Verantwortlicher Redakteur: Markus Meister
Heute freuen wir uns über ein FN-Vorstandsinterview mit dem Alleinvorstand der Balda AG (WKN 521510, ISIN DE0005215107, Aktien-Kürzel BAF), Herrn Dipl.-Kfm. Dominik Müser auf FinanzNachrichten.de. Die Firma aus dem westfälischen Bad Oeynhausen hat weltweit knapp 1.800 Mitarbeiter und blickt bereits auf eine gut hundertjährige Unternehmensgeschichte zurück. Bis in die 80iger Jahre stellte das Unternehmen Kameras her, aber als die Konkurrenz aus Fernost zu gross wurde, verlegte man sich auf die Herstellung von Kunststoffteilen wie z.B. Handyschalen.
Neuer Hauptfokus der Balda AG ist nun seit Anfang 2012 das Segment 'Balda Medical', der das Entwickeln und Fertigen von Kunststoffprodukten für die Marktsegmente Pharmazie, Diagnostik und Medizintechnik beinhaltet. Daneben stellt Balda im neu entstandenen Segment 'Balda Technical' Kunststofflösungen für die Branchen optische Industrie, Automotive sowie Kommunikations- und Unterhaltungselektronik her.
Im Sommer 2006 beteiligte sich das Unternehmen an der chinesischen TPK Holding, einem Hersteller für Touchscreen-Technologie. Dieser Schritt stellte sich für die Aktionäre als grosser Glücksfall heraus, denn TPK etablierte sich als Zulieferer für Apple und erzielte so beim Börsengang in Taiwan im Jahr 2010 eine hohe Marktkapitalisierung. Bis Anfang 2013 wurde die zunächst 50 %ige Beteiligung sukzessive abgebaut, da der Bereich nicht zu den Kernkompetenzen von Balda zählt und lange Zeit Verluste im operativen Geschäft durch Erträge aus TPK-Verkäufen kompensiert werden mussten. Allein der in den vergangenen 12 Monaten erfolgte Verkauf der letzten 16 % spülte stolze 479 Mio. Euro in die Unternehmenskasse, wovon fast 200 Mio. Euro bereits als Sonderdividenden ausgeschüttet wurden.
Anfang 2012 erfolgte die Umstellung auf einen Jahresabschluss per 30.6., sodass das erste Halbjahr 2012 ein 6monatiges Rumpfgeschäftsjahr darstellte. Für diesen Zeitraum wurde ein Umsatz in Höhe von 24,7 Mio. Euro und ein negatives EBIT vor Sonderabwertungen in Höhe von -5,8 Mio. Euro gemeldet. Anschliessend erzielte die Balda AG im ersten Halbjahr 2012/2013 einen Umsatz von rund 27,9 Mio. Euro (Vorjahr: 37,4 Mio. Euro) und gelangte mit einem EBIT vor Sondereffekten in Höhe von 0,7 Mio. Euro (Vorjahresperiode: -5,7 Mio. Euro) erstmals seit Langem auch operativ in die Gewinnzone.
Die Analysten von Warburg Research geben für den Wert eine Kaufempfehlung mit Kursziel 6,50 Euro aus. Bei einem aktuellen Aktienkurs von um die 4,30 Euro entspricht dies immerhin einem Kurspotenzial von rund +50 %. Die Kollegen von First Berlin sind ähnlich optimistisch und errechnen einen fairen Aktienwert von 6,10 Euro.
Der Chart der Balda-Aktie weist seit Mitte Januar 2013 bereits einen beeindruckenden Kursanstieg um +50 % von rund 3 Euro im Tief auf bis zu 4,44 Euro im Februar aus. Ein guter Grund also, sich das im SDAX notierte Unternehmen einmal näher anzusehen und dem Vorstand Dominik Müser einige Fragen zur aktuellen Geschäftsentwicklung zu stellen.
FinanzNachrichten.de:
Sehr geehrter Herr Müser, die Balda AG ist den Anlegern seit den Zeiten des Neuer Marktes bekannt. Bis vor einigen Jahren stellte das Unternehmen beispielsweise einfache Handyschalen aus buntem Plastik her. Im Bereich Plastik ist das Unternehmen zwar immer noch tätig, allerdings werden nun völlig andere, deutlich hochwertigere Produkte z.B. im Medizintechnikbereich, hergestellt. Können Sie uns Ihr Unternehmen in wenigen Sätzen etwas genauer beschreiben?
DOMINIK MÜSER:
Die Kernkompetenz von Balda ist in all den Jahren gleich geblieben: Die Entwicklung und Herstellung hochwertiger Kunststoffprodukte auf Basis von technisch anspruchsvollen Spitzguss-Technologien. In diesem Bereich hat unser Unternehmen mittlerweile mehr als 50 Jahre Erfahrung. Allerdings haben sich die Zielbranchen geändert. Aus dem zuletzt verlustreichen Segment MobileCom, dem Handyschalengeschäft, sind wir Ende 2011 ausgestiegen. Auf der anderen Seite hat Balda in den vergangenen 10 Jahren sehr erfolgreich das Segment Medical entwickelt, bei dem wir Healthcare-Unternehmen, die Diagnostik-, Medizintechnik- und Pharmaprodukte herstellen, beliefern. Unsere Medical-Aktivitäten spielen eine zentrale Rolle bei der Wachstumsstrategie, die wir 2012 für den Balda-Konzern beschlossen und eingeschlagen haben.
