Verantwortlicher Redakteur: Markus Meister
Heute freuen wir uns über ein FN-Vorstandsinterview mit dem Vorstandsvorsitzenden der freenet AG (WKN A0Z2ZZ, ISIN DE000A0Z2ZZ5, Aktien-Kürzel FNTN), Herrn Christoph Vilanek auf FinanzNachrichten.de. Die freenet AG ist 2007 aus der Fusion der Unternehmen Mobilcom AG und freenet.de AG hervorgegangen und damit zum grössten netzunabhängigen Telekommunikationsunternehmen in Deutschland aufgestiegen. Als Mobilfunk-Service-Provider verfügt die freenet Group über keine eigene Netzinfrastruktur, sondern vermarktet Mobilfunkdienstleistungen der Mobilfunknetzbetreiber Telekom, Vodafone, E-Plus und O2 in Deutschland unter eigenem Namen.
Als Vertriebskanäle für die mobilen Sprach- und Datendienste sowie Endgeräte und sonstige Dienstleistungen dienen vor allem die unter der Hauptmarke mobilcom-debitel betriebenen rund 550 eigenen Shops sowie etwa 6.000 weitere Vertriebsstellen im Fach- und Elektronikhandel, wie z.B. in Media- oder Saturn-Märkten.
Das Unternehmen mit Sitz im schleswig-holsteinischen Büdelsdorf erwirtschaftete 2012 mit rund 3.900 Mitarbeitern einen Umsatz von 3,1 Mrd. Euro (2011: 3,3 Mrd. Euro) und erzielte einen Gewinn in Höhe von 173 Mio. Euro (2011: 144 Mio. Euro) oder umgerechnet 1,35 Euro pro Aktie (2011: 1,12 Euro). Vor wenigen Tagen wurde der Dividendenvorschlag für 2012 veröffentlicht, wonach für das vergangene Geschäftsjahr 1,35 Euro pro Aktie (für 2011 1,20 Euro) ausgeschüttet werden sollen.
Die aktuellen Einschätzungen der Analysten für den Wert verteilen sich recht gleichmässig in einem relativ engen Kurs-Korridor von ca. -20 % bis +20 % und sind damit insgesamt recht wenig aussagekräftig. So gab beispielsweise die Deutsche Bank Ende Februar ein Kursziel von 17 Euro heraus, während die Commerzbank den fairen Wert per Anfang April bei 22 Euro sieht.
Der Chart der freenet Aktie verzeichnete im letzten halben Jahr bereits einen beeindruckenden Kursanstieg um +50 % von rund 12,50 Euro auf aktuell knapp 19 Euro. Doch wie geht es nun nach dem starken Anstieg weiter mit der Aktie? Wir haben das im TecDAX notierte Unternehmen unter die Lupe genommen und dem Vorstandsvorsitzenden Christoph Vilanek einige Fragen zur Geschäftsentwicklung gestellt.
FinanzNachrichten.de
Sehr geehrter Herr Vilanek, die freenet.de AG wurde ursprünglich als Internetserviceprovider und Internetportal gegründet. Nach dem Zusammenschluss mit der Mobilcom AG im Jahr 2007 liegt der Fokus nun auf dem Mobilfunkmarkt, so dass die neue freenet AG seitdem das grösste netzunabhängige Telekommunikationsunternehmen in Deutschland ist. Viele Leser werden den Markennamen freenet weiterhin gedanklich mit dem grünen Internetportal verknüpfen. Können Sie uns Ihr Unternehmen und dessen Geschäftsbereiche in wenigen Sätzen etwas genauer beschreiben?
CHRISTOPH VILANEK:
Unter dem Dach der freenet AG vereinen wir das Portalgeschäft und unser Hauptgeschäftsfeld, den Mobilfunk. Über die Kernmarke mobilcom-debitel vertreiben wir eigene Angebote und Dienstleistungen, Mobilfunk- und Datenprodukte sowie auch die Produkte der Netzbetreiber. Im Zuge der konsequenten Ausrichtung des Unternehmens auf Digital-Lifestyle und mit der Akquisition der GRAVIS verstehen wir uns als Digital-Lifestyle-Provider – oder man könnte sagen: Wir sind der digitale Nahversorger für unsere Kunden.
FN:
Wie verteilt sich der Umsatz auf die genannten Geschäftsbereiche, welche Märkte und Kunden sprechen Sie an?
