Die beeindruckende allgemeine Börsenerholung seit Mitte November setzte sich auch in der vergangenen Woche fort und erreichte am Ende noch ein positives Monatsergebnis, was lediglich der Dow Jones (roter Pfeil) verfehlte. Der Wiener ATX belegte auf Wochenbasis (grüner Pfeil) und auch im Monatsvergleich (grüner Pfeil) den ersten Platz und liegt im Jahresvergleich nach dem DAX (grüner Pfeil) an zweiter Stelle, während Texas-Öl (WTI) nach wie vor das Schlusslicht mit einem Minus von 10% (roter Pfeil) ist. Am Freitag und auch im Wochenvergleich kam Silber (zwei rote Pfeile) auf den letzten Platz, obwohl es seit Jahresbeginn an dritter Stelle liegt.
Im Dezember wird es zu weiteren Indexverbesserungen an Wall Street kommen, sofern es zu einer, wenn auch noch nicht endgültigen, Einigung in der Defizit-Frage zwischen dem US-Kongress und dem Weißen Haus kommt. In Europa wird der DAX auf ein neues Jahreshoch steigen; aber die 8.000-Marke nicht erreichen und damit meine Prognose zu Jahresbeginn bestätigen. Der Dow Jones hat sein Jahreshoch bereits Anfang Oktober gesehen, als die 13.600-Marke geringfügig überschritten wurde. Das Gold kämpft jetzt mit dem $1.700-Niveau und hat damit im vierten Quartal bisher enttäuscht. Neue Rekordhöhen wird es hier vorläufig nicht geben. Der Ölpreis wird wegen der Unruhen im Nahen Osten "künstlich" hochgehalten. Nach wie vor rechne ich jedoch beim Texas-Öl mit einem Rückgang unter $80 pro Barrel. Nordsee-Öl kann die $100-Marke unterschreiten. Das aktuelle Weltwirtschaftswachstum ist nicht stark genug, um einen höheren Ölpreis zu rechtfertigen.
Die amerikanische Wirtschaft wuchs im dritten Quartal mit 2,7% (grüner Pfeil) deutlich mehr als ursprünglich (+2,0%) angenommen wurde. Allerdings trügt der Schein, da die Wachstumskomponenten spürbar schwächer waren und einen erheblichen Anstieg bei den Lagerbeständen erkennen lassen, was künftiges Wachstum beeinträchtigt. Die Inflationrate, gemessen am Deflator, wirft dagegen mit einem Anstieg von ebenfalls 2,7% keine Fragezeichen auf, da die Kernrate ohne volatile Nahrungsmittelpreise und Energiekosten sich um lediglich 1,3% erhöhte.
Das vierte Quartal wird durch die Belastungen aufgrund des Wirbelsturms Sandy schwächer ausfallen und unter seinem eigentlichen Potential liegen, sodass 2012 insgesamt eine unterdurchschnittliche Wachstumsrate aufweisen wird.
Unternehmensgewinne stiegen im dritten Quartal (Q3) mit $1.752 Milliarden (gelbe Linie) auf ein neues Rekordhoch (grüner Pfeil). Dies ist eine Verbesserung (annualisiert) von fast 23% gegenüber Q2, was ein Minus von 1,4% aufwies. Ende 2008 (Q4) waren die Gewinne auf $650 Mrd (roter Pfeil und rote Linie) eingebrochen. Die Gewinn-Erholung in den vergangenen knapp vier Jahren war sehr beeindruckend, zumal das Wirtschaftswachstum relativ moderat war. Im Vergleich zum Vorjahr liegt die aktuelle Gewinnverbesserung bei beachtlichen 18,5% (blauer Pfeil). Unternehmen haben ihre Gewinne teilweiser aufgrund von Einsparungen erzielt.Künftige Gewinn-Steigerungen setzen höhere Wachstumsraten in der Wirtschaft voraus, was momentan nicht zu erkennen ist. Kommt es daher zu niedrigeren Gewinnen, so ist die Börsenhausse, die im März 2009 anfing, gefährdet. Daher meine Warnung vor einer möglichen Baisse im nächsten Jahr!
Weitere Einschätzungen und spezifische Empfehlungen auf der Hotline.Der nächste Blog erscheint in der zweiten Dezemberwoche.
© 2012 Heiko Thieme