Verantwortlicher Redakteur: Markus Meister
Heute freuen wir uns über ein FN-Vorstandsinterview mit dem Vorstandsvorsitzenden der SINGULUS TECHNOLOGIES AG (WKN 330400, ISIN DE0003304002, Aktien-Kürzel SNG), Herrn Dr.-Ing. Stefan Rinck, auf FinanzNachrichten.de. Das 1995 gegründete Maschinenbauunternehmen hat seinen Hauptsitz in Kahl am Main und ist auf Produktionsanlagen spezialisiert mit denen man beispielsweise optische Datenträger (CDs, DVDs und Blu-ray Discs), Solaranlagen und Halbleiter herstellen kann.
Im Geschäftsjahr 2011 erzielte SINGULUS mit rund 450 Mitarbeitern einen Umsatz von 160 Mio. Euro und einen Gewinn von 5,6 Mio. Euro. Im aktuellen Geschäftsjahr 2012 verlief die Entwicklung dagegen recht enttäuschend, sodass mit den Zahlen fürs dritte Quartal auch eine recht heftige Umsatz- und Gewinnwarnung veröffentlicht wurde. Demnach soll der Umsatz 2012 auf 100 bis 115 Mio. Euro absinken, während gleichzeitig ein riesiger Verlust von -54 bis -56 Mio. Euro erwartet wird.
Nach einem starken Kurseinbruch, der die im TecDAX notierte SINGULUS-Aktie zwischenzeitlich bis auf 1,04 Euro - also nur knapp über das Pennystock-Niveau - beförderte, waren die Einschätzungen der Analysten in den letzten Wochen tendenziell wieder recht positiv. So gibt Warburg Research der volatilen Aktie, die aktuell bei rund 1,50 Euro notiert, beispielsweise ein Kursziel von 2 Euro, während Equinet eine Bewertung von 1,60 Euro für angemessen hält. Independent Research hingegen hält einen erneuten Kursrückgang auf 1 Euro für möglich und ist somit weniger optimistisch.
Wir wollen uns das Unternehmen einmal näher ansehen und Firmenlenker Dr. Rinck einige Fragen zur Geschäftsentwicklung stellen. Möglicherweise ist die zweifellos sehr spekulative Aktie ja ein ähnlich interessanter Turnaround-Kandidat für 2013, wie die Sky Deutschland AG, deren CEO Brian Sullivan wir Mitte 2012 ebenfalls interviewt hatten und die zwischenzeitig stark gestiegen ist.
FinanzNachrichten.de
Sehr geehrter Herr Dr. Rinck, die SINGULUS TECHNOLOGIES AG baut Produktionsmaschinen zur Herstellung von CDs, DVDs, Blu-ray Discs sowie Solaranlagen und Halbleitern. Können Sie uns Ihr Unternehmen und das Geschäftsmodell in wenigen Sätzen etwas genauer beschreiben?
STEFAN RINCK:
Unser Geschäftsmodell basiert auf unserem Know How in der Beschichtungstechnik kombiniert mit einer langjährigen Erfahrung in der Prozesssteuerung und Automatisierung. Unser Ziel ist es, mit unseren Fertigungsanlagen in allen drei Segmenten eine führende Stellung auf der Welt zu erreichen.
Bei Blu-ray Discs haben wir dies erreicht – es gibt weltweit kein anderes Unternehmen mehr, das Fertigungsanlagen für Blu-ray Discs mit 50 GB Speicherkapazität anbietet. Im Segment Halbleiter werden auf unseren Beschichtungsmaschinen die neuen MRAM Wafer entwickelt und im Solarsegment sind wir insbesondere bei den Fertigungsanlagen für CIGS/CIS-Solarzellen hervorragend positioniert.
FN:
Wie verteilt sich der Umsatz auf die einzelnen Geschäftsbereiche? Welches sind die Hauptabsatzmärkte in den verschiedenen Sparten?
