Karlsruhe (ots) - Nach ihrem jahrelangen Zerwürfnis nähern sich die früheren Partner Türkei und Israel wieder einander an. Die auf Druck der USA zustande gekommene Entschuldigung der israelischen Regierung wegen des Todes der türkischen Gaza-Aktivisten vor drei Jahren räumt ein Hindernis für den Neubeginn der Zusammenarbeit zwischen Israel und der Türkei aus dem Weg. Dazu war der ganze Einsatz der Weltmacht USA notwendig: Die Streithähne selbst wären wohl kaum in der Lage gewesen, das Schiff ihrer Beziehungen wieder flottzumachen. Die überraschende Wende zeigt aber nicht nur, dass die sonst im Nahen Osten so passive US-Regierung in der Region durchaus etwas bewegen kann, wenn sie es wirklich will. Das persönliche Eingreifen von Barack Obama in den türkisch-israelischen Streit macht auch deutlich, wie gefährlich die Lage in der Gegend geworden ist. Nur die Einsicht, dass die Krisenherde in Syrien oder Iran womöglich schon bald explodieren könnten, veranlassten die USA dazu, sich mit dem Zwist zwischen ihren beiden wichtigsten Verbündeten in der Gegend zu befassen. In Syrien, einem direkten Nachbarn der Türkei und Israels, wächst der Einfluss islamischer Extremisten im Bürgerkrieg gegen die Regierung von Baschar al-Assad. Erst vor einigen Tagen gab es zudem Berichte über einen Einsatz von Chemiewaffen. Nebenan im Libanon droht ebenfalls eine neue Krise, und auch weiter östlich im Irak nimmt die Gewalt zehn Jahre nach dem Sturz von Saddam Hussein wieder zu. Ägypten kommt nicht zur Ruhe. Unterdessen brodelt der Streit um das iranische Atomprogramm weiter - Obamas Regierung betonte kürzlich erneut, dass ein militärisches Eingreifen zu den realen Optionen gehöre. All das macht die Lage vor allem für Israel gefährlich, denn in den vergangenen Jahren war der jüdische Staat immer mehr in die Isolation geraten. Eine Reparatur der Beziehungen zur Türkei könnte das schlagartig ändern, denn Ankara verfügt über viel Einfluss in der islamischen Welt. Erdogan ist nicht zuletzt wegen seiner harten Haltung gegenüber Israel in arabischen Ländern sehr populär -wenn sich jemand wie er nun mit Netanjahu einigen kann, dann ist das indirekt auch gut für Israel. Der entscheidende Anruf bei Erdogan mag für Netanjahu persönlich bitter gewesen sein. Angesichts der bedrohlichen Lage in der Weltregion war es aber ein Schritt im Interesse Israels.
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