Mainz (ots) - Nach Ansicht von Rechtsmedizinern und Opferverbänden gibt es für Gewaltopfer keine flächendeckende Versorgung mit rechtsmedizinischen Instituten. Das berichtet das ARD-Politikmagazin "Report Mainz" (heute, 2.4., 21.45 Uhr im Ersten). In der Folge landeten Gewaltopfer bei Haus- oder Klinikärzten, wo ihre Verletzungen häufig nicht gerichtsfest dokumentiert würden.
"Der größte Teil der Gewaltopfer wird momentan nicht einer rechtsmedizinischen Untersuchung zugeführt oder hat keine Möglichkeit so eine zu bekommen, mit der Konsequenz, dass Informationen verloren gehen", so Prof. Kathrin Yen, Direktorin des Instituts für Rechtsmedizin an der Uniklinik Heidelberg. Eine Umfrage von "Report Mainz" unter den rechtsmedizinischen Instituten zeigt, dass viele seit Jahren unterfinanziert sind. Sie berichten, die Mittel seien bei weitem ungenügend, Stellen könnten nicht nachbesetzt werden, in vielen Bereichen müsse improvisiert werden. Eine Gewaltopferambulanz, in die Gewaltopfer rund um die Uhr kommen können, auch ohne Anzeige zu erstatten, können nicht alle Institute finanzieren. Vor allem Flächenländer sind unterversorgt.
Der Weiße Ring kritisiert gegenüber "Report Mainz" die unzureichende Versorgung mit Gewaltopferambulanzen: "Der normale Mediziner hat im Gegensatz zum Rechtsmediziner keine entsprechende Ausbildung, wie eine solche Dokumentation erfolgen soll. Wir erleben es häufig, dass viele Gewaltopfer dann keine gerichtsverwertbare Dokumentation haben", so Veit Schiemann, Sprecher der Opferschutzorganisation Weißer Ring. Die juristischen Folgen seien für die Gewaltopfer gravierend. "Wenn nicht richtig oder unvollständig dokumentiert wird", so Michael Mächtel, Oberstaatsanwalt in Freiburg, im Interview mit "Report Mainz", "kann es im schlimmsten Fall dazu führen, dass ein Nachweis für das Tatgeschehen oder für Tatfolgen nicht geführt werden kann. Das Ergebnis kann sein, dass ein Täter entweder milde bestraft wird oder dass er auch gar nicht bestraft werden kann, weil man die Rechtsfolgen nicht gerichtssicher nachweisen kann".
Der Weiße Ring fordert deshalb gegenüber "Report Mainz" eine gesonderte Beteiligung der Länder an der Finanzierung von Gewaltopferambulanzen: "Der Staat muss eine flächendeckende Versorgung mit Gewaltopferambulanzen finanzieren. Ohne dies ist es nicht möglich, gerichtsverwertbare Dokumentationen zu schaffen, die den Opfern nachher wirklich weiter helfen können."
Auf Nachfrage von "Report Mainz" geben jedoch nur zwei Länder an, sich gesondert an der Finanzierung von Gewaltopferambulanzen an rechtsmedizinischen Instituten zu beteiligen. Zwei weitere fördern eine Ambulanz nur für Kinder. Der Weiße Ring kritisiert dies gegenüber "Report Mainz" als entschieden zu wenig: "Wir brauchen in Deutschland eine flächendeckende Versorgung mit Gewaltopferambulanzen. Der Staat muss sich entscheiden, ob er die Opferarbeit finanzieren will oder ob er die Opfer von Kriminalität und Gewalt alleine lässt."
Weitere Informationen finden Sie unter www.swr.de/report. Zitate gegen Quellenangabe "Report Mainz" frei. Fragen bitte an "Report Mainz", Tel.: 06131/929-33351
Originaltext: SWR - Das Erste Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/75892 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_75892.rss2
"Der größte Teil der Gewaltopfer wird momentan nicht einer rechtsmedizinischen Untersuchung zugeführt oder hat keine Möglichkeit so eine zu bekommen, mit der Konsequenz, dass Informationen verloren gehen", so Prof. Kathrin Yen, Direktorin des Instituts für Rechtsmedizin an der Uniklinik Heidelberg. Eine Umfrage von "Report Mainz" unter den rechtsmedizinischen Instituten zeigt, dass viele seit Jahren unterfinanziert sind. Sie berichten, die Mittel seien bei weitem ungenügend, Stellen könnten nicht nachbesetzt werden, in vielen Bereichen müsse improvisiert werden. Eine Gewaltopferambulanz, in die Gewaltopfer rund um die Uhr kommen können, auch ohne Anzeige zu erstatten, können nicht alle Institute finanzieren. Vor allem Flächenländer sind unterversorgt.
Der Weiße Ring kritisiert gegenüber "Report Mainz" die unzureichende Versorgung mit Gewaltopferambulanzen: "Der normale Mediziner hat im Gegensatz zum Rechtsmediziner keine entsprechende Ausbildung, wie eine solche Dokumentation erfolgen soll. Wir erleben es häufig, dass viele Gewaltopfer dann keine gerichtsverwertbare Dokumentation haben", so Veit Schiemann, Sprecher der Opferschutzorganisation Weißer Ring. Die juristischen Folgen seien für die Gewaltopfer gravierend. "Wenn nicht richtig oder unvollständig dokumentiert wird", so Michael Mächtel, Oberstaatsanwalt in Freiburg, im Interview mit "Report Mainz", "kann es im schlimmsten Fall dazu führen, dass ein Nachweis für das Tatgeschehen oder für Tatfolgen nicht geführt werden kann. Das Ergebnis kann sein, dass ein Täter entweder milde bestraft wird oder dass er auch gar nicht bestraft werden kann, weil man die Rechtsfolgen nicht gerichtssicher nachweisen kann".
Der Weiße Ring fordert deshalb gegenüber "Report Mainz" eine gesonderte Beteiligung der Länder an der Finanzierung von Gewaltopferambulanzen: "Der Staat muss eine flächendeckende Versorgung mit Gewaltopferambulanzen finanzieren. Ohne dies ist es nicht möglich, gerichtsverwertbare Dokumentationen zu schaffen, die den Opfern nachher wirklich weiter helfen können."
Auf Nachfrage von "Report Mainz" geben jedoch nur zwei Länder an, sich gesondert an der Finanzierung von Gewaltopferambulanzen an rechtsmedizinischen Instituten zu beteiligen. Zwei weitere fördern eine Ambulanz nur für Kinder. Der Weiße Ring kritisiert dies gegenüber "Report Mainz" als entschieden zu wenig: "Wir brauchen in Deutschland eine flächendeckende Versorgung mit Gewaltopferambulanzen. Der Staat muss sich entscheiden, ob er die Opferarbeit finanzieren will oder ob er die Opfer von Kriminalität und Gewalt alleine lässt."
Weitere Informationen finden Sie unter www.swr.de/report. Zitate gegen Quellenangabe "Report Mainz" frei. Fragen bitte an "Report Mainz", Tel.: 06131/929-33351
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