In unserem zweiten operativen Segment, Balda Technical, beliefern wir namhafte Kunden aus den Branchen Optics, Electronics und Automotive. Zusammengefasst: Balda ist ein Spezialist für Kunststofflösungen, bei denen es auf Präzision, Qualität, Sicherheit und kundenindividuelle Spezifikationen ankommt. All das beherrschen wir.
FN:
Nachdem in den vergangenen Jahren immer wieder verlustbringende Geschäftsbereiche aufgegeben bzw. verkauft wurden, scheint sich der Hauptfokus der Aktivitäten offensichtlich eher in den Bereich der Medizintechnik zu verschieben.
Während die Balda AG auf der einen Seite per Ende Dezember 2012 die beiden US-Kunststoffspezialisten C. Brewer und HK Plastics Engineering übernommen hat, wurden auf der anderen Seite nun die letzten Anteile am erfolgreichen Touchscreen-Hersteller TPK Holding Co. Ltd. veräussert. Können Sie diese Schritte im Hinblick auf die Unternehmensstrategie bitte etwas näher erläutern?
DOMINIK MÜSER:
Wir haben im ersten Halbjahr 2012 eine neue Strategie für Balda beschlossen, die klar auf Wachstum ausgerichtet ist: Wir wollen das Unternehmen mittelfristig in eine Umsatzgrössenordnung von mindestens 150 bis 200 Mio. Euro bringen, nachdem 2011 die Erlöse bei nur noch 66 Mio. Euro lagen. Ein Wachstumsmotor ist der Bereich Medical, den wir durch eine Buy-and-Build-Strategie, also durch gezielte Zukäufe, stärken. Die Ende 2012 erfolgte Übernahme der beiden kalifornischen Firmen C. Brewer und HK Plastics Engineering waren erste wichtige Schritte in diese Richtung. Ein weiteres zentrales Ziel ist, Balda aus dem operativen Geschäft heraus nachhaltig profitabel zu machen, konkret: Wir streben mittelfristig eine EBITDA-Rendite von mindestens 15 % im Konzern an. Balda hatte leider zu lange aus der Substanz gelebt und der Weiterentwicklung der operativen Geschäfte zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Damit haben wir Schluss gemacht, und diese Entwicklung beginnt auch der Kapitalmarkt langsam zu würdigen.
FN:
Wie verteilt sich der Umsatz auf die aktuellen Geschäftsbereiche und welches sind die jeweiligen Hauptabsatzmärkte?
DOMINIK MÜSER:
Da die beiden neuen US-Gesellschaften erst seit dem 1. Januar 2013 Umsatz- und Ergebnisbeiträge liefern, ergibt sich für das laufende Geschäftsjahr, das am 30. Juni endet, ein verzerrtes Bild. Wenn man aber hilfsweise das Kalenderjahr 2012 heranzieht, kann man grob sagen: Balda Medical kommt zusammen mit den neuen US-Aktivitäten auf gut 60 Mio. Euro Umsatz und Balda Technical auf gut 45 Mio. Euro. Der Medical-Bereich beliefert Healthcare-Kunden vor allem im deutschsprachigen Raum und in den USA. Balda Technical hat in den Bereichen Optics und Automotive US-Kunden. Der Bereich Electronics, der in Malaysia produziert, beliefert vor allem asiatische Kunden. Generell gilt: Im Kunststoffgeschäft ist ein internationaler Fokus wichtig, der die lokale Präsenz in den jeweiligen Kundenmärkten einschliesst. Motto: Thinking global, acting local. Deswegen müssen wir im Rahmen unserer Wachstumsstrategie die Balda-Geschäfte deutlich stärker internationalisieren.
FN:
Das eben angesprochene Geschäftsfeld Electronic Products in Malaysia hat in den vergangenen Jahren stetig Verluste geschrieben. Anfang 2012 hatten Sie angekündigt sich von dem Bereich zu trennen, falls bis Ende des Jahres keine Verbesserung in Sicht ist. Nun liegen die Halbjahresergebnisse vor, wie ist hier der aktuelle Stand der Dinge?
DOMINIK MÜSER:
Electronic Products ist nun Teil des neuen Segments Balda Technical. Wir prüfen weiterhin ergebnisoffen das weitere Vorgehen am Standort Malaysia. Dieser hat 2012 seine Hausaufgaben erledigt und die Restrukturierung erfolgreich beendet. Malaysia finanziert sich derzeit aus sich selbst heraus. Das aber reicht nicht: Unser Electronics-Geschäft muss sich neu ausrichten, um die Wachstums- und Renditeerwartungen im Balda-Konzern zu erfüllen. Möglicherweise ergeben sich durch die neuen US-Gesellschaften neue Chancen für den Standort, denn die Präsenz in Asien kann auch für US-Kunden interessant sein.