STEFAN RINCK:
In dem stärksten Segment Optical Disc verdienen wir unser Geld heute mit den Fertigungsanlagen für die Blu-ray Disc sowie einem starken Ersatzteil- und Service-Geschäft. Im Solar-Segment haben wir dieses Jahr z.B. eine ganze Reihe von grossen Selenisierungsanlagen für Dünnschicht Solarzellen erfolgreich in Betrieb genommen. Unser Fokus liegt hier klar auf der CIGS/CIS-Dünnschicht-Solartechnik. Das Halbleiter-Segment war im Geschäftsjahr 2012 positiv und wird auch in diesem Jahr positive Ergebniszahlen liefern. Das Potential der verschiedenen Anwendungsbereiche für die Anlagen verspricht hier eine weiter aufsteigende Entwicklung in den kommenden Geschäftsjahren. Der Umsatz entfällt zu 2/3 auf das Segment Optical Disc und das letzte Drittel wird zu einem grossen Teil von Solarumsätzen geprägt, wobei 2012 auch der Halbleiterbereich gut zulegen konnte.
FN:
Sind die beiden Hauptmärkte, auf denen Sie sich bewegen, nicht im Niedergang begriffen? Zum Einen haben im Solarbereich Überkapazitäten und Förderkürzungen zu einem regelrechten Massensterben in der Branche geführt. Zum Anderen sind feste Datenträger, wie Discs, für den Konsum von Ton- und Videodateien nicht mehr notwendig und folglich vor allem bei jungen Leuten auch immer weniger im Einsatz. Stattdessen werden Mediendateien, was viel praktischer ist, als reine Datei übertragen oder per Internet-Stream abgerufen?
STEFAN RINCK:
Die Situation des Solarmarktes ist sicher bekannt. Der Solarmarkt und damit der Verkauf von Solarmodulen wächst aber Jahr für Jahr weiter. Gerade hat z.B. China angekündigt, die jährlichen Installationen auf bis zu 40 GW zu erhöhen. Wir glauben, dass der Solarmarkt Ende 2013 bis Anfang 2014 sich wieder in einen Nachfragemarkt wandelt. SINGULUS stellt Maschinen in den Bereichen Silizium-Solarzellen und CIGS/CIS-Dünnschicht-Solartechnik her. Insbesondere bei den Anlagen für CIGS/CIS ist SINGULUS hervorragend positioniert. Wir konnten in diesem Jahr einige schöne Auftragseingänge verbuchen und für 2013 sind bereits grössere Investitionsprojekte angekündigt. Sollten diese entsprechend realisiert werden, wird es SINGULUS sicherlich gelingen, mit wesentlichen Anlagenlieferungen daran beteiligt zu sein.
Download von Medien ist sicher ein Bereich, der weiter wächst. Aber - die Welt besteht nicht nur aus München, Frankfurt, London und Paris. 80-90 % unserer Weltbevölkerung haben bis jetzt keinen Zugang zu schnellen Datenverbindungen. Aber auch bei einer vorhandenen und schnellen Datenverbindung kann die Bild- und Tonqualität häufig beim digitalen Download nicht mit der exzellenten Qualität einer Blu-ray Disc konkurrieren. Ausserdem sehen wir einen deutlichen Trend bei Videospielen hin zur HD-Qualität. Dafür werden Discs benötigt, die auf Blu-ray-Produktionsanlagen gefertigt werden.
Ausserdem arbeiten die grossen TV-Hersteller derzeit bereits an der Entwicklung von 4K-Geräten für ein neues, hochauflösendes Video-Format mit einer Auflösung von 3840 x 2160 Pixel. Für die Speicherung der erforderlichen Daten werden Speichermedien mit einer deutlich höheren Speicherkapazität benötigt. Dazu zählen Blu-ray Discs mit einer Speicherkapazität von mehr als 50 GB bzw. drei- und vierlagige Blu-ray Discs mit 100 bzw. 128 GB. Die Blu-ray Disc als preiswertes Speichermedium wird uns noch sicher viele Jahre begleiten.
