Karlsruhe (ots) - Die Euphorie ist verschwunden, Ernüchterung macht sich breit. Zwei Jahre nach Beginn der Revolutionen in Ägypten, Libyen und Tunesien ist vom Freudentaumel der Menschen nicht mehr viel zu spüren. Viel mehr kommt zunehmend die Befürchtung auf, dass dem "arabischen Frühling" nicht der Aufbruch, sondern eine lange Zeit der politischen Unsicherheit folgen könnte. Die zweiten Jahrestage der "Arabellion" werden weniger mit Jubel, sondern mit Demonstrationen begangen. Aus Angst vor Anschlägen gewaltbereiter Extremisten, welche ganz Nordafrika unsicher machen, schloss Libyen sogar seine Grenzen. Auch die Nachbarländer Ägypten und Tunesien, wo islamistische Parteien regieren und mit dem Feuer spielen, werden durch Unruhen, Gewalt und Proteste erschüttert. Erst am Wochende gingen in Tunesien wieder Zehntausende auf die Straße und forderten die islamistische Partei Ennahda auf, die Macht nicht aus der Hand zu geben. Politisches Chaos und eine instabile Sicherheitslage allerorten. Der demokratische Übergang stockt. Die von ihren Tyrannen befreiten Gesellschaften sind tief gespalten in säkulare und religiöse Lager. Die weit verbreitete Armut, welche eine zentrale Antriebsfeder der Umstürze war, nahm leider bisher auch unter den neuen Machthabern nicht spürbar ab. Frustration heizt das Klima auf. Geht die Revolution jetzt nach hinten los? Steuert Nordafrika auf einen "arabischen Herbst" oder gar Winter zu? Hoffentlich nicht. Die heftigen gesellschaftlichen Debatten und Demonstrationen stehen dafür, dass sich doch etwas bewegt; sie symbolisieren ein Stück Hoffnung. Weil sie ein Signal sind, dass viele Menschen die Träume von einer besseren Zukunft noch nicht beerdigt haben. Ob sich dabei am Ende tatsächlich Demokratie und Freiheit durchsetzen, werden vermutlich erst die nächsten Jahre zeigen. Natürlich muss sich auch Europa fragen, was es zum Erfolg der Reformen auf der anderen Seite des Mittelmeeres beitragen kann. Politische Entwicklungshilfe? Soziale Projekte? Wirtschaftliche Unterstützung? Ja, alles richtig, soweit es an Demokratie und Menschenrechten gebunden wird. Aber vor allem sollten die Europäer nicht, wie im Revolutionsüberschwang geschehen, zu viel erhoffen, sondern sich in Geduld üben.
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Pressekontakt: Badische Neueste Nachrichten Klaus Gaßner Telefon: +49 (0721) 789-0 redaktion.leitung@bnn.de
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