CHRISTOPH VILANEK:
Wir bleiben unserem Kerngeschäft, dem Mobilfunk, weiterhin treu und generieren in diesem Bereich auch den grössten Teil unseres Umsatzes. Der Jahresumsatz der freenet AG beläuft sich für das Geschäftsjahr 2012 mit dem Konzernabschluss vom 31. Dezember 2012 auf 3,09 Mrd. Euro. Die Umsätze der einzelnen Bereiche weisen wir nicht aus. Wir sehen neben den reinen Mobilfunkerlösen grosses Potenzial in angrenzenden Produktfeldern. Deshalb haben wir unser Produktportfolio um Digital-Lifestyle-Angebote erweitert. Darunter verstehen wir Produkte oder Applikationen, die uns den Alltag ein wenig erleichtern und auf dem Internet basieren. Das Smartphone wird so zur universellen Fernbedienung des Lebens.
FN:
Im Dezember 2012 wurde die Berliner Handelskette GRAVIS übernommen. Ein Unternehmen, das sich deutschlandweit auf den Vertrieb von Apple-Produkten wie zum Beispiel Macs und iPods und deren Zubehör spezialisiert hat. Im Januar wurde mit der MOTION TM Vertriebs GmbH ein weiteres Vertriebsunternehmen übernommen. Gleichzeitig wurden zuletzt andere Beteiligungen wie freeXmedia GmbH, 4Players GmbH oder KielNET GmbH abgestossen. Können Sie uns diese Schritte im Hinblick auf die Unternehmensstrategie näher erläutern?
CHRISTOPH VILANEK:
In unserer langfristigen Strategie wollen wir uns bei Firmenbeteiligungen auf Unternehmen fokussieren, die unserem Kerngeschäft nahe sind. freeXmedia, 4Players und KielNET finden in ihrem jeweils neuen Umfeld bessere Voraussetzungen für einen erfolgreichen Weg in die Zukunft. Mit der MOTION TM verbindet uns eine langfristige, erfolgreiche Zusammenarbeit, die bis ins Jahr 2005 zurückreicht. Mit der Beteiligung intensivieren wir diese Zusammenarbeit und haben darüber hinaus die Möglichkeit, unsere Vertriebsoberfläche relevant zu vergrössern.
Auch bei GRAVIS ging dem Kauf eine eineinhalb Jahre dauernde, enge Kooperation voraus. Die Apple-Produkte geniessen bei den Kunden Kultstatus und sind der Inbegriff für Digital Lifestyle. Von diesem Image erhoffen wir uns mittelfristig Abstrahleffekte auf die Marke mobilcom-debitel und damit verbunden auch mehr Frequenz und Umsatz in den mobilcom-debitel Shops.
FN:
Sind weitere Übernahmen oder Beteiligungen geplant?
CHRISTOPH VILANEK:
Wir beobachten den Markt immer sehr genau und schliessen weitere Übernahmen oder Beteiligungen per se nicht aus. Jedoch müsste das Unternehmen nach unserer Finanzstrategie zum Kerngeschäft beitragen und einen sofortigen positiven Beitrag zum EBITDA leisten.
FN:
Der Mobilfunkmarkt hat sich in den vergangenen Jahren grundlegend gewandelt. Das klassische Handy hat ausgedient, Smartphones und Apps regieren seitdem das iPhone diesen Trend angestossen hat. Wie geht diese Entwicklung weiter und wie möchte die freenet AG davon profitieren?
CHRISTOPH VILANEK:
Der Anteil der Smartphones in Deutschland liegt bei rund 50 %. So gut wie jedes neu verkaufte Mobiltelefon ist ein Smartphone. Dieser Trend wird sich bis zur Marktsättigung fortsetzen und beschleunigen. Ohne Smartphone geht heute so gut wie nichts mehr. Deshalb steigt mit dem Kauf eines teuren Smartphones auch die Bereitschaft teureres Zubehör zu erstehen. Sei es eine Hülle oder ein qualitativ hochwertiger Kopfhörer. Auch eine Handyversicherung oder ein Virenschutz bieten gute Potenziale, zusätzliche Umsätze zu generieren. Eine Firewall oder ein Virenschutzprogramm auf dem stationären Rechner haben viele, das Smartphone, mit dem man 'always on' ist, schützt dagegen kaum jemand vor kriminellen Attacken. Zubehör, Virenschutz, aber auch Smart Home-Lösungen wie unsere intelligente, per App bedienbare Heizungssteuerung fassen wir unter dem Begriff 'Digital Lifestyle' zusammen. Wir wollen zur ersten Adresse des Digital Lifestyle in Deutschland werden.
