Karlsruhe (ots) - Zweite Amtszeiten amerikanischer Präsidenten können gefährlich werden. Richard Nixon stürzte über Watergate, Ronald Reagan quälte sich durch die Iran-Kontra-Affäre, Bill Clinton hatte wegen der Affäre mit Monica Lewinsky ein Amtsenthebungsverfahren am Hals. George W. Bush wurde restlos entzaubert, als New Orleans nach dem Wirbelsturm Katrina in den Fluten versank. Nur ging Reagan eben auch als Sieger des Kalten Krieges in die Geschichtsbücher ein, natürlich verklärt von seinen Fans. Und an die Ära Clintons denken die meisten Amerikaner heute mit sehnsüchtiger Nostalgie: Die Wirtschaft brummte, der Haushalt war ausgeglichen, Schuldenkrise fast ein Fremdwort. Sie sind oft durchaus widersprüchlich, die zweiten Amtszeiten.Eines aber zieht sich durch sie hindurch wie ein roter Faden: die ernüchternde Erkenntnis, wie rapide der Präsident innenpolitisch an Einfluss verliert. Zwei Jahre nach seiner Wiederwahl rücken potenzielle Nachfolger ins Rampenlicht, das zähe Ringen um Kompromisse mit dem Kongress ermüdet, das Bild von der lahmen Ente im Oval Office macht allmählich die Runde. Schon deshalb haben sich die Reagans und Clintons in solchen Phasen der Außenpolitik zugewandt, einem Feld, auf dem man glänzen kann, ohne sich ständig mit der Opposition herumplagen zu müssen. Für Barack Obama ist es die Chance, in die Annalen der Weltchronik einzugehen, sicher erst nach einem Kraftakt auf den heimischen Baustellen, beim Einwanderungsrecht oder schärferen Waffengesetzen. Vielleicht kann er doch noch so etwas wie ein internationales Vermächtnis hinterlassen - und zwar nicht als großes Rätsel, als der erste Friedensnobelpreisträger, der Tötungslisten abzeichnete, Listen von Terrorverdächtigen, die ins Visier ferngesteuerter Drohnen geraten. Im Rückblick wirkt sie einfach naiv, die Hoffnung, Obama könnte die Risse globaler Konflikte genauso kitten, wie er, zumindest rhetorisch, die Gräben von Rasse und Parteienzank daheim überbrückte. Seine Außenpolitik ist geprägt durch kühle Zurückhaltung, wie sie in bemerkenswertem Widerspruch steht zu den visionären Reden der Anfangszeit, den Reden von Prag, Kairo, Istanbul. Vielleicht ist die Landung auf dem harten Boden der Realität die beste Voraussetzung, damit Barack Obama irgendwann doch einmal Nägel mit Köpfen machen kann.
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