(NEU: Mit US-Anleihe-Tabelle)
Von Hans Bielefeld
Nach den deutlichen Worten von Fed-Chef Bernanke und dem anschließenden Kursrutsch haben sich die US-Börsen am Freitag gefangen. Für eine deutliche Erholung fehlte ihnen jedoch die Kraft. Erst nachdem der Dow-Jones-Index und der Nasdaq-Composite mehrfach zwischen der Verlust- und der Gewinnzone hin und her gependelt waren, zogen sie gegen Handelsende etwas an. Weiter steil bergab ging es dagegen am US-Anleihemarkt. Nach wie vor belastet von dem drohenden Ende der Anleihekäufe der Fed zog die Rendite der zehnjährigen Bonds weiter kräftig an.
Der Dow-Jones-Index gewann 0,3 Prozent auf 14.799 Punkte. Während der S&P-500 0,3 Prozent auf 1.592 Punkte zulegte, gab der Nasdaq-Composite belastet von einem Kursrutsch bei den Aktien von Oracle um 0,2 Prozent auf 3.357 Punkte nach. Das Umsatzvolumen stieg erneut deutlich auf 2,01 (Donnerstag: 1,07) Milliarden Aktien. Auf die 1.540 (170) Kursgewinner kamen 1.544 (2.976) -verlierer. 88 (33) Titel schlossen unverändert.
Für Aufmerksamkeit sorgten Äußerungen von James Bullard, dem Fed-Präsidenten aus St. Louis. Er hatte die jüngste Entscheidung der US-Notenbank nicht mitgetragen und kritisierte nun vor allem den Zeitpunkt der Veröffentlichung des Plans zur Reduzierung der Anleihekäufe. Für eine Veröffentlichung des Plans wären seiner Meinung nach deutlichere Signale für eine Belebung der US-Konjunktur notwendig gewesen.
Trotz der jüngsten Verluste an den US-Börsen empfehlen die Analysten von Goldman Sachs unverändert den Kauf von Aktien und den Verkauf von Anleihen. Sie gehen weiter davon aus, dass der S&P 500 Ende des Jahres 1.750 Punkte erreicht, was einem Plus von rund 10 Prozent entsprechen würde. Auch Fawad Razaqzada von GFT Markets rechnet mit steigenden Kursen. Wenn man unterstelle, dass Bernanke sich noch nicht endgültig festgelegt habe, sei durchaus noch die eine oder andere kurzlebige Rally drin. "Der Markt gibt Anlegern, die die Rally bislang verpasst haben, eine gute Einstiegsmöglichkeit", sagt Chief Investment Officer John Sawyer von BBVA Compass.
Dan Greenhaus von BTIG spricht dagegen von einer Korrekturbewegung, die den Markt noch um einige Prozent nach unten führen und die Aktienkurse während des Sommers seitwärts tendieren lassen könnte. Ausschlaggebend sei letztlich, ob die Anleger davon überzeugt seien, dass Aktien auf höheren Niveaus notieren sollten. Der Markt werde nicht allein von der US-Notenbank bestimmt und könne sich durchaus erholen, wie er es nach den fünf anderen Korrekturbewegungen seit den Tiefs aus dem Jahr 2009 schon getan habe.
Am US-Anleihemarkt setzte sich der Abwärtstrend mit kaum vermindertem Tempo fort. Nachdem die Rendite der Bonds mit einer Laufzeit von 10 Jahren in den vergangenen Tagen bereits rapide angezogen hatte, legte sie nun um 11 Basispunkte auf 2,53 Prozent zu. Insgesamt kletterte die Rendite damit in der gesamten Woche fast 0,4 Prozent und damit so stark wie seit März 2003 nicht mehr. "Der Markt ist momentan sehr sensibel. Jeglicher Impuls führt zu deutlichen Ausschlägen am Markt", sagte Jason Rogan, Geschäftsführer der US-Treasury-Abteilung bei Guggenheim Partners. Der Markt versuche nach wie vor die Aussagen von Bernanke zu verdauen.
Angesichts der negativen Entwicklung im verarbeitenden Gewerbe sind die Ölimporte in China im Mai um sechs Prozent gesunken. Davon belastet verbilligte sich der Ölpreis der Sorte WTI zum Settlement um 1,5 Prozent auf 93,69 Dollar. Der Preis für die Feinunze Gold erholte sich etwas und stieg zum Settlement um 0,5 Prozent auf 1.292 Dollar, nachdem er am Vortag unter die Marke von 1.300 Dollar gefallen war. Insgesamt hat der Preis für die Feinunze damit in dieser Woche fast 100 Dollar eingebüßt. Grund für die leichte Erholung am Freitag seien vor allem Schnäppchenjäger gewesen, die die relativ niedrigen Kurse zum Einstieg genutzt hätten, sagte Portfoliomanager Vedant Mimani von Atyant Capitals Global Opportunities Fund.
Belastet von der Erwartung auf steigende US-Zinsen hat sich die Dollar-Rally fortgesetzt. Nachdem der Euro im Handelsverlauf die Marke von 1,31 Dollar getestet hatte, kostete die Gemeinschaftswährung zuletzt 1,3126 Dollar. Mit dem sich abzeichnenden Ende der ultralockeren Geldpolitik der US-Notenbank rechnen die Analysten der Societe Generale mit einem weiteren Anstieg des Dollar gegenüber dem Euro. Die Gemeinschaftswährung könnte im Zuge dieser Entwicklung bis auf 1,26 Dollar fallen.
Am Aktienmarkt gerieten die Papiere von Oracle massiv unter Druck, nachdem der Softwarekonzern am Donnerstag nach Börsenschluss enttäuschende Quartalsumsätze gemeldet hatte, rutschten die Anteilsscheine mit 9,3 Prozent ins Minus. Facebook profitieren von der Hochstufung auf "Buy" durch die UBS und gewannen 2,6 Prozent.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut DJIA 14.799,40 0,28 41,08 S&P-500 1.592,43 0,27 4,24 Nasdaq-Comp. 3.357,25 -0,22 -7,39 Nasdaq-100 2.877,94 -0,43 -12,39 KUPON Fälligkeit Kurs Änderung Rendite Änderung 1/4% 2-year 99 25/32 dn 2/32 0,368% +4,1BP 1/2% 3-Year 