FN:
Die ebenfalls börsennotierte Drillisch AG ist als kleinerer Konkurrent an der freenet AG beteiligt. Immer wieder mal war zu lesen, dass die beiden Unternehmen doch gut zusammenpassen würden. Passiert ist in den vergangenen Jahren diesbezüglich jedoch nichts und die Drillisch AG hat sich kürzlich von der Hälfte der ursprünglichen Beteiligung von gut 20 % freenet-Aktien getrennt, sodass der Anteil nur mehr knapp über 10 % liegt. Wenn tatsächlich ein Zusammenschluss diskutiert wurde, so müssten diese Spekulationen doch nun spätestens jetzt hinfällig sein oder?
CHRISTOPH VILANEK:
Wir haben uns in der Vergangenheit nicht zu Spekulationen geäussert und werden das auch jetzt nicht tun. Beide Unternehmen entwickeln sich für sich sehr gut.
FN:
Operativ gab es auf der Umsatzseite im Geschäftsjahr 2012 einen leichten Rückgang von rund -6 % von 3,3 Mrd. Euro im Vorjahr auf 3,1 Mrd. Euro. Können Sie uns die recht maue Umsatzentwicklung ein bisschen näher erläutern?
CHRISTOPH VILANEK:
Wir haben in 2012 auf bewusst auf margenschwaches Hardware Geschäft verzichtet. Das schlägt sich entsprechend in höherer Umsatzmarge und einem relativ besseren Ergebnis nieder.
FN:
Genau, auf der Gewinnseite sieht es offenbar deutlich besser aus, denn das Konzernergebnis konnte im selben Zeitraum von 144 Mio. Euro im Vorjahr (1,12 Euro pro Aktie) um gut +20 % auf 173 Mio. Euro (1,35 Euro pro Aktie) gesteigert werden. Ist der Gewinnanstieg bei gleichzeitigem Umsatzrückgang also rein auf den genannten Anstieg der Margen oder aber auch teilweise auf Sondereffekte zurückzuführen?
CHRISTOPH VILANEK:
Wie schon erklärt, verzichten wir auf niedrigmargigen Umsatz und konzentrieren uns auf profitable Geschäfte, wie etwa den Verkauf von Zubehör, wo attraktive Margen erzielt werden können.
FN:
Der Aktienkurs der freenet AG hat sich seit dem Jahresanfang 2012 mit ca. +75 % äusserst positiv entwickelt. Ein Grund hierfür war sicherlich das erfreuliche Gewinnwachstum und die steigenden Margen. Zwar dürfen Sie zur Aktienkursentwicklung wohl sicher keine Einschätzung abgeben, aber welche fundamentalen Faktoren könnten aus Ihrer Sicht zukünftig einen weiteren deutlichen Anstieg des Unternehmenswerts für die Aktionäre ermöglichen?
CHRISTOPH VILANEK:
Wir sind in der komfortablen Lage, alle Netze anbieten und alle Tarife abbilden zu können, ohne aufwendig in Technologie zu investieren. Unsere Vertriebskompetenz und der Ausbau des Produktportfolios in alle Dimensionen des Digital Lifestyle sind Grundlage für eine gesunde, positive Entwicklung in den nächsten Jahren. Wir erwarten für 2013 und 2014 steigende Umsätze und wir haben die Ausschüttungsquote am Free Cash Flow auf 50-75 % erhöht. Unsere Aktionäre profitieren daher direkt am hohen Free Cash Flow und einer attraktiven Dividendenrendite.
FN:
Welche Ergebnisse erwarten Sie für das Gesamtjahr 2013 denn konkret bei Umsatz und Gewinn?
CHRISTOPH VILANEK:
Wir rechnen im laufenden Jahr mit einem Umsatz zwischen 3,2 und 3,3 Mrd. Euro und einem EBITDA von 355 Mio. Euro. Für 2014 gehen wir von einem leicht steigenden Umsatz und EBITDA aus.
FN:
Herr Vilanek, wir bedanken uns herzlich für das interessante Interview!