FN:
Gerade das Geschäft mit dem Hoffnungsträger Blu-ray-Produktionsanlagen ist im Jahr 2012 - entgegen den Erwartungen - offenbar sehr enttäuschend verlaufen. Obwohl SINGULUS hier eine weltweite Monopolstellung inne hat und die Technologie wohl neuer Standard wird, konnten offenbar deutlich weniger Maschinen werden verkauft als im Vorjahr. Warum investieren die Medienunternehmen nicht in neue Anlagen, obwohl der Absatz von Blu-ray Discs stetig wächst?
STEFAN RINCK:
2012 hatten wir die besondere Situation, dass mehrere Kunden notwendige Investitionen verschoben haben. Wie Sie richtig festgestellt haben, wächst der Konsumentenmarkt aber weiter. Wir gehen davon aus, dass 2013 wieder ein Jahr des deutlichen Wachstums wird und wir mit entsprechenden Maschinenverkäufen daran partizipieren werden.
FN:
Ende Oktober gab es eine, aus unserer Sicht, recht überraschende und heftige Umsatz- und Gewinnwarnung. Nach einem Gewinn von 5,6 Mio. Euro im Jahr 2011 erwarten Sie für das Gesamtjahr 2012 statt eines in Aussicht gestellten Gewinns nun einen dicken Verlust von -54 bis -56 Mio. Euro. Auch der Umsatz soll mit 100 bis 115 Mio. Euro deutlich hinter dem Vorjahreswert von 160 Mio. Euro zurückbleiben. Können Sie uns bitte die Hintergründe für die plötzliche und scharfe Korrektur etwas näher erläutern? Unseren Recherchen zufolge haben Sie im Solarbereich rund 40 % der Mitarbeiter entlassen. Welche weiteren Gegenmassnahmen haben Sie aufgrund der negativen Geschäftsentwicklung ergriffen, um SINGULUS wieder auf Kurs zu bringen?
STEFAN RINCK:
SINGULUS vollzieht schrittweise einen Strukturwandel vom reinen Anbieter von Anlagen in Optical Disc hin zu einem führenden Anbieter für Vakuumtechnologie in unterschiedlichen Segmenten wie Optical Disc, Solar und Halbleiter. Auf der einen Seite müssen somit Kapazitäten angepasst werden. Andererseits wird in Zukunftsbereiche investiert und in neue Arbeitsgebiete expandiert. Der Vorstand hat aufgrund der Geschäftssituation durchgreifende Massnahmen für die zu restrukturierenden Bereiche beschlossen. Betroffen sind hiervon im Segment Optical Disc im Wesentlichen die ausländischen Niederlassungen und der Produktbereich Mastering. Weiterhin ist das Arbeitsgebiet der Anlagen für nass-chemische Produktionsschritte der Tochtergesellschaft SINGULUS STANGL SOLAR GmbH vom Rückgang im Markt für Silizium-basierte Solarzellen betroffen.
Insgesamt werden deshalb im Segment Solar die Strukturen und Kapazitäten des Bereichs Nass-Chemie sowie aktivierte Entwicklungskosten für die herkömmliche Beschichtungstechnologie weiter angepasst. So wurden zum Ende des Geschäftsjahres 2012 am Standort Fürstenfeldbruck ca. 40 % der Arbeitsplätze abgebaut. Der Grossteil der bilanziellen Massnahmen führt aber zu keinen weiteren Mittelabflüssen.
FN:
Mit ca. 65 Mio. Euro Cashbestand, die grösstenteils aus einer im März 2012 begebenen Unternehmensanleihe (WKN: A1MASJ, ISIN: DE000A1MASJ4) mit Laufzeit bis 2017 stammen, sollte die finanzielle Basis zumindest für das Jahr 2013 gesichert sein, selbst wenn es wider Erwarten nochmals Verluste gibt. Sie können es sich sogar erlauben, für rund 3 Mio. Euro einen kleinen Teil der Unternehmensanleihe deutlich unter dem Nominalwert zurückzukaufen. Wie möchten Sie diese Finanzmittel einsetzen, um wieder auf Kurs zu kommen?