FN:
Operativ gab es auf der Umsatzseite im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2012/2013 einen deutlichen Rückgang von -25,3 % von 37,4 Mio. Euro im Vorjahr auf 27,9 Mio. Euro. Sie begründen das in erster Linie mit den aussergewöhnlich hohen Vorjahreswerten im Medizintechnikbereich. Können Sie uns die recht maue Umsatzentwicklung ein bisschen näher erläutern?
DOMINIK MÜSER:
Dazu muss ich das Medical-Geschäft näher erläutern. Es ist branchenüblich, dass bei Projekten, die ein Kunde in Auftrag gibt, dieser vor dem Start der Produktion die nötigen Maschinen- und Anlagen von Balda erwirbt. Der daraus resultierende Umsatz ist zwar Teil unseres Geschäftsmodells, aber er fällt halt nicht stetig an und ist nicht exakt planbar. Im Vergleichszeitraum 2011 hatten wir den Umstand, dass bei Balda Medical extrem hohe Maschinen- und Anlagenumsätze verbucht wurden, sodass die Vergleichsbasis sehr hoch war. Das erklärt den Umsatzrückgang. Wichtig ist, dass im ersten Halbjahr 2012/2013 der Artikelumsatz aus laufenden Projekten deutlich über dem Vorjahreswert lag.
FN:
Zumindest auf der Gewinnseite scheint nun ja die Trendwende erreicht, jedenfalls hat die Balda AG inklusive Sondereffekte im Halbjahreszeitraum ein positives EBITDA in Höhe von 0,5 Mio. Euro erzielen können. Dank eines guten Finanzergebnisses konnte sogar ein recht ordentlicher Konzerngewinn von 11,9 Mio. Euro (0,20 Euro je Aktie)vermeldet werden. Ist der Turnaround denn nun nachhaltig erreicht?
DOMINIK MÜSER:
Sofern nichts dazwischenkommt, planen wir auch für das Gesamtjahr ein positives EBITDA – übrigens vor und nach Sondereffekten. Diesen positiven Ergebnistrend gilt es nun zu verstärken. Wie gesagt: Unsere Messlatte ist mittelfristig eine EBITDA-Rendite von mindestens 15 %. Ich glaube, Balda ist mit all dem, was wir 2012 strategisch und operativ abgearbeitet und erreicht haben, auf einem guten Weg zu diesem Ziel.
FN:
Nach den bereits erwähnten abschliessenden Anteilsverkäufen am Apple-Zulieferer TPK Holding in Höhe von 87 Mio. Euro dürfte die Balda AG wieder liquide Mittel in Höhe von schätzungsweise mehr als 165 Mio. Euro (über 2,70 Euro je Aktie) auf dem Bankkonto liegen haben. Im Kalenderjahr 2012 haben Sie bereits Sonderdividenden in Höhe von 3,30 Euro pro Aktie ausgeschüttet. Ist eine erneute Sonderdividende denkbar oder planen Sie mit den Finanzmitteln weitere Zukäufe z.B. im Medizintechnikbereich?
DOMINIK MÜSER:
Sie haben recht: Balda ist in der glücklichen Lage, seine Neuausrichtung auf Wachstum und Rentabilität auf Basis einer exzellenten Finanzausstattung vornehmen zu können. Nach dem Verkauf der restlichen Anteile an TPK im Januar dieses Jahres bewegt sich unsere Konzernliquidität bei deutlich mehr als 200 Mio. Euro. Ich kann derzeit noch keine Aussage zu künftigen Dividenden treffen. Es bleibt abzuwarten, welchen Mittelbedarf wir für die Fortsetzung unseres Wachstumskurses benötigen, denn natürlich wollen wir weitere Zukäufe tätigen.
Grundsätzlich gilt, dass Dividenden künftig operativ verdient sein müssen. Aus der Substanz auszuschütten, ist kein Zukunftskonzept. Ungeachtet dessen habe ich immer gesagt, dass unsere Aktionäre an den aussergewöhnlich hohen Erlösen aus den Verkäufen der TPK-Anteile teilhaben sollen. Das ist auch so geschehen: Zwei Sonderdividenden in Höhe von zusammen fast 200 Mio. Euro im Kalenderjahr 2012 können sich sehen lassen, finde ich.
FN:
Mit der Berliner Elector GmbH ist ein neuer strategischer Investor eingestiegen, der gut 27 % der Balda-Anteile erworben hat und mit seiner Beteiligung offensichtlich langfristige Ziele verfolgt. Laut Pressemeldung möchte die Elector GmbH sowohl eine weitere Sonderausschüttung, als auch den Verkauf des Standorts Malaysien forcieren. Ausserdem wird erwogen, neben Ihnen als aktuellem Alleinvorstand die Berufung eines weiteren Vorstandsmitglieds zu fordern. Der Investor scheint also einen ganz erheblichen Einfluss auf die Geschäfte nehmen zu wollen. Wie beurteilen Sie das?
