Osnabrück (ots) - Viele Fragen werden bleiben
Wenn heute der Prozess gegen die letzte Überlebende und vier mutmaßliche Unterstützer des Nationalsozialistischen Untergrunds beginnt, geht es nach der Farce des Vorspiels endlich um das Wesentliche. Schließlich sollten weder Medien und deren Eitelkeiten im Mittelpunkt stehen, noch sind Detailfragen der Prozessorganisation am Ende relevant.
Die Debatte über Verfahrensfragen überlagerte stattdessen in unguter Weise den Kern der Dinge, wie schon die Taten selbst lange überdeckt worden sind von Fehlern, Blindheit und stereotypen Vorverurteilungen. Deren Krönung war der zynische Beiklang, ein Ausländer sei tendenziell selbst schuld, wenn er erschossen werde: Das muss doch mit seinem Milieu zu tun gehabt haben. Nein. Dieser Prozess findet statt, weil es in Deutschland handfesten rechtsextremen Terrorismus gab, über Jahre hinweg, bundesweit und unbemerkt. Er findet statt, weil dieser Terror zehn Opfer forderte, bis die Taten nur durch Zufall offenbar wurden.
Die Antworten, die die Verhandlung auf viele offene Fragen geben wird, können dabei letztlich nicht befriedigen. Auch nach dem Urteil wird es in Deutschland Menschen geben, die die Taten des NSU relativieren, die andere ausgrenzen und Totalitarismus Vorschub leisten. Die Aufgabe, dagegen aufzustehen, Dinge zu klären und zu erklären, kommt deshalb nicht nur jetzt und von Berufs wegen den Münchner Richtern zu, sondern jedem Einzelnen an jedem einzelnen Tag.
Burkhard Ewert
Originaltext: Neue Osnabrücker Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/58964 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_58964.rss2
Pressekontakt: Neue Osnabrücker Zeitung Redaktion Telefon: +49(0)541/310 207
Wenn heute der Prozess gegen die letzte Überlebende und vier mutmaßliche Unterstützer des Nationalsozialistischen Untergrunds beginnt, geht es nach der Farce des Vorspiels endlich um das Wesentliche. Schließlich sollten weder Medien und deren Eitelkeiten im Mittelpunkt stehen, noch sind Detailfragen der Prozessorganisation am Ende relevant.
Die Debatte über Verfahrensfragen überlagerte stattdessen in unguter Weise den Kern der Dinge, wie schon die Taten selbst lange überdeckt worden sind von Fehlern, Blindheit und stereotypen Vorverurteilungen. Deren Krönung war der zynische Beiklang, ein Ausländer sei tendenziell selbst schuld, wenn er erschossen werde: Das muss doch mit seinem Milieu zu tun gehabt haben. Nein. Dieser Prozess findet statt, weil es in Deutschland handfesten rechtsextremen Terrorismus gab, über Jahre hinweg, bundesweit und unbemerkt. Er findet statt, weil dieser Terror zehn Opfer forderte, bis die Taten nur durch Zufall offenbar wurden.
Die Antworten, die die Verhandlung auf viele offene Fragen geben wird, können dabei letztlich nicht befriedigen. Auch nach dem Urteil wird es in Deutschland Menschen geben, die die Taten des NSU relativieren, die andere ausgrenzen und Totalitarismus Vorschub leisten. Die Aufgabe, dagegen aufzustehen, Dinge zu klären und zu erklären, kommt deshalb nicht nur jetzt und von Berufs wegen den Münchner Richtern zu, sondern jedem Einzelnen an jedem einzelnen Tag.
Burkhard Ewert
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