Bielefeld (ots) - Wer kennt das nicht: Manchmal kommt man einfach nicht in die Gänge und dann wieder geht's so schnell, dass man über die eigenen Füße zu stolpern droht. Mit dem Gefühl für die richtige Geschwindigkeit hat auch die SPD so ihre Probleme. Die Folge: jede Menge waghalsiger Manöver. Das Unfallprotokoll der vergangenen Woche: Am Mittwoch gibt der Parteivorsitzende Sigmar Gabriel urplötzlich kräftig Gas beim Thema Tempolimit. Ebenso unvermittelt und entsprechend unsanft wird er von Kanzlerkandidat Peer Steinbrück und Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier ausgebremst. Nur einen Tag später wendet der Parteichef selbst - und zwar ziemlich kleinlaut. Freitag dann besucht Steinbrück Polen, nicht aber, ohne zuvor die Namen der ersten Mitglieder seines Kompetenzteams an die Hauptstadtmedien durchsickern zu lassen. So wird in Berlin schon fleißig diskutiert, während der SPD-Kanzlerkandidat noch in Warschau defiliert. Gabriel treibt Steinbrück an, könnte man meinen. Oder eben: Gabriel treibt Steinbrück vor sich her. Jedenfalls ist so längst bekannt, was eigentlich bis heute ein Geheimnis bleiben sollte. Am Resultat ändert das wenig: Den großen Wurf liefern diese ersten drei Namen des Schattenkabinetts, das Steinbrück nur höchst ungern so tituliert sieht, nicht. Das Aha-Erlebnis bleibt aus. Stattdessen: ein linker, sehr gewerkschaftsnaher Sozialdemokrat (Klaus Wiesehügel), ein Sozialdemokrat des rechten Flügels mit Erfahrung als Parlamentarischer Geschäftsführer (Thomas Oppermann) und Gesche Joost - eine junge, kreative Frau ohne Parteikarriere, auf der vor allem die Hoffnung ruht, frischen Wind in die SPD zu bringen. Fazit: für jeden etwas und von nichts zu viel. Proporz schlägt Profil. Angela Merkel hätte es kaum besser machen können. Wer aus diesem Trio hingegen etwas über die Strategie Steinbrücks herauslesen will, dürfte scheitern. Allenfalls kann man sich fragen, wie Oppermann, einer der Agenda-Architekten, und der scharfe Agenda-Gegner Wiesehügel gemeinsam eine konsequente Politik verkörpern sollen. Aber vielleicht sitzt demnächst immer Design-Professorin Joost zwischen den beiden, womit ja immerhin das Allerschlimmste verhindert sein könnte. Steinbrück hat erklärt, die sieben weiteren Mitglieder seines Kompetenzteams nach und nach vorzustellen. Derweil wird freilich schon wild über Namen spekuliert, und man geht kaum fehl mit der Annahme, dass genau das der tiefere Sinn der Übung ist. Ob diese Dramaturgie auch geeignet ist, um den gewünschten Schub in den Wahlkampf zu bekommen, muss sich erst noch zeigen. Vielleicht ist nämlich gar nicht entscheidend, wer in Steinbrücks Team ist. Vielleicht ist entscheidend, dass Andrea Nahles und Sigmar Gabriel es bestimmt nicht sind. So könnte es durchaus sein, dass Partei und Kandidat weiter getrennt unterwegs sind. Und das wäre dann wohl nicht nur eine Frage des Tempos, sondern durchaus auch der Richtung.
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Pressekontakt: Westfalen-Blatt Nachrichtenleiter Andreas Kolesch Telefon: 0521 - 585261
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