STEFAN RINCK:
SINGULUS finanziert mit den Mitteln der Unternehmensanleihe bereits grössere Projekte im Geschäftsbereich Solar, den Ausbau der Systempartnerschaft mit Herstellern von Dünnschichtsolarzellen, die Entwicklung neuer Produkte für Solar und die Entwicklung von Produktionsanlagen für die nächste Generation Blu-ray Discs. Ein wesentlicher Teil der Mittel soll für den Aufbau neuer Geschäftsfelder im Bereich der Vakuum-Beschichtungs-Technologie durch Forschung und Entwicklung sowie durch Akquisitionen von Unternehmen oder Unternehmensteilen verwendet werden.
FN:
Diese 2017er Anleihe weist auf dem aktuellen Kursniveau eine Rendite von rund 16 % p.a. auf, d.h. dass viele professionelle Anleger sich Sorgen machen, ob eine Rückzahlung des Bonds in 5 Jahren möglich sein wird. Wie wollen Sie diese sicherstellen?
STEFAN RINCK:
Hauptsächlich durch die Mittel aus der Anleihe haben wir einen Cashbestand, der höher als 65 Mio. Euro ist. Auch nach der Ankündigung, einen Teil der Anleihe zurückzukaufen, bleibt das im März benannte Anleiheziel der Wachstumsfinanzierung weiterhin bestehen. Die Liquidität werden wir für internes und externes Wachstum nutzen. Wir sehen einerseits sehr gute Chancen, mit unserem Equipment vom Wachstum im Blu-ray, Solar- und Halbleitermarkt zu partizipieren. Andererseits wird geprüft, in weitere Branchen und Arbeitsgebiete, die mit dem vorhandenen Know-how der Vakuumbeschichtung verbunden sind, zu investieren. Das klare Ziel, in den nächsten Jahren wieder positive Ergebnisse zu erreichen, steht dabei natürlich im Vordergrund.
FN:
Mit der Vakuum-Beschichtungstechnologie will sich SINGULUS neue Geschäftsfelder erschliessen. Welches Umsatzpotenzial könnte sich die SINGULUS TECHNOLOGIES AG hier mittel- bis langfristig realisieren und welche Investitionen sind hierfür notwendig?
STEFAN RINCK:
Eine Antwort auf diese Frage ist etwas schwierig. Wir wollen ja 40-60 % der Anleihemittel dafür einsetzen. Unser Ziel ist es, ein Unternehmen mit einer Umsatzgrösse im mittleren zweistelligen Bereich zu finden.
FN:
Die Aktie der SINGULUS TECHNOLOGIES AG hatte im November 2012 ein neues Allzeit-Tief bei knapp über einem Euro markiert. Seitdem ging es wieder ein wenig bergauf. Was sind aus Ihrer Sicht spannende, aussichtsreiche Zukunftsthemen, Entwicklungen und Trends, die für das Unternehmen und seine Anteilseigner wieder bessere Zeiten bringen könnten?
STEFAN RINCK:
Wie bei vielen anderen Unternehmen gibt es bei uns auch Chancen und Risiken. Ich glaube aber, dass die Chancen überwiegen. SINGULUS hat als Unternehmen bewiesen, dass es technologisch führend ist mit Fertigungsanlagen rund um die Vakuumbeschichtung. Die Alleinstellung bei Blu-ray, die hervorragende Positionierung bei vielen CIGS/CIS-Projekten und die Möglichkeiten des Halbleitermarktes stimmen uns zuversichtlich.
FN:
Wie sehen Ihre Pläne für das Geschäftsjahr 2013 aus? Gibt es konkrete Umsatz- und Ergebnisziele?
STEFAN RINCK:
SINGULUS ist mit einer soliden Liquidität ausgestattet und wird diese für das interne und externe Wachstum in den nächsten Jahren nutzen. Das Jahr 2013 wird sicher spannend. Wir sehen aber gute Chancen, mit den bestehenden Segmenten Optical Disc, Solar und Halbleiter im nächsten Jahr wieder positive Ergebnisse zu erwirtschaften. Wie bereits in der vorherigen Frage bestätigt: Das Halbleiter-Segment wird positiv, die Chancen für Blu-ray sind weiter sehr gut und auch das Solar-Segment bietet Potenzial für neue Aufträge.
FN:
Herr Dr. Rinck, wir bedanken uns herzlich für das interessante Interview!
