Die Indexgewinne am vergangenen Freitag waren für das Wochenplus an Wall Street entscheidend. Die US-Arbeitsmarktdaten für den Mai gaben hierbei den Ausschlag. Tagesbester war der Schweizer Markt (grüner Pfeil), der jedoch seine Führung als Jahresbester an den Dow Jones abgab (grüner Pfeil). Der klare Verlierer in allen drei Zeitspannen war das Silber (drei rote Pfeile). Auch wenn es hier noch ein Restrisiko von rund 10% gibt, kann man mit Käufen auf dem aktuellen Niveau beginnen. Auch Gold ist jetzt im oberen Kaufbereich, obwohl ein Unterschreiten der $1.300-Marke noch möglich ist. Texas-Öl (WTI) ist dagegen zu hoch bewertet, während Nordsee-Öl (Brent) meine negative Einschätzung zu Jahresbeginn bestätigt. Der Euro hat sich wieder erholt und weist noch etwas mehr Potential auf.
Volatilität wird die kommenden Wochen prägen. Die von mir erwartete Sommer-Pause ist bereits in einigen Fällen voll eingetreten. Beim DAX rechne ich weiterhin damit, dass die 8.000-Marke noch mehrmals getestet wird und beim Dow Jones das 15.000-Niveau. Im vierten Quartal kommt es dann allerdings wieder zu einer allgemeinen Börsenerholung mit neuen Höchstständen!
Im Mai lag die Zahl der neuen Arbeitsplätze mit 175.000 (blauer Pfeil) etwas (8.000) über den Erwartungen, was an Wall Street am vergangenen Freitag ein allgemeines Kaufinteresse auslöste und das bis dahin schwache Wochenresultat entscheidend verbesserte. Wenig beachtet wurde jedoch, dass die Zahl der neuen Arbeitsplätze für April um 16.000 reduziert wurde und somit doppelt so viel war, wie die positive Überraschung im Mai. Immer wieder ist festzustellen, dass nachträgliche Revidierungen weniger Beachtung finden als die neuesten Daten. Auch der leichte Anstieg bei der Arbeitslosenrate von 7,5% auf 7,6% machte Börsianer nicht nervös.
Um die Arbeitslosenrate noch in diesem Jahrzehnt auf 6,5% zu drücken, müssten pro Monat über 200.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden (grüne Linie). In meinem Blog vom 7. Mai mit der Überschrift "Liquiditätshausse" verdeutlicht dies ein Chartbild. US-Notenbankchef Ben Bernanke will seine Politik des leichten Geldes erst ändern, wenn die Arbeitslosenrate von 6,5% in Sicht ist. Daher werden die Leitzinsen in den USA noch lange relativ niedrig bleiben, zumal keine akute Inflationsgefahr besteht.
Der japanische Nikkei Index ist innerhalb von gut sechs Monaten - vom 13. November bis 22. Mai - um 80% gestiegen (grüner Pfeil) und war damit der erfolgreichste Börsenplatz in diesem Zeitraum. Technisch gesehen war der Nikkei jedoch damit vollkommen überkauft und eine Korrektur war somit überfällig. Dies ist inzwischen mehr als eingetreten. In nur 16 Börsentagen schrumpfte der Index bis zum 13. Juni um gut 20%, was sogar die Definition einer Baisse erfüllt. Das Chartbild zeigt die Entwicklung nur bis zum 7. Juni. Meine Warnung vor einem "Sommerloch" wurde damit voll bestätigt.
Auch an Wall Street gab es bereits eine Korrektur. Der zinssensible Dow Jones Utilities Index fiel seit Ende April bis zum 5. Juni um 11% (schwarzer Pfeil) Zuvor war es seit November zu einem Anstieg von 23% gekommen (grüner Pfeil). Volatilität wird diesen Index auch im weiteren Jahresverlauf prägen.
Dieses Schaubild ist kein abstraktes 'Kunstwerk' sondern stellt die Aktivität des von Computern gesteuerten Millisekunden-Handels (high frequency trading) dar. Zur Vergrößerung das Schaubild anklicken. Jeder Farbpunkt entspricht dabei einer Handelsausführung. Die Größe des Farbpunkts reflektiert die Zahl der gehandelten Aktien; je größer der Farbpunkt, um so mehr Aktien wurden gehandelt. Insgesamt wird in diesem 'Bild' nur eine Minute vom Tageshandel widergegeben. Der Computer dominiert offensichtlich den Tageshandel.
Spezifische Empfehlungen und weitere Einschätzungen gibt es auf meiner Hotline. Die derzeitige Woche wird beim DAX im Minus enden, während an Wall Street die Entscheidung darüber noch offen ist. Mein nächster Blog erscheint in der dritten Juni-Woche.
© 2013 Heiko Thieme