von Jochen Steffens
Wie gestern beschrieben, zeigen sich erste, leichte Ermüdungsanzeichen im DAX. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir zumindest kurzfristig in eine Konsolidierung übergehen. Der DAX ist aber heute zunächst weiter gestiegen, und hat damit die 8.400er Marke erreicht. Es wird also spannend!
Wenn Sie sich den DAX-Kusverlauf der vergangenen Jahre und insbesondere die Rally seit dem Jahr 2009 anschauen, stellt sich natürlich die Frage, ob die Kurse tatsächlich noch weiter steigen können. Sind Aktien nicht vielleicht generell bereits überhitzt? Hat der DAX überhaupt noch Aufwärtspotential?
Diese Frage ist von Bedeutung, da wir hier im Stockstreet-Team bei Übertreibungen immer sehr vorsichtig werden (erinnern Sie sich zum Beispiel an die zeitlich sehr genauen Warnungen vor dem Ende der Übertreibung bei Apple und vor dem Ende der Goldblase). Es geht also im Folgenden um die Frage, ob sich der DAX bereits in einer Übertreibung befindet und man aus diesem Grund warnen müsste.
Die Entwicklung der DAX-Aktien
Die aktuelle Rally läuft seit dem Jahr 2009. Der DAX hat seit den damaligen Tiefs mehr als 100 Prozent zugelegt, und das Allzeithoch ist erreicht. So gesehen ist dies ein guter Zeitpunkt, diese Fragen zu stellen.
Bei den Aktien, die seit 2009 kontinuierlich mit angestiegen sind, mag man eine solche Überhitzung sogar erkennen können. Aber wenn Sie sich einmal die Mühe machen, alle DAX-Aktien durchzusehen, werden sie etwas Erstaunliches feststellen:
Die drei verschiedenen Entwicklungen bei den DAX-Aktien
Im Moment können Sie die DAX-Aktien grob in drei Gruppen unterteilen: In der ersten Gruppe befinden sich Aktien, die seit dem Einbruch 2009 haussierten. Dazu einmal eine Zusammenstellung von neun dieser Aktien, die sich in einer Rally befinden:
In der zweiten Gruppe befinden sich DAX-Aktien, die sich eben noch nicht in einer Rally befinden, sondern sich eher seitwärts oder sogar abwärts entwickelt haben. Bei diesen Aktien besteht, rein theoretisch, ein erhebliches Aufwärtspotential. Das wird sicherlich nur dann ausgereizt, wenn die Rally im DAX weiter geht. Irgendwann werden dann immer mehr institutionelle Anleger die Aktien, welche die Rally komplett mitgemacht haben, als zu teuer empfinden und ihre Geld in Aktien umschichten, die noch vergleichsweise preiswert sind. Eine solche Entwicklung zeigt sich zum Beispiel gerade bei den Versicherungen. Das heißt aber: Selbst wenn die oben aufgezeigten Aktien in eine Seitwärtsbewegung übergehen sollten, besteht immer noch ein erhebliches Aufwärtspotential für den DAX insgesamt! Hier einmal neun der Aktien, welche die Rally bisher nicht mitgemacht haben.
In der dritten Gruppe befinden sich Aktien, die weder in die erste noch in die zweite Gruppe passen. Entweder weil sie zu früh die Rally abgebrochen haben oder sich erst seit kurzem in einer solchen befinden. Auch bei diesen Aktien ergibt sich natürlich theoretisch ein weiteres Aufwärtspotenzial.
Interessanterweise sind alle drei Gruppen ähnlich groß.
Zusammenfassung
Lediglich ein Drittel der Aktien, die im DAX gelistet sind, haben den Aufwärtstrend seit 2009 vollständig mitgemacht. Hier wäre dann strittig, ob all diese Aktien bereits überhitzt oder zu teuer sind. Um die Antwort auf diese Frage müssen wir uns aber gar nicht kümmern. Schließlich sind noch ca. zwei Drittel aller Aktien tendenziell von einer Überhitzung weit entfernt. Diese Aktien besitzen damit, wie schon beschrieben, ein mehr oder weniger großes Nachholpotenzial. Damit kann man den DAX als Ganzes sicherlich nicht als überhitzt bezeichnen, er ist tatsächlich von einer Übertreibung noch weit entfernt.
Doch Vorsicht
Ein wie auch immer ausgerichtetes Potential bedeutet natürlich nicht, dass dieses auch unbedingt ausgereizt wird! Die hier heute angestellte Überlegung ist also kein Indiz für eine Fortführung der Rally. Es wird, wie oben beschrieben, lediglich überprüft, ob man aufgrund einer Blasenbildung bereits warnen muss. Eine solche Warnung ist noch zu früh. Trotzdem kann der DAX jederzeit auch wieder einbrechen. Eine Garantie für weiter steigende Kurse lässt sich aus dieser Analyse keinesfalls ableiten.
Viele Grüße
Ihr
Jochen Steffens