In zahlreichen deutschen Ballungsräumen ist von einem Immobilienboom nichts zu spüren. "In 34 der von uns beobachteten 67 Wirtschaftszentren sind die Preise von Eigentumswohnungen von 2007 bis 2012 real gesunken", sagte Wolfgang Kubatzki, Geschäftsführer bei der Ratingagentur Feri Eurorating, der "Welt am Sonntag".
Nur in 33 Großstädten seien die Preise stärker gestiegen als die Inflationsrate. Das gilt jedoch nicht nur für Kaufpreise, auch bei den Mieten ist das Bild nicht überall gleich. "Die hohe Mieten- und Preisdynamik der Ballungsräume wird aktuell in der Öffentlichkeit oftmals als flächendeckendes Problem interpretiert", sagte Matthias Waltersbacher, Referatsleiter beim Bonner Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung. "Doch viele kleinere Großstädte und Mittelstädte erfahren seit Jahren eine nur moderate, stabile oder sogar rückläufige Mietenentwicklung", sagte Waltersbacher.
In Regionen mit deutlich sinkender Bevölkerungs- und Beschäftigtenzahl sei das aktuelle Mietniveau mit 4,82 Euro je Quadratmeter noch immer sehr niedrig. Auch im vergangenen Jahr habe die Steigerung hier bei nur 1,2 Prozent und damit unterhalb der Teuerungsrate gelegen. Die übliche Betrachtung der Angebotsmieten als Indikator lasse zudem die Bestandsmieten unbeachtet, die im Durchschnitt deutlich schwächer anstiegen. "In Städten wie Salzgitter, Gelsenkirchen, Pirmasens, Halle oder Hof kann von einem aktuellen Mietenboom nicht gesprochen werden", sagte Waltersbacher der "Welt am Sonntag".
Die Ratingagentur Frei hat ähnliche Beobachtungen gemacht. In 25 Großstädten habe die Mietpreisentwicklung seit 2007 demnach unterhalb der Inflationsrate gelegen. In 19 Städten haben Eigentümer in dem Zeitraum sogar deutliche Verluste erfahren: In diesen Großstädten seien sowohl die Mieten als auch die Kaufpreise real gesunken. Die Bundesbank hatte in dieser Woche gemeldet, dass in deutschen Städten die Mieten und Kaufpreise für Wohneigentum im vergangenen Jahr deutlich gestiegen seien und damit die Debatte über einen scheinbar außer Kontrolle geratenen Immobilienmarkt weiter befeuert. Insbesondere in Städten mit mehr als 500.000 Einwohnern seien auf Jahressicht starke Preiserhöhungen beobachtet worden.