschleunigt die Verarbeitung von riesigen Datenmengen - auch Big Data genannt - um ein Vielfaches. Das BPE-Segment ist Haupttreiber für Umsatz- und Ergebniswachstum; hier wird grösstenteils das Neugeschäft der Software AG generiert. Mittlerweile erbringen wir über 50 % unseres Gesamtumsatzes mit BPE-Produkten.
FN:
Für Anbieter von Unternehmens-Software ist der nordamerikanische Markt wohl von enormer Bedeutung. Die Software AG hat dort zuletzt stark investiert und eine Vertriebsoffensive gestartet. Wie entwickelt sich das Geschäft in diesem wichtigen und tonangebenden Markt?
ARND ZINNHARDT:
Unsere Geschäfte in Nordamerika haben im Laufe des Jahres deutlich Fahrt aufgenommen. Im Rahmen unserer Vertriebsoffensive haben wir seit Jahresbeginn gezielte Massnahmen eingeleitet, die in den letzten zwei Quartalen zu deutlich zweistelligem Wachstum geführt haben. Wir haben uns regional breiter aufgestellt, ein Management mit USA-spezifischer Expertise installiert, neue Vertriebsstrukturen geschaffen und Kernbereiche wie Marketing und M&A teilweise ins Silicon Valley verlagert.
Für Softwareunternehmen ist insbesondere der Lizenzerlös, also der Abschluss von Neuverträgen, ein erfolgskritischer Wachstumsindikator. Bei uns ist dieser im BPE-Produktbereich im letzten Quartal um 20 % gestiegen. Wir sehen hier also ein sehr dynamisches Wachstum, das insbesondere aus den USA kommt und von einer extrem positiven Entwicklung unseres US-Tochterunternehmens Terracotta angeführt wird. Rund 30 % unseres Produktumsatzes erzielen wir in den USA und insgesamt knapp 50 % in der Americas-Region, die Nord-, Mittel- und Südamerika vereint.
FN:
Im Bereich Unternehmenssoftware ist in den letzten Jahren immer wieder das Schlagwort 'Cloud Computing' zu hören. In diesem Bereich engagieren sich beispielsweise auch SAP oder Oracle verstärkt. Welche Rolle spielt dieser Trend für die Software AG und wie ist man hier positioniert?
ARND ZINNHARDT:
Cloud ist ein technologischer Megatrend, der zurzeit die gesamte IT-Branche verändert. Aber Cloud ist nicht gleich Cloud. Wichtig ist die Differenzierung zwischen private und public Cloud: Bei der private Cloud handelt es sich um den Zugriff auf Daten, der eine Software-Installation beim Unternehmen voraussetzt, auch 'on-premise' genannt. Bei der public Cloud greift man über das Internet auf bestimmte Dienste zu. Unser Ziel ist es, unser Produktportfolio dort, wo es zielführend ist, cloud-fähig zu machen. Ob unsere Kunden diese dann letzten Endes klassisch oder 'as-a-service' nutzen, richtet sich nach dem jeweiligen Bedarf. Fakt ist, dass wir mit unserem letzten Produktlaunch, webMethods und Aris 9.0, diesem Ziel ein ganzes Stück näher gekommen sind. Auf der CeBIT 2013 werden wir weitere richtungsweisende Innovationen zeigen.
FN:
Welche weiteren Trends und Potenziale gibt es in Ihren Geschäftsfeldern, sprich, wo werden Sie in den kommenden Jahren verstärkt investieren?
ARND ZINNHARDT:
Cloud und Big Data sind zwei Bereiche, die wir mit Sicherheit zukünftig weiter vorantreiben werden. Im nächsten Jahr möchten wir hier unsere Vertriebsmannschaft konsequent ausbauen und weiter in das dynamische Wachstum der Software AG investieren, sprich, in den Geschäftsbereich BPE, denn wir sind fest davon überzeugt, dass es dort erhebliche Potenziale für uns gibt. Das unterstreicht beispielsweise auch die überproportional dynamische Entwicklung unserer Big Data-Produkte von Terracotta. Hier rechnen wir mit einer Verdrei- bis Vervierfachung der Erlöse in diesem Jahr. Zum anderen können Akquisitionen auch ein strategischer Weg sein, um in unseren Zielfeldern noch schneller zu wachsen.
