Die Präsidentenwahl im Iran hat der Kandidat des Reformlagers, Hassan Ruhani, klar gewonnen. Der 64-Jährige erzielte mit 50,7 Prozent der Stimmen bereits im ersten Durchgang die erforderliche absolute Mehrheit, wie das Innenministerium in Teheran am Samstag mitteilte. Teherans Bürgermeister Mohammed Bagher Ghalibaf landete mit 16,6 Prozent abgeschlagen auf Platz zwei, der Hardliner Said Dschalili kam als dritter auf 11,4 Prozent der Stimmen.
Insgesamt hatten sich sechs konservative Kandidaten um die Nachfolge des bisherigen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad beworben, der gemäß Verfassung nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten durfte. Rund 50 Millionen Iraner waren aufgerufen, inmitten einer schweren Wirtschaftskrise und des Atomstreits mit dem Westen einen neuen Präsidenten zu wählen. Die Wahlbeteiligung lag bei 72 Prozent.
Unmittelbar nach der offiziellen Bekanntgabe des Wahlergebnisses strömten zehntausende Anhänger des als gemäßigt geltenden Klerikers Ruhani auf die Straßen und feierten den Sieg. Sie jubelten: "Ahmadi (Ahmadinedschad) bye-bye" und riefen: "Ruhani, kümmere Dich um das Wohl des Landes." Der als gemäßigt geltende Ruhani war früher Chefunterhändler in den Atomgesprächen mit dem Westen. Als Präsident will er ein Ende der internationalen Isolierung des Landes erreichen.
Aber auch mit Ruhani als neuem Präsidenten wird es keinen radikalen Wechsel in der iranischen Außen-, Sicherheits- und Atompolitik geben. Bei allen Entscheidungen in diesen Bereichen hat der oberste Führer, Ajatollah Ali Chamenei, das letzte Wort. Der Präsident kann aber innerhalb eines ideologisch vorgegebenen Spielraumes Akzente setzen.
Mit seinem Wahlsieg kehrt der einstige Atom-Chefunterhändler Ruhani nach acht Jahren wieder auf die große politische Bühne zurück. Er war 2005 im Streit mit Ahmadinedschad zurückgetreten. Unter seiner Führung gab es zwar Differenzen mit der internationalen Staatengemeinschaft, aber keine lähmenden Sanktionen wie heute. Der Westen verdächtigt den islamischen Staat, unter dem Deckmantel der zivilen Forschung an Atomwaffen zu arbeiten. Teheran bestreitet das.
Israel betrachtet den Iran als größte Bedrohung seiner Existenz. Israelische Politiker drohten deshalb indirekt mit Angriffen auf Atomanlagen im Iran.
Ruhani galt unter den sechs konservativ ausgerichteten Kandidaten, die angetreten waren, als der einzige Moderate. Boykottaufrufe von Oppositionellen wurden weitgehend ignoriert. Die Menschen waren am Wahltag, am Freitag, in Scharen zu den Wahllokalen geströmt. Die Öffnungszeiten wurden um mehrere Stunden bis Mitternacht (Ortszeit) verlängert.
Zur langwierigen Stimmenauszählung hieß es, die Anhänger aller Kandidaten wollten das Prozedere genau überprüfen. Auch solle ein Debakel wie nach der Präsidentenwahl 2009, als Ahmadinedschad im Amt bestätigt wurde, verhindert werden. Damals war es nach Manipulationsvorwürfen zu massiven Protesten gekommen, die blutig niedergeschlagen wurden./str/fmb/DP/zb
AXC0046 2013-06-15/19:31