Heute freuen wir uns über ein FN-Vorstandsinterview mit dem Vorstandsvorsitzenden der SINGULUS TECHNOLOGIES AG (WKN 330400, ISIN DE0003304002, Aktien-Kürzel SNG), Herrn Dr.-Ing. Stefan Rinck, auf FinanzNachrichten.de. Das 1995 gegründete Maschinenbauunternehmen hat seinen Hauptsitz in Kahl am Main und ist auf Produktionsanlagen spezialisiert mit denen man beispielsweise optische Datenträger (CDs, DVDs und Blu-ray Discs), Solaranlagen und Halbleiter herstellen kann.
Im Geschäftsjahr 2011 erzielte SINGULUS mit rund 450 Mitarbeitern einen Umsatz von 160 Mio. Euro und einen Gewinn von 5,6 Mio. Euro. Im aktuellen Geschäftsjahr 2012 verlief die Entwicklung dagegen recht enttäuschend, sodass mit den Zahlen fürs dritte Quartal auch eine recht heftige Umsatz- und Gewinnwarnung veröffentlicht wurde. Demnach soll der Umsatz 2012 auf 100 bis 115 Mio. Euro absinken, während gleichzeitig ein riesiger Verlust von -54 bis -56 Mio. Euro erwartet wird.
Nach einem starken Kurseinbruch, der die im TecDAX notierte SINGULUS-Aktie zwischenzeitlich bis auf 1,04 Euro - also nur knapp über das Pennystock-Niveau - beförderte, waren die Einschätzungen der Analysten in den letzten Wochen tendenziell wieder recht positiv. So gibt Warburg Research der volatilen Aktie, die aktuell bei rund 1,50 Euro notiert, beispielsweise ein Kursziel von 2 Euro, während Equinet eine Bewertung von 1,60 Euro für angemessen hält. Independent Research hingegen hält einen erneuten Kursrückgang auf 1 Euro für möglich und ist somit weniger optimistisch.
Wir wollen uns das Unternehmen einmal näher ansehen und Firmenlenker Dr. Rinck einige Fragen zur Geschäftsentwicklung stellen. Möglicherweise ist die zweifellos sehr spekulative Aktie ja ein ähnlich interessanter Turnaround-Kandidat für 2013, wie die Sky Deutschland AG, deren CEO Brian Sullivan wir Mitte 2012 ebenfalls interviewt hatten und die zwischenzeitig stark gestiegen ist.
FinanzNachrichten.de
Sehr geehrter Herr Dr. Rinck, die SINGULUS TECHNOLOGIES AG baut Produktionsmaschinen zur Herstellung von CDs, DVDs, Blu-ray Discs sowie Solaranlagen und Halbleitern. Können Sie uns Ihr Unternehmen und das Geschäftsmodell in wenigen Sätzen etwas genauer beschreiben?
STEFAN RINCK:
Unser Geschäftsmodell basiert auf unserem Know How in der Beschichtungstechnik kombiniert mit einer langjährigen Erfahrung in der Prozesssteuerung und Automatisierung. Unser Ziel ist es, mit unseren Fertigungsanlagen in allen drei Segmenten eine führende Stellung auf der Welt zu erreichen.
Bei Blu-ray Discs haben wir dies erreicht – es gibt weltweit kein anderes Unternehmen mehr, das Fertigungsanlagen für Blu-ray Discs mit 50 GB Speicherkapazität anbietet. Im Segment Halbleiter werden auf unseren Beschichtungsmaschinen die neuen MRAM Wafer entwickelt und im Solarsegment sind wir insbesondere bei den Fertigungsanlagen für CIGS/CIS-Solarzellen hervorragend positioniert.
FN:
Wie verteilt sich der Umsatz auf die einzelnen Geschäftsbereiche? Welches sind die Hauptabsatzmärkte in den verschiedenen Sparten?