DOMINIK MÜSER:
Es gibt eine zwischen Vorstand und Aufsichtsrat abgestimmte Strategie, die wir konsequent umsetzen. Tatsche ist: Herrn van Aubel, der ja Gesellschafter der Elector GmbH ist, hat in der Pflichtmitteilung nicht kommuniziert, welche andere strategische Ausrichtung er für Balda haben möchte. Natürlich ist es das gute Recht jedes Aktionärs, Forderungen zu stellen und Ideen einzubringen, aber der Vorstand ist zunächst einmal allen Aktionären und zuallererst dem Unternehmenswohl verpflichtet.
FN:
Der Aktienkurs der Balda AG hat sich seit Januar 2013 mit knapp +50 % äusserst positiv entwickelt. Zwar dürfen Sie zur Aktienkursentwicklung wohl sicher keine Einschätzung abgeben, aber vielleicht könnten Sie uns die fundamentalen Entwicklungen nennen, die aus Ihrer Sicht den erheblichen Anstieg des Unternehmenswerts in den vergangenen Wochen rechtfertigen könnten?
DOMINIK MÜSER:
Zunächst einmal: Unsere Aktie ist trotz des Kursanstiegs weiter dramatisch unterbewertet. Das aktuelle Kursniveau von gut 4 Euro bildet nicht einmal unseren Kassenbestand ab. Das bedeutet, dass der Kapitalmarkt unseren operativen Geschäften, die nun endlich wieder profitabel sind, noch keinen Wert beimisst. Daran müssen wir arbeiten. Ich bin jedoch optimistisch: Die Signale, die wir aus dem Markt bekommen, zeigen, dass Investoren die Balda-Story immer besser verstehen und unterstützen. Und der aktuelle Kurs ist deutlich über dem Wert, der sich rechnerisch nach den Abschlägen für die beiden Sonderdividenden von zusammen 3,30 Euro je Aktie ergäbe. Also: So langsam beginnt die Börse die Trendwende bei Balda zu würdigen.
FN:
Nachdem nun alle Anteile am 'Goldesel' TPK Holding für insgesamt ca. 479 Mio. Euro veräussert sind, muss eine Steigerung des Unternehmenswerts zukünftig allein aus dem eigenen operativen Geschäft kommen. Was sind aus Ihrer Sicht spannende, aussichtsreichste Zukunftsthemen, Entwicklungen und Trends, die dem Unternehmen operative Gewinne und Wachstum versprechen?
DOMINIK MÜSER:
Das Interessante an Balda ist, dass wir mit unseren Produkten Branchen beliefern, die auf lange Sicht Wachstum versprechen. Basistrends, wie der weltweite Bevölkerungszuwachs, der bessere Zugang vieler Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern zu medizinischer Versorgung, die wachsende Eigenbehandlung von Patienten mit Medikamenten und die steigende Lebenserwartung, lassen ein langfristiges Wachstum des weltweiten Marktes für Healthcare-Produkte erwarten. Hinzu kommt, dass die Belieferung von Healthcare-Kunden ein sehr stabiles Geschäft über Konjunkturschwankungen hinweg ist.
Ein ähnliches Bild ergibt sich bei Optics, wo wir Kunststoffteile für Brillen herstellen: Die augenoptische Industrie sieht auf mittel- und langfristige Sicht für sich weltweit gute Entwicklungsperspektiven. Durch grundlegende Trends, wie die demographische Entwicklung in den Industrieländern, brauchen immer mehr Menschen eine Brille. Wenn es uns gelingt, mit unseren Produkten von diesen und anderen Basistrends zu profitieren und uns wettbewerbsfähig aufzustellen, sehe ich langfristig sehr gute Wachstumsperspektiven für Balda.
FN:
Im laufenden Geschäftsjahr 2012/2013 soll dem aktuellen Ausblick zufolge ein Umsatz in Höhe von 75 Mio. Euro bis 80 Mio. Euro sowie ein positives EBITDA Ergebnis erzielt werden. Wie sehen die Planungen für das kommende Geschäftsjahr 2013/2014 aus? Gibt es konkrete Umsatz- und Ergebnisziele über das aktuelle Geschäftsjahr hinaus?
DOMINIK MÜSER:
Konkrete Planungen für 2013/2014 möchten wir noch nicht bekannt geben. Sicher muss es das Ziel sein, im kommenden Geschäftsjahr auch ohne Sondereffekte im Finanzergebnis und allein auf Basis operativer Gewinne einen Konzerngewinn nach Steuern auszuweisen. Unsere Mittelfristplanung ist unverändert: Im Geschäftsjahr 2014/2015 wollen wir den Konzernumsatz in die Grössenordnung 150 bis 200 Mio. Euro bringen, davon sollen mehr als 100 Mio. Euro auf das Segment Medical entfallen. Zusammen mit unserer EBITDA-Zielrendite von mindestens 15 % ergibt sich also das Bild eines, um es etwas salopp zu sagen, richtig schmucken Nebenwertes!
FN:
Herr Müser, wir bedanken uns herzlich für das interessante Interview!