Heute freuen wir uns über ein FN-Vorstandsinterview mit dem Vorstandsvorsitzenden der freenet AG (WKN A0Z2ZZ, ISIN DE000A0Z2ZZ5, Aktien-Kürzel FNTN), Herrn Christoph Vilanek auf FinanzNachrichten.de. Die freenet AG ist 2007 aus der Fusion der Unternehmen Mobilcom AG und freenet.de AG hervorgegangen und damit zum grössten netzunabhängigen Telekommunikationsunternehmen in Deutschland aufgestiegen. Als Mobilfunk-Service-Provider verfügt die freenet Group über keine eigene Netzinfrastruktur, sondern vermarktet Mobilfunkdienstleistungen der Mobilfunknetzbetreiber Telekom, Vodafone, E-Plus und O2 in Deutschland unter eigenem Namen.
Als Vertriebskanäle für die mobilen Sprach- und Datendienste sowie Endgeräte und sonstige Dienstleistungen dienen vor allem die unter der Hauptmarke mobilcom-debitel betriebenen rund 550 eigenen Shops sowie etwa 6.000 weitere Vertriebsstellen im Fach- und Elektronikhandel, wie z.B. in Media- oder Saturn-Märkten.
Das Unternehmen mit Sitz im schleswig-holsteinischen Büdelsdorf erwirtschaftete 2012 mit rund 3.900 Mitarbeitern einen Umsatz von 3,1 Mrd. Euro (2011: 3,3 Mrd. Euro) und erzielte einen Gewinn in Höhe von 173 Mio. Euro (2011: 144 Mio. Euro) oder umgerechnet 1,35 Euro pro Aktie (2011: 1,12 Euro). Vor wenigen Tagen wurde der Dividendenvorschlag für 2012 veröffentlicht, wonach für das vergangene Geschäftsjahr 1,35 Euro pro Aktie (für 2011 1,20 Euro) ausgeschüttet werden sollen.
Die aktuellen Einschätzungen der Analysten für den Wert verteilen sich recht gleichmässig in einem relativ engen Kurs-Korridor von ca. -20 % bis +20 % und sind damit insgesamt recht wenig aussagekräftig. So gab beispielsweise die Deutsche Bank Ende Februar ein Kursziel von 17 Euro heraus, während die Commerzbank den fairen Wert per Anfang April bei 22 Euro sieht.
Der Chart der freenet Aktie verzeichnete im letzten halben Jahr bereits einen beeindruckenden Kursanstieg um +50 % von rund 12,50 Euro auf aktuell knapp 19 Euro. Doch wie geht es nun nach dem starken Anstieg weiter mit der Aktie? Wir haben das im TecDAX notierte Unternehmen unter die Lupe genommen und dem Vorstandsvorsitzenden Christoph Vilanek einige Fragen zur Geschäftsentwicklung gestellt.
FinanzNachrichten.de
Sehr geehrter Herr Vilanek, die freenet.de AG wurde ursprünglich als Internetserviceprovider und Internetportal gegründet. Nach dem Zusammenschluss mit der Mobilcom AG im Jahr 2007 liegt der Fokus nun auf dem Mobilfunkmarkt, so dass die neue freenet AG seitdem das grösste netzunabhängige Telekommunikationsunternehmen in Deutschland ist. Viele Leser werden den Markennamen freenet weiterhin gedanklich mit dem grünen Internetportal verknüpfen. Können Sie uns Ihr Unternehmen und dessen Geschäftsbereiche in wenigen Sätzen etwas genauer beschreiben?
CHRISTOPH VILANEK:
Unter dem Dach der freenet AG vereinen wir das Portalgeschäft und unser Hauptgeschäftsfeld, den Mobilfunk. Über die Kernmarke mobilcom-debitel vertreiben wir eigene Angebote und Dienstleistungen, Mobilfunk- und Datenprodukte sowie auch die Produkte der Netzbetreiber. Im Zuge der konsequenten Ausrichtung des Unternehmens auf Digital-Lifestyle und mit der Akquisition der GRAVIS verstehen wir uns als Digital-Lifestyle-Provider – oder man könnte sagen: Wir sind der digitale Nahversorger für unsere Kunden.
FN:
Wie verteilt sich der Umsatz auf die genannten Geschäftsbereiche, welche Märkte und Kunden sprechen Sie an?
