Die deutsche Wirtschaft kann den demografischen Wandel nur bewältigen, wenn ältere Arbeitnehmer besser und länger ins Berufsleben einbezogen werden, glaubt der Chef des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther. Ältere Mitarbeiter hätten oft mehr Erfahrung und Wissen als junge, sagte Hüther dem "Handelsblatt" (Montagausgabe) im Vorfeld des zweiten Demografiegipfels der Bundesregierung am 14. Mai.
"Um das zu nutzen, müssen wir sie aber kontinuierlich weiterbilden – über das gesamte Arbeitsleben. Die Personalmanager müssen sehr viel differenzierter die jeweilige soziale, familiäre, Bildungs- und Alterssituation beachten." Durch den Abschied vom Vorruhestand und durch eine positivere Einstellung in den Betrieben gebe es heute schon viel mehr aktive Ältere, sagte Hüther. Wichtig sei, dass Menschen sich ihre Arbeitszeit über das gesamte Berufsleben hinweg besser einteilen könnten.
Wer demnächst bis 67 im Job bleibe und 40 oder mehr Jahre arbeite, brauche Phasen, in denen er von zu Hause arbeiten könne, um zum Beispiel Kinder zu betreuen. Trotz aller Maßnahmen werde man aber um eine weitere Erhöhung des Renteneintrittsalters nicht herumkommen, sagte der IW-Chef: "Wir müssen sehr bald über die Rente mit 69 reden – schon deshalb, damit die Menschen sich darauf einstellen können. Jedes Jahr, um das wir das Rentenalter hinausschieben, erhöht das Erwerbspersonenpotenzial um gut eine Million Menschen." Außerdem gelte es, die Jahresarbeitszeit eher dem Schweizer Niveau von 1.600 Stunden anzunähern und Arbeitnehmern, die dies wünschen, den Wechsel von einer Teilzeit- auf eine Vollzeitstelle zu erleichtern.