Heute freuen wir uns über ein FN-Vorstandsinterview mit dem Alleinvorstand der Balda AG (WKN 521510, ISIN DE0005215107, Aktien-Kürzel BAF), Herrn Dipl.-Kfm. Dominik Müser auf FinanzNachrichten.de. Die Firma aus dem westfälischen Bad Oeynhausen hat weltweit knapp 1.800 Mitarbeiter und blickt bereits auf eine gut hundertjährige Unternehmensgeschichte zurück. Bis in die 80iger Jahre stellte das Unternehmen Kameras her, aber als die Konkurrenz aus Fernost zu gross wurde, verlegte man sich auf die Herstellung von Kunststoffteilen wie z.B. Handyschalen.
Neuer Hauptfokus der Balda AG ist nun seit Anfang 2012 das Segment 'Balda Medical', der das Entwickeln und Fertigen von Kunststoffprodukten für die Marktsegmente Pharmazie, Diagnostik und Medizintechnik beinhaltet. Daneben stellt Balda im neu entstandenen Segment 'Balda Technical' Kunststofflösungen für die Branchen optische Industrie, Automotive sowie Kommunikations- und Unterhaltungselektronik her.
Im Sommer 2006 beteiligte sich das Unternehmen an der chinesischen TPK Holding, einem Hersteller für Touchscreen-Technologie. Dieser Schritt stellte sich für die Aktionäre als grosser Glücksfall heraus, denn TPK etablierte sich als Zulieferer für Apple und erzielte so beim Börsengang in Taiwan im Jahr 2010 eine hohe Marktkapitalisierung. Bis Anfang 2013 wurde die zunächst 50 %ige Beteiligung sukzessive abgebaut, da der Bereich nicht zu den Kernkompetenzen von Balda zählt und lange Zeit Verluste im operativen Geschäft durch Erträge aus TPK-Verkäufen kompensiert werden mussten. Allein der in den vergangenen 12 Monaten erfolgte Verkauf der letzten 16 % spülte stolze 479 Mio. Euro in die Unternehmenskasse, wovon fast 200 Mio. Euro bereits als Sonderdividenden ausgeschüttet wurden.
Anfang 2012 erfolgte die Umstellung auf einen Jahresabschluss per 30.6., sodass das erste Halbjahr 2012 ein 6monatiges Rumpfgeschäftsjahr darstellte. Für diesen Zeitraum wurde ein Umsatz in Höhe von 24,7 Mio. Euro und ein negatives EBIT vor Sonderabwertungen in Höhe von -5,8 Mio. Euro gemeldet. Anschliessend erzielte die Balda AG im ersten Halbjahr 2012/2013 einen Umsatz von rund 27,9 Mio. Euro (Vorjahr: 37,4 Mio. Euro) und gelangte mit einem EBIT vor Sondereffekten in Höhe von 0,7 Mio. Euro (Vorjahresperiode: -5,7 Mio. Euro) erstmals seit Langem auch operativ in die Gewinnzone.
Die Analysten von Warburg Research geben für den Wert eine Kaufempfehlung mit Kursziel 6,50 Euro aus. Bei einem aktuellen Aktienkurs von um die 4,30 Euro entspricht dies immerhin einem Kurspotenzial von rund +50 %. Die Kollegen von First Berlin sind ähnlich optimistisch und errechnen einen fairen Aktienwert von 6,10 Euro.
Der Chart der Balda-Aktie weist seit Mitte Januar 2013 bereits einen beeindruckenden Kursanstieg um +50 % von rund 3 Euro im Tief auf bis zu 4,44 Euro im Februar aus. Ein guter Grund also, sich das im SDAX notierte Unternehmen einmal näher anzusehen und dem Vorstand Dominik Müser einige Fragen zur aktuellen Geschäftsentwicklung zu stellen.
FinanzNachrichten.de:
Sehr geehrter Herr Müser, die Balda AG ist den Anlegern seit den Zeiten des Neuer Marktes bekannt. Bis vor einigen Jahren stellte das Unternehmen beispielsweise einfache Handyschalen aus buntem Plastik her. Im Bereich Plastik ist das Unternehmen zwar immer noch tätig, allerdings werden nun völlig andere, deutlich hochwertigere Produkte z.B. im Medizintechnikbereich, hergestellt. Können Sie uns Ihr Unternehmen in wenigen Sätzen etwas genauer beschreiben?
DOMINIK MÜSER:
Die Kernkompetenz von Balda ist in all den Jahren gleich geblieben: Die Entwicklung und Herstellung hochwertiger Kunststoffprodukte auf Basis von technisch anspruchsvollen Spitzguss-Technologien. In diesem Bereich hat unser Unternehmen mittlerweile mehr als 50 Jahre Erfahrung. Allerdings haben sich die Zielbranchen geändert. Aus dem zuletzt verlustreichen Segment MobileCom, dem Handyschalengeschäft, sind wir Ende 2011 ausgestiegen. Auf der anderen Seite hat Balda in den vergangenen 10 Jahren sehr erfolgreich das Segment Medical entwickelt, bei dem wir Healthcare-Unternehmen, die Diagnostik-, Medizintechnik- und Pharmaprodukte herstellen, beliefern. Unsere Medical-Aktivitäten spielen eine zentrale Rolle bei der Wachstumsstrategie, die wir 2012 für den Balda-Konzern beschlossen und eingeschlagen haben.
