Karlsruhe (ots) - Jeroen Dijsselbloem ist nicht zu beneiden. Der Holländer hat eine Herkulesaufgabe vor sich: Seit gerade mal drei Monaten ist er niederländischer Finanzminister. Nun übernimmt er zusätzlich noch den Euro-Gruppen-Vorsitz - und damit einen Schlüsselposten im Kampf gegen die Schuldenkrise. Und zwar nicht, weil er der fähigste Kandidat ist - sondern weil er als beste Kompromiss-Besetzung aus einem Streit zwischen Berlin und Paris um den Posten hervorging. Es gibt bessere Voraussetzungen für Erfolg. Der Neuling dürfte es schwer haben, nicht in Interessenkonflikten der Großen zerrieben zu werden. So schwächte Paris den Kandidaten bereits vor Amtsantritt und verlangte als Vorbedingung für seine bereits sicher geglaubte Ernennung ein schriftliches Programm, in dem er sich bei Bankenunion und Wachstumsförderung im Sinne Frankreichs festlegt. Deutschland unterstützt den Niederländer jedoch, weil er sich bisher für den Stabilitäts-Kurs Berlins ausgesprochen und als harter Haushaltsfalke präsentiert hat. Zwischen Sparforderungen im Norden und Solidaritätswünschen im Süden zu vermitteln, wird für den international unerfahrenen Agrarökonomen ein schwerer Spagat. Fest steht: so lange wie EU-Urgestein Jean-Claude Juncker dürfte sich Dijsselbloem im Vorsitz der Euro-Gruppe nicht halten. Er ist ein Kandidat des Übergangs. Danach muss ein hauptamtlicher "Chef" her - der sich mit voller Kraft und ohne nationale Regierungszwänge um den krisenfesten Umbau der Währungsunion kümmern kann.
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