STEFAN RINCK:
In dem stärksten Segment Optical Disc verdienen wir unser Geld heute mit den Fertigungsanlagen für die Blu-ray Disc sowie einem starken Ersatzteil- und Service-Geschäft. Im Solar-Segment haben wir dieses Jahr z.B. eine ganze Reihe von grossen Selenisierungsanlagen für Dünnschicht Solarzellen erfolgreich in Betrieb genommen. Unser Fokus liegt hier klar auf der CIGS/CIS-Dünnschicht-Solartechnik. Das Halbleiter-Segment war im Geschäftsjahr 2012 positiv und wird auch in diesem Jahr positive Ergebniszahlen liefern. Das Potential der verschiedenen Anwendungsbereiche für die Anlagen verspricht hier eine weiter aufsteigende Entwicklung in den kommenden Geschäftsjahren. Der Umsatz entfällt zu 2/3 auf das Segment Optical Disc und das letzte Drittel wird zu einem grossen Teil von Solarumsätzen geprägt, wobei 2012 auch der Halbleiterbereich gut zulegen konnte.
FN:
Sind die beiden Hauptmärkte, auf denen Sie sich bewegen, nicht im Niedergang begriffen? Zum Einen haben im Solarbereich Überkapazitäten und Förderkürzungen zu einem regelrechten Massensterben in der Branche geführt. Zum Anderen sind feste Datenträger, wie Discs, für den Konsum von Ton- und Videodateien nicht mehr notwendig und folglich vor allem bei jungen Leuten auch immer weniger im Einsatz. Stattdessen werden Mediendateien, was viel praktischer ist, als reine Datei übertragen oder per Internet-Stream abgerufen?
STEFAN RINCK:
Die Situation des Solarmarktes ist sicher bekannt. Der Solarmarkt und damit der Verkauf von Solarmodulen wächst aber Jahr für Jahr weiter. Gerade hat z.B. China angekündigt, die jährlichen Installationen auf bis zu 40 GW zu erhöhen. Wir glauben, dass der Solarmarkt Ende 2013 bis Anfang 2014 sich wieder in einen Nachfragemarkt wandelt. SINGULUS stellt Maschinen in den Bereichen Silizium-Solarzellen und CIGS/CIS-Dünnschicht-Solartechnik her. Insbesondere bei den Anlagen für CIGS/CIS ist SINGULUS hervorragend positioniert. Wir konnten in diesem Jahr einige schöne Auftragseingänge verbuchen und für 2013 sind bereits grössere Investitionsprojekte angekündigt. Sollten diese entsprechend realisiert werden, wird es SINGULUS sicherlich gelingen, mit wesentlichen Anlagenlieferungen daran beteiligt zu sein.
Download von Medien ist sicher ein Bereich, der weiter wächst. Aber - die Welt besteht nicht nur aus München, Frankfurt, London und Paris. 80-90 % unserer Weltbevölkerung haben bis jetzt keinen Zugang zu schnellen Datenverbindungen. Aber auch bei einer vorhandenen und schnellen Datenverbindung kann die Bild- und Tonqualität häufig beim digitalen Download nicht mit der exzellenten Qualität einer Blu-ray Disc konkurrieren. Ausserdem sehen wir einen deutlichen Trend bei Videospielen hin zur HD-Qualität. Dafür werden Discs benötigt, die auf Blu-ray-Produktionsanlagen gefertigt werden.
Ausserdem arbeiten die grossen TV-Hersteller derzeit bereits an der Entwicklung von 4K-Geräten für ein neues, hochauflösendes Video-Format mit einer Auflösung von 3840 x 2160 Pixel. Für die Speicherung der erforderlichen Daten werden Speichermedien mit einer deutlich höheren Speicherkapazität benötigt. Dazu zählen Blu-ray Discs mit einer Speicherkapazität von mehr als 50 GB bzw. drei- und vierlagige Blu-ray Discs mit 100 bzw. 128 GB. Die Blu-ray Disc als preiswertes Speichermedium wird uns noch sicher viele Jahre begleiten.
FN:
Gerade das Geschäft mit dem Hoffnungsträger Blu-ray-Produktionsanlagen ist im Jahr 2012 - entgegen den Erwartungen - offenbar sehr enttäuschend verlaufen. Obwohl SINGULUS hier eine weltweite Monopolstellung inne hat und die Technologie wohl neuer Standard wird, konnten offenbar deutlich weniger Maschinen werden verkauft als im Vorjahr. Warum investieren die Medienunternehmen nicht in neue Anlagen, obwohl der Absatz von Blu-ray Discs stetig wächst?
