Karlsruhe (ots) - Kultusminister Andreas Stoch wird die Bildungspolitik nicht neu erfinden. Der Sozialdemokrat aus Heidenheim steht weder für eine Rückabwicklung der Gemeinschaftsschule, noch wird er dafür sorgen können, dass die Streichung von 11 600 Lehrerstellen bis zum Jahr 2020 ausbleibt. Wer das ernsthaft erwartet, ist mit Blauäugigkeit geschlagen. Sehr wohl darf man von dem Juristen und vierfachen Familienvater aber erwarten, dass er den Supertanker namens Kultusverwaltung mit umsichtiger Hand in ruhigeres Fahrwasser steuert. Dafür, dass sich, wenn nicht eine Befriedung, so doch zumindest eine Beruhigung der Lage einstellt, bringt er drei bedeutende Voraussetzungen mit. Die erste: In der Nachfolge von Staatssekretär Frank Mentrup, dem künftigen Karlsruher OB, wird alsbald Marion von Wartenberg installiert. Sie war bislang als stellvertretende DGB-Landeschefin tätig und könnte mit ihrem gewerkschaftlichen Hintergrund die stets angriffslustige Lehrerlobby GEW in Schach halten. Die zweite: Andreas Stoch hat im Gegensatz zu seiner gescheiterten Vorgängerin Gabriele Warminski-Leitheußer das Vertrauen der SPD-Fraktion. Dies wird ihm bei allfälligen Kompromissen helfen und unbequeme Entscheidungen absichern. Die dritte Voraussetzung: Sein Charakter. Der Neue an der Spitze des - auch von den Ministeriums-Mitarbeitern - gefühlt wichtigsten Ressorts hat als Fraktions-Geschäftsführer seine Teamplayer-Qualitäten unter Beweis gestellt. Er muss nun sein künftiges Haus hinter sich bringen, um anders als "GWL" einem Mehrfronten-Krieg zu entgehen. Pünktliches Erscheinen bei Terminen in der Öffentlichkeit könnte dabei überdies nicht schaden. Für die Landes-SPD und den Grünen Regierungschef Winfried Kretschmann hängt von Andreas Stoch viel, wenn nicht alles ab. Bildungspolitik kann Wahlen entscheiden. Einen dritten Besetzungsversuch für den Schleudersitz des Kultusministers wird die Landesregierung ganz sicher nicht bekommen.
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