FN:
Sie haben 2009 das SAP-Beratungsunternehmen IDS Scheer übernommen. Sieht man sich die Geschäftsberichte an, so scheint es bei dem grossen Tochterunternehmen noch nicht wirklich rund zu laufen. Die Umsätze von IDS Scheer gehen deutlich zurück, sodass wohl aus diesem Grund eine Reorganisation durchgeführt wird. Welche Perspektiven sehen Sie in dem Geschäftsbereich?
ARND ZINNHARDT:
Im Zusammenspiel mit Aris und webMethods verfügt die Software AG über ein Produktportfolio, das auf dem Weltmarkt keinen Vergleich zu scheuen braucht. Neben Aris hatte IDS Scheer seinerzeit einen SAP-Consultingbereich. Diesen haben wir in den letzten Monaten verstärkt auf die Prozessberatung im SAP-Umfeld ausgerichtet – der Kernkompetenz, mit der die IDS Scheer ursprünglich gross geworden ist und für die sie auch im Markt wahrgenommen wird.
FN:
Der Aktienkurs der Software AG hat sich seit den Sommermonaten mit mehr als +50 % Kursanstieg sehr positiv entwickelt - auch während der nun zweimonatigen Korrektur im DAX hielt sich ihr Wertpapier äusserst stabil. Zwar dürfen Sie zur Aktienkursentwicklung sicher keine Einschätzung abgeben, aber vielleicht können Sie uns die fundamentalen Entwicklungen nennen, die aus Ihrer Sicht den hohen Anstieg des Unternehmenswerts in den vergangenen 6 Monaten rechtfertigen könnten?
ARND ZINNHARDT:
Im zweiten und dritten Quartal des laufenden Jahres konnten wir den Kapitalmarkt mit sehr positiven Zahlen im Geschäftsbereich BPE und einer stabilen ETS-Entwicklung überzeugen. Die Kursentwicklung unterstreicht, dass unsere Aktionäre an dieselben fundamentalen Wachstumstreiber glauben wie wir. Mittlerweile sehen wir auch eine deutliche operative Outperformance des relevanten IT-Markts. Deshalb bleiben wir zuversichtlich, dass unsere Anleger auch weiter die Strategie der Software AG unterstützen werden.
FN:
Ab dem dritten Quartal 2012 haben viele Grossunternehmen Gewinnwarnungen herausgegeben oder deutlich vorsichtigere Prognosen abgegeben. Gleichzeitig hat es in der Euro-Zone zum zweiten Mal in Folge einen krisenbedingten Rückgang beim Quartals-BIP gegeben, wonach per Definition eine (wenn auch moderate) Rezession eingetreten ist. Im September-Quartalsbericht der Software AG ist jedoch erfreulicherweise zu lesen, dass man 'keinerlei Kaufzurückhaltung' seitens der Kunden spüre. Offensichtlich wird das Geschäft der Software AG von der Euro-Krise nicht tangiert?
ARND ZINNHARDT:
In Zeiten makroökonomischer Unsicherheit zeichnen sich vor allem Geschäftsmodelle mit einer gewissen Robustheit aus. Die Software AG sieht sich als solch ein Unternehmen. Hintergrund ist die stetige Marktnachfrage nach Lösungen zur Effizienzsteigerung, insbesondere in schwierigen Phasen, in denen Unternehmen einem höheren Kostendruck ausgesetzt sind. Unsere Produkte sind darauf ausgelegt, unsere Kunden schneller und profitabler zu machen. Deshalb sehen wir auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ein hohes Interesse an unseren Lösungen. Unsere Erfahrungen der Jahre 2008 und 2009 belegen das.
FN:
Wie sehen Ihre Planungen für Umsatz und Gewinn in den kommenden Jahren aus?
ARND ZINNHARDT:
Wir gehen davon aus, dass sich die positive Entwicklung der jüngeren Vergangenheit fortsetzen wird und wir im Geschäftsfeld BPE weiter deutlich wachsen werden. Besonders zuversichtlich sind wir für unser Big Data-Geschäft von Terracotta. Einen präzisen Ausblick für das Jahr 2013 werden wir im Januar zur Vorlage unserer vorläufigen Geschäftszahlen bekannt geben.
FN:
Herr Zinnhardt, wir bedanken uns herzlich für das interessante Interview!
© 2012 FN