Dieter Graumann, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, hat in einem Streitgespräch über Antisemitismus in der neuesten Ausgabe des "Spiegel" dem Berliner Publizisten Jakob Augstein vorgeworfen, "kaltherzig" über Israel zu schreiben. Augstein "begreift das jüdische Trauma nicht, das alle Juden weltweit haben. Wir werden uns nie wieder der Gefahr der Vernichtung aussetzen", so Graumann.
Augstein war vom Simon Wiesenthal Center in Los Angeles auf die Liste der zehn schlimmsten Antisemiten der Welt gesetzt worden. Als Grund dafür hatte das Center Augsteins Beiträge über Israel auf "Spiegel Online" angegeben. Graumann hält Augstein weiter vor, es gehe nicht darum "ob man in Deutschland israelische Politik kritisieren darf", die Frage sei vielmehr, "wo diese Kritik obsessiv und feindselig wird, wo sie von sachlichen Argumenten abweicht, wo sie verantwortungslos wird. Da überschreitet Herr Augstein laufend Grenzen".
Er begünstige "antijüdisches Ressentiment". Augstein antwortet ihm: "Mir kommt es vor wie die Instrumentalisierung eines schweren Vorwurfs. Es geht nicht um mich, es geht darum, Debattenverläufen den Riegel vorzuschieben."
Jakob Augstein, der die Berliner Wochenzeitung "Der Freitag" herausgibt und deren Chefredakteur ist, verteidigt sich: "Ich schreibe böswilliger über die SPD als über Israel." Im Übrigen sei er nicht obsessiv, von seinen über hundert Kolumnen auf "Spiegel Online" hätten sich nur fünf mit dem Thema Israel beschäftigt.