CHRISTOPH VILANEK:
Wir bleiben unserem Kerngeschäft, dem Mobilfunk, weiterhin treu und generieren in diesem Bereich auch den grössten Teil unseres Umsatzes. Der Jahresumsatz der freenet AG beläuft sich für das Geschäftsjahr 2012 mit dem Konzernabschluss vom 31. Dezember 2012 auf 3,09 Mrd. Euro. Die Umsätze der einzelnen Bereiche weisen wir nicht aus. Wir sehen neben den reinen Mobilfunkerlösen grosses Potenzial in angrenzenden Produktfeldern. Deshalb haben wir unser Produktportfolio um Digital-Lifestyle-Angebote erweitert. Darunter verstehen wir Produkte oder Applikationen, die uns den Alltag ein wenig erleichtern und auf dem Internet basieren. Das Smartphone wird so zur universellen Fernbedienung des Lebens.
FN:
Im Dezember 2012 wurde die Berliner Handelskette GRAVIS übernommen. Ein Unternehmen, das sich deutschlandweit auf den Vertrieb von Apple-Produkten wie zum Beispiel Macs und iPods und deren Zubehör spezialisiert hat. Im Januar wurde mit der MOTION TM Vertriebs GmbH ein weiteres Vertriebsunternehmen übernommen. Gleichzeitig wurden zuletzt andere Beteiligungen wie freeXmedia GmbH, 4Players GmbH oder KielNET GmbH abgestossen. Können Sie uns diese Schritte im Hinblick auf die Unternehmensstrategie näher erläutern?
CHRISTOPH VILANEK:
In unserer langfristigen Strategie wollen wir uns bei Firmenbeteiligungen auf Unternehmen fokussieren, die unserem Kerngeschäft nahe sind. freeXmedia, 4Players und KielNET finden in ihrem jeweils neuen Umfeld bessere Voraussetzungen für einen erfolgreichen Weg in die Zukunft. Mit der MOTION TM verbindet uns eine langfristige, erfolgreiche Zusammenarbeit, die bis ins Jahr 2005 zurückreicht. Mit der Beteiligung intensivieren wir diese Zusammenarbeit und haben darüber hinaus die Möglichkeit, unsere Vertriebsoberfläche relevant zu vergrössern.
Auch bei GRAVIS ging dem Kauf eine eineinhalb Jahre dauernde, enge Kooperation voraus. Die Apple-Produkte geniessen bei den Kunden Kultstatus und sind der Inbegriff für Digital Lifestyle. Von diesem Image erhoffen wir uns mittelfristig Abstrahleffekte auf die Marke mobilcom-debitel und damit verbunden auch mehr Frequenz und Umsatz in den mobilcom-debitel Shops.
FN:
Sind weitere Übernahmen oder Beteiligungen geplant?
CHRISTOPH VILANEK:
Wir beobachten den Markt immer sehr genau und schliessen weitere Übernahmen oder Beteiligungen per se nicht aus. Jedoch müsste das Unternehmen nach unserer Finanzstrategie zum Kerngeschäft beitragen und einen sofortigen positiven Beitrag zum EBITDA leisten.
FN:
Der Mobilfunkmarkt hat sich in den vergangenen Jahren grundlegend gewandelt. Das klassische Handy hat ausgedient, Smartphones und Apps regieren seitdem das iPhone diesen Trend angestossen hat. Wie geht diese Entwicklung weiter und wie möchte die freenet AG davon profitieren?
CHRISTOPH VILANEK:
Der Anteil der Smartphones in Deutschland liegt bei rund 50 %. So gut wie jedes neu verkaufte Mobiltelefon ist ein Smartphone. Dieser Trend wird sich bis zur Marktsättigung fortsetzen und beschleunigen. Ohne Smartphone geht heute so gut wie nichts mehr. Deshalb steigt mit dem Kauf eines teuren Smartphones auch die Bereitschaft teureres Zubehör zu erstehen. Sei es eine Hülle oder ein qualitativ hochwertiger Kopfhörer. Auch eine Handyversicherung oder ein Virenschutz bieten gute Potenziale, zusätzliche Umsätze zu generieren. Eine Firewall oder ein Virenschutzprogramm auf dem stationären Rechner haben viele, das Smartphone, mit dem man 'always on' ist, schützt dagegen kaum jemand vor kriminellen Attacken. Zubehör, Virenschutz, aber auch Smart Home-Lösungen wie unsere intelligente, per App bedienbare Heizungssteuerung fassen wir unter dem Begriff 'Digital Lifestyle' zusammen. Wir wollen zur ersten Adresse des Digital Lifestyle in Deutschland werden.