STEFAN RINCK:
2012 hatten wir die besondere Situation, dass mehrere Kunden notwendige Investitionen verschoben haben. Wie Sie richtig festgestellt haben, wächst der Konsumentenmarkt aber weiter. Wir gehen davon aus, dass 2013 wieder ein Jahr des deutlichen Wachstums wird und wir mit entsprechenden Maschinenverkäufen daran partizipieren werden.
FN:
Ende Oktober gab es eine, aus unserer Sicht, recht überraschende und heftige Umsatz- und Gewinnwarnung. Nach einem Gewinn von 5,6 Mio. Euro im Jahr 2011 erwarten Sie für das Gesamtjahr 2012 statt eines in Aussicht gestellten Gewinns nun einen dicken Verlust von -54 bis -56 Mio. Euro. Auch der Umsatz soll mit 100 bis 115 Mio. Euro deutlich hinter dem Vorjahreswert von 160 Mio. Euro zurückbleiben. Können Sie uns bitte die Hintergründe für die plötzliche und scharfe Korrektur etwas näher erläutern? Unseren Recherchen zufolge haben Sie im Solarbereich rund 40 % der Mitarbeiter entlassen. Welche weiteren Gegenmassnahmen haben Sie aufgrund der negativen Geschäftsentwicklung ergriffen, um SINGULUS wieder auf Kurs zu bringen?
STEFAN RINCK:
SINGULUS vollzieht schrittweise einen Strukturwandel vom reinen Anbieter von Anlagen in Optical Disc hin zu einem führenden Anbieter für Vakuumtechnologie in unterschiedlichen Segmenten wie Optical Disc, Solar und Halbleiter. Auf der einen Seite müssen somit Kapazitäten angepasst werden. Andererseits wird in Zukunftsbereiche investiert und in neue Arbeitsgebiete expandiert. Der Vorstand hat aufgrund der Geschäftssituation durchgreifende Massnahmen für die zu restrukturierenden Bereiche beschlossen. Betroffen sind hiervon im Segment Optical Disc im Wesentlichen die ausländischen Niederlassungen und der Produktbereich Mastering. Weiterhin ist das Arbeitsgebiet der Anlagen für nass-chemische Produktionsschritte der Tochtergesellschaft SINGULUS STANGL SOLAR GmbH vom Rückgang im Markt für Silizium-basierte Solarzellen betroffen.
Insgesamt werden deshalb im Segment Solar die Strukturen und Kapazitäten des Bereichs Nass-Chemie sowie aktivierte Entwicklungskosten für die herkömmliche Beschichtungstechnologie weiter angepasst. So wurden zum Ende des Geschäftsjahres 2012 am Standort Fürstenfeldbruck ca. 40 % der Arbeitsplätze abgebaut. Der Grossteil der bilanziellen Massnahmen führt aber zu keinen weiteren Mittelabflüssen.
FN:
Mit ca. 65 Mio. Euro Cashbestand, die grösstenteils aus einer im März 2012 begebenen Unternehmensanleihe (WKN: A1MASJ, ISIN: DE000A1MASJ4) mit Laufzeit bis 2017 stammen, sollte die finanzielle Basis zumindest für das Jahr 2013 gesichert sein, selbst wenn es wider Erwarten nochmals Verluste gibt. Sie können es sich sogar erlauben, für rund 3 Mio. Euro einen kleinen Teil der Unternehmensanleihe deutlich unter dem Nominalwert zurückzukaufen. Wie möchten Sie diese Finanzmittel einsetzen, um wieder auf Kurs zu kommen?