In unserem zweiten operativen Segment, Balda Technical, beliefern wir namhafte Kunden aus den Branchen Optics, Electronics und Automotive. Zusammengefasst: Balda ist ein Spezialist für Kunststofflösungen, bei denen es auf Präzision, Qualität, Sicherheit und kundenindividuelle Spezifikationen ankommt. All das beherrschen wir.
FN:
Nachdem in den vergangenen Jahren immer wieder verlustbringende Geschäftsbereiche aufgegeben bzw. verkauft wurden, scheint sich der Hauptfokus der Aktivitäten offensichtlich eher in den Bereich der Medizintechnik zu verschieben.
Während die Balda AG auf der einen Seite per Ende Dezember 2012 die beiden US-Kunststoffspezialisten C. Brewer und HK Plastics Engineering übernommen hat, wurden auf der anderen Seite nun die letzten Anteile am erfolgreichen Touchscreen-Hersteller TPK Holding Co. Ltd. veräussert. Können Sie diese Schritte im Hinblick auf die Unternehmensstrategie bitte etwas näher erläutern?
DOMINIK MÜSER:
Wir haben im ersten Halbjahr 2012 eine neue Strategie für Balda beschlossen, die klar auf Wachstum ausgerichtet ist: Wir wollen das Unternehmen mittelfristig in eine Umsatzgrössenordnung von mindestens 150 bis 200 Mio. Euro bringen, nachdem 2011 die Erlöse bei nur noch 66 Mio. Euro lagen. Ein Wachstumsmotor ist der Bereich Medical, den wir durch eine Buy-and-Build-Strategie, also durch gezielte Zukäufe, stärken. Die Ende 2012 erfolgte Übernahme der beiden kalifornischen Firmen C. Brewer und HK Plastics Engineering waren erste wichtige Schritte in diese Richtung. Ein weiteres zentrales Ziel ist, Balda aus dem operativen Geschäft heraus nachhaltig profitabel zu machen, konkret: Wir streben mittelfristig eine EBITDA-Rendite von mindestens 15 % im Konzern an. Balda hatte leider zu lange aus der Substanz gelebt und der Weiterentwicklung der operativen Geschäfte zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Damit haben wir Schluss gemacht, und diese Entwicklung beginnt auch der Kapitalmarkt langsam zu würdigen.
FN:
Wie verteilt sich der Umsatz auf die aktuellen Geschäftsbereiche und welches sind die jeweiligen Hauptabsatzmärkte?
DOMINIK MÜSER:
Da die beiden neuen US-Gesellschaften erst seit dem 1. Januar 2013 Umsatz- und Ergebnisbeiträge liefern, ergibt sich für das laufende Geschäftsjahr, das am 30. Juni endet, ein verzerrtes Bild. Wenn man aber hilfsweise das Kalenderjahr 2012 heranzieht, kann man grob sagen: Balda Medical kommt zusammen mit den neuen US-Aktivitäten auf gut 60 Mio. Euro Umsatz und Balda Technical auf gut 45 Mio. Euro. Der Medical-Bereich beliefert Healthcare-Kunden vor allem im deutschsprachigen Raum und in den USA. Balda Technical hat in den Bereichen Optics und Automotive US-Kunden. Der Bereich Electronics, der in Malaysia produziert, beliefert vor allem asiatische Kunden. Generell gilt: Im Kunststoffgeschäft ist ein internationaler Fokus wichtig, der die lokale Präsenz in den jeweiligen Kundenmärkten einschliesst. Motto: Thinking global, acting local. Deswegen müssen wir im Rahmen unserer Wachstumsstrategie die Balda-Geschäfte deutlich stärker internationalisieren.
FN:
Das eben angesprochene Geschäftsfeld Electronic Products in Malaysia hat in den vergangenen Jahren stetig Verluste geschrieben. Anfang 2012 hatten Sie angekündigt sich von dem Bereich zu trennen, falls bis Ende des Jahres keine Verbesserung in Sicht ist. Nun liegen die Halbjahresergebnisse vor, wie ist hier der aktuelle Stand der Dinge?
DOMINIK MÜSER:
Electronic Products ist nun Teil des neuen Segments Balda Technical. Wir prüfen weiterhin ergebnisoffen das weitere Vorgehen am Standort Malaysia. Dieser hat 2012 seine Hausaufgaben erledigt und die Restrukturierung erfolgreich beendet. Malaysia finanziert sich derzeit aus sich selbst heraus. Das aber reicht nicht: Unser Electronics-Geschäft muss sich neu ausrichten, um die Wachstums- und Renditeerwartungen im Balda-Konzern zu erfüllen. Möglicherweise ergeben sich durch die neuen US-Gesellschaften neue Chancen für den Standort, denn die Präsenz in Asien kann auch für US-Kunden interessant sein.