FN:
Die ebenfalls börsennotierte Drillisch AG ist als kleinerer Konkurrent an der freenet AG beteiligt. Immer wieder mal war zu lesen, dass die beiden Unternehmen doch gut zusammenpassen würden. Passiert ist in den vergangenen Jahren diesbezüglich jedoch nichts und die Drillisch AG hat sich kürzlich von der Hälfte der ursprünglichen Beteiligung von gut 20 % freenet-Aktien getrennt, sodass der Anteil nur mehr knapp über 10 % liegt. Wenn tatsächlich ein Zusammenschluss diskutiert wurde, so müssten diese Spekulationen doch nun spätestens jetzt hinfällig sein oder?
CHRISTOPH VILANEK:
Wir haben uns in der Vergangenheit nicht zu Spekulationen geäussert und werden das auch jetzt nicht tun. Beide Unternehmen entwickeln sich für sich sehr gut.
FN:
Operativ gab es auf der Umsatzseite im Geschäftsjahr 2012 einen leichten Rückgang von rund -6 % von 3,3 Mrd. Euro im Vorjahr auf 3,1 Mrd. Euro. Können Sie uns die recht maue Umsatzentwicklung ein bisschen näher erläutern?
CHRISTOPH VILANEK:
Wir haben in 2012 auf bewusst auf margenschwaches Hardware Geschäft verzichtet. Das schlägt sich entsprechend in höherer Umsatzmarge und einem relativ besseren Ergebnis nieder.
FN:
Genau, auf der Gewinnseite sieht es offenbar deutlich besser aus, denn das Konzernergebnis konnte im selben Zeitraum von 144 Mio. Euro im Vorjahr (1,12 Euro pro Aktie) um gut +20 % auf 173 Mio. Euro (1,35 Euro pro Aktie) gesteigert werden. Ist der Gewinnanstieg bei gleichzeitigem Umsatzrückgang also rein auf den genannten Anstieg der Margen oder aber auch teilweise auf Sondereffekte zurückzuführen?
CHRISTOPH VILANEK:
Wie schon erklärt, verzichten wir auf niedrigmargigen Umsatz und konzentrieren uns auf profitable Geschäfte, wie etwa den Verkauf von Zubehör, wo attraktive Margen erzielt werden können.
FN:
Der Aktienkurs der freenet AG hat sich seit dem Jahresanfang 2012 mit ca. +75 % äusserst positiv entwickelt. Ein Grund hierfür war sicherlich das erfreuliche Gewinnwachstum und die steigenden Margen. Zwar dürfen Sie zur Aktienkursentwicklung wohl sicher keine Einschätzung abgeben, aber welche fundamentalen Faktoren könnten aus Ihrer Sicht zukünftig einen weiteren deutlichen Anstieg des Unternehmenswerts für die Aktionäre ermöglichen?
CHRISTOPH VILANEK:
Wir sind in der komfortablen Lage, alle Netze anbieten und alle Tarife abbilden zu können, ohne aufwendig in Technologie zu investieren. Unsere Vertriebskompetenz und der Ausbau des Produktportfolios in alle Dimensionen des Digital Lifestyle sind Grundlage für eine gesunde, positive Entwicklung in den nächsten Jahren. Wir erwarten für 2013 und 2014 steigende Umsätze und wir haben die Ausschüttungsquote am Free Cash Flow auf 50-75 % erhöht. Unsere Aktionäre profitieren daher direkt am hohen Free Cash Flow und einer attraktiven Dividendenrendite.
FN:
Welche Ergebnisse erwarten Sie für das Gesamtjahr 2013 denn konkret bei Umsatz und Gewinn?
CHRISTOPH VILANEK:
Wir rechnen im laufenden Jahr mit einem Umsatz zwischen 3,2 und 3,3 Mrd. Euro und einem EBITDA von 355 Mio. Euro. Für 2014 gehen wir von einem leicht steigenden Umsatz und EBITDA aus.
FN:
Herr Vilanek, wir bedanken uns herzlich für das interessante Interview!
© 2013 FN