STEFAN RINCK:
SINGULUS finanziert mit den Mitteln der Unternehmensanleihe bereits grössere Projekte im Geschäftsbereich Solar, den Ausbau der Systempartnerschaft mit Herstellern von Dünnschichtsolarzellen, die Entwicklung neuer Produkte für Solar und die Entwicklung von Produktionsanlagen für die nächste Generation Blu-ray Discs. Ein wesentlicher Teil der Mittel soll für den Aufbau neuer Geschäftsfelder im Bereich der Vakuum-Beschichtungs-Technologie durch Forschung und Entwicklung sowie durch Akquisitionen von Unternehmen oder Unternehmensteilen verwendet werden.
FN:
Diese 2017er Anleihe weist auf dem aktuellen Kursniveau eine Rendite von rund 16 % p.a. auf, d.h. dass viele professionelle Anleger sich Sorgen machen, ob eine Rückzahlung des Bonds in 5 Jahren möglich sein wird. Wie wollen Sie diese sicherstellen?
STEFAN RINCK:
Hauptsächlich durch die Mittel aus der Anleihe haben wir einen Cashbestand, der höher als 65 Mio. Euro ist. Auch nach der Ankündigung, einen Teil der Anleihe zurückzukaufen, bleibt das im März benannte Anleiheziel der Wachstumsfinanzierung weiterhin bestehen. Die Liquidität werden wir für internes und externes Wachstum nutzen. Wir sehen einerseits sehr gute Chancen, mit unserem Equipment vom Wachstum im Blu-ray, Solar- und Halbleitermarkt zu partizipieren. Andererseits wird geprüft, in weitere Branchen und Arbeitsgebiete, die mit dem vorhandenen Know-how der Vakuumbeschichtung verbunden sind, zu investieren. Das klare Ziel, in den nächsten Jahren wieder positive Ergebnisse zu erreichen, steht dabei natürlich im Vordergrund.
FN:
Mit der Vakuum-Beschichtungstechnologie will sich SINGULUS neue Geschäftsfelder erschliessen. Welches Umsatzpotenzial könnte sich die SINGULUS TECHNOLOGIES AG hier mittel- bis langfristig realisieren und welche Investitionen sind hierfür notwendig?
STEFAN RINCK:
Eine Antwort auf diese Frage ist etwas schwierig. Wir wollen ja 40-60 % der Anleihemittel dafür einsetzen. Unser Ziel ist es, ein Unternehmen mit einer Umsatzgrösse im mittleren zweistelligen Bereich zu finden.
FN:
Die Aktie der SINGULUS TECHNOLOGIES AG hatte im November 2012 ein neues Allzeit-Tief bei knapp über einem Euro markiert. Seitdem ging es wieder ein wenig bergauf. Was sind aus Ihrer Sicht spannende, aussichtsreiche Zukunftsthemen, Entwicklungen und Trends, die für das Unternehmen und seine Anteilseigner wieder bessere Zeiten bringen könnten?
STEFAN RINCK:
Wie bei vielen anderen Unternehmen gibt es bei uns auch Chancen und Risiken. Ich glaube aber, dass die Chancen überwiegen. SINGULUS hat als Unternehmen bewiesen, dass es technologisch führend ist mit Fertigungsanlagen rund um die Vakuumbeschichtung. Die Alleinstellung bei Blu-ray, die hervorragende Positionierung bei vielen CIGS/CIS-Projekten und die Möglichkeiten des Halbleitermarktes stimmen uns zuversichtlich.
FN:
Wie sehen Ihre Pläne für das Geschäftsjahr 2013 aus? Gibt es konkrete Umsatz- und Ergebnisziele?
STEFAN RINCK:
SINGULUS ist mit einer soliden Liquidität ausgestattet und wird diese für das interne und externe Wachstum in den nächsten Jahren nutzen. Das Jahr 2013 wird sicher spannend. Wir sehen aber gute Chancen, mit den bestehenden Segmenten Optical Disc, Solar und Halbleiter im nächsten Jahr wieder positive Ergebnisse zu erwirtschaften. Wie bereits in der vorherigen Frage bestätigt: Das Halbleiter-Segment wird positiv, die Chancen für Blu-ray sind weiter sehr gut und auch das Solar-Segment bietet Potenzial für neue Aufträge.
FN:
Herr Dr. Rinck, wir bedanken uns herzlich für das interessante Interview!
© 2013 FN