FN:
Operativ gab es auf der Umsatzseite im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2012/2013 einen deutlichen Rückgang von -25,3 % von 37,4 Mio. Euro im Vorjahr auf 27,9 Mio. Euro. Sie begründen das in erster Linie mit den aussergewöhnlich hohen Vorjahreswerten im Medizintechnikbereich. Können Sie uns die recht maue Umsatzentwicklung ein bisschen näher erläutern?
DOMINIK MÜSER:
Dazu muss ich das Medical-Geschäft näher erläutern. Es ist branchenüblich, dass bei Projekten, die ein Kunde in Auftrag gibt, dieser vor dem Start der Produktion die nötigen Maschinen- und Anlagen von Balda erwirbt. Der daraus resultierende Umsatz ist zwar Teil unseres Geschäftsmodells, aber er fällt halt nicht stetig an und ist nicht exakt planbar. Im Vergleichszeitraum 2011 hatten wir den Umstand, dass bei Balda Medical extrem hohe Maschinen- und Anlagenumsätze verbucht wurden, sodass die Vergleichsbasis sehr hoch war. Das erklärt den Umsatzrückgang. Wichtig ist, dass im ersten Halbjahr 2012/2013 der Artikelumsatz aus laufenden Projekten deutlich über dem Vorjahreswert lag.
FN:
Zumindest auf der Gewinnseite scheint nun ja die Trendwende erreicht, jedenfalls hat die Balda AG inklusive Sondereffekte im Halbjahreszeitraum ein positives EBITDA in Höhe von 0,5 Mio. Euro erzielen können. Dank eines guten Finanzergebnisses konnte sogar ein recht ordentlicher Konzerngewinn von 11,9 Mio. Euro (0,20 Euro je Aktie)vermeldet werden. Ist der Turnaround denn nun nachhaltig erreicht?
DOMINIK MÜSER:
Sofern nichts dazwischenkommt, planen wir auch für das Gesamtjahr ein positives EBITDA – übrigens vor und nach Sondereffekten. Diesen positiven Ergebnistrend gilt es nun zu verstärken. Wie gesagt: Unsere Messlatte ist mittelfristig eine EBITDA-Rendite von mindestens 15 %. Ich glaube, Balda ist mit all dem, was wir 2012 strategisch und operativ abgearbeitet und erreicht haben, auf einem guten Weg zu diesem Ziel.
FN:
Nach den bereits erwähnten abschliessenden Anteilsverkäufen am Apple-Zulieferer TPK Holding in Höhe von 87 Mio. Euro dürfte die Balda AG wieder liquide Mittel in Höhe von schätzungsweise mehr als 165 Mio. Euro (über 2,70 Euro je Aktie) auf dem Bankkonto liegen haben. Im Kalenderjahr 2012 haben Sie bereits Sonderdividenden in Höhe von 3,30 Euro pro Aktie ausgeschüttet. Ist eine erneute Sonderdividende denkbar oder planen Sie mit den Finanzmitteln weitere Zukäufe z.B. im Medizintechnikbereich?
DOMINIK MÜSER:
Sie haben recht: Balda ist in der glücklichen Lage, seine Neuausrichtung auf Wachstum und Rentabilität auf Basis einer exzellenten Finanzausstattung vornehmen zu können. Nach dem Verkauf der restlichen Anteile an TPK im Januar dieses Jahres bewegt sich unsere Konzernliquidität bei deutlich mehr als 200 Mio. Euro. Ich kann derzeit noch keine Aussage zu künftigen Dividenden treffen. Es bleibt abzuwarten, welchen Mittelbedarf wir für die Fortsetzung unseres Wachstumskurses benötigen, denn natürlich wollen wir weitere Zukäufe tätigen.
Grundsätzlich gilt, dass Dividenden künftig operativ verdient sein müssen. Aus der Substanz auszuschütten, ist kein Zukunftskonzept. Ungeachtet dessen habe ich immer gesagt, dass unsere Aktionäre an den aussergewöhnlich hohen Erlösen aus den Verkäufen der TPK-Anteile teilhaben sollen. Das ist auch so geschehen: Zwei Sonderdividenden in Höhe von zusammen fast 200 Mio. Euro im Kalenderjahr 2012 können sich sehen lassen, finde ich.
FN:
Mit der Berliner Elector GmbH ist ein neuer strategischer Investor eingestiegen, der gut 27 % der Balda-Anteile erworben hat und mit seiner Beteiligung offensichtlich langfristige Ziele verfolgt. Laut Pressemeldung möchte die Elector GmbH sowohl eine weitere Sonderausschüttung, als auch den Verkauf des Standorts Malaysien forcieren. Ausserdem wird erwogen, neben Ihnen als aktuellem Alleinvorstand die Berufung eines weiteren Vorstandsmitglieds zu fordern. Der Investor scheint also einen ganz erheblichen Einfluss auf die Geschäfte nehmen zu wollen. Wie beurteilen Sie das?
DOMINIK MÜSER:
Es gibt eine zwischen Vorstand und Aufsichtsrat abgestimmte Strategie, die wir konsequent umsetzen. Tatsche ist: Herrn van Aubel, der ja Gesellschafter der Elector GmbH ist, hat in der Pflichtmitteilung nicht kommuniziert, welche andere strategische Ausrichtung er für Balda haben möchte. Natürlich ist es das gute Recht jedes Aktionärs, Forderungen zu stellen und Ideen einzubringen, aber der Vorstand ist zunächst einmal allen Aktionären und zuallererst dem Unternehmenswohl verpflichtet.
FN:
Der Aktienkurs der Balda AG hat sich seit Januar 2013 mit knapp +50 % äusserst positiv entwickelt. Zwar dürfen Sie zur Aktienkursentwicklung wohl sicher keine Einschätzung abgeben, aber vielleicht könnten Sie uns die fundamentalen Entwicklungen nennen, die aus Ihrer Sicht den erheblichen Anstieg des Unternehmenswerts in den vergangenen Wochen rechtfertigen könnten?
DOMINIK MÜSER:
Zunächst einmal: Unsere Aktie ist trotz des Kursanstiegs weiter dramatisch unterbewertet. Das aktuelle Kursniveau von gut 4 Euro bildet nicht einmal unseren Kassenbestand ab. Das bedeutet, dass der Kapitalmarkt unseren operativen Geschäften, die nun endlich wieder profitabel sind, noch keinen Wert beimisst. Daran müssen wir arbeiten. Ich bin jedoch optimistisch: Die Signale, die wir aus dem Markt bekommen, zeigen, dass Investoren die Balda-Story immer besser verstehen und unterstützen. Und der aktuelle Kurs ist deutlich über dem Wert, der sich rechnerisch nach den Abschlägen für die beiden Sonderdividenden von zusammen 3,30 Euro je Aktie ergäbe. Also: So langsam beginnt die Börse die Trendwende bei Balda zu würdigen.
FN:
Nachdem nun alle Anteile am 'Goldesel' TPK Holding für insgesamt ca. 479 Mio. Euro veräussert sind, muss eine Steigerung des Unternehmenswerts zukünftig allein aus dem eigenen operativen Geschäft kommen. Was sind aus Ihrer Sicht spannende, aussichtsreichste Zukunftsthemen, Entwicklungen und Trends, die dem Unternehmen operative Gewinne und Wachstum versprechen?
DOMINIK MÜSER:
Das Interessante an Balda ist, dass wir mit unseren Produkten Branchen beliefern, die auf lange Sicht Wachstum versprechen. Basistrends, wie der weltweite Bevölkerungszuwachs, der bessere Zugang vieler Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern zu medizinischer Versorgung, die wachsende Eigenbehandlung von Patienten mit Medikamenten und die steigende Lebenserwartung, lassen ein langfristiges Wachstum des weltweiten Marktes für Healthcare-Produkte erwarten. Hinzu kommt, dass die Belieferung von Healthcare-Kunden ein sehr stabiles Geschäft über Konjunkturschwankungen hinweg ist.
Ein ähnliches Bild ergibt sich bei Optics, wo wir Kunststoffteile für Brillen herstellen: Die augenoptische Industrie sieht auf mittel- und langfristige Sicht für sich weltweit gute Entwicklungsperspektiven. Durch grundlegende Trends, wie die demographische Entwicklung in den Industrieländern, brauchen immer mehr Menschen eine Brille. Wenn es uns gelingt, mit unseren Produkten von diesen und anderen Basistrends zu profitieren und uns wettbewerbsfähig aufzustellen, sehe ich langfristig sehr gute Wachstumsperspektiven für Balda.
FN:
Im laufenden Geschäftsjahr 2012/2013 soll dem aktuellen Ausblick zufolge ein Umsatz in Höhe von 75 Mio. Euro bis 80 Mio. Euro sowie ein positives EBITDA Ergebnis erzielt werden. Wie sehen die Planungen für das kommende Geschäftsjahr 2013/2014 aus? Gibt es konkrete Umsatz- und Ergebnisziele über das aktuelle Geschäftsjahr hinaus?
DOMINIK MÜSER:
Konkrete Planungen für 2013/2014 möchten wir noch nicht bekannt geben. Sicher muss es das Ziel sein, im kommenden Geschäftsjahr auch ohne Sondereffekte im Finanzergebnis und allein auf Basis operativer Gewinne einen Konzerngewinn nach Steuern auszuweisen. Unsere Mittelfristplanung ist unverändert: Im Geschäftsjahr 2014/2015 wollen wir den Konzernumsatz in die Grössenordnung 150 bis 200 Mio. Euro bringen, davon sollen mehr als 100 Mio. Euro auf das Segment Medical entfallen. Zusammen mit unserer EBITDA-Zielrendite von mindestens 15 % ergibt sich also das Bild eines, um es etwas salopp zu sagen, richtig schmucken Nebenwertes!
FN:
Herr Müser, wir bedanken uns herzlich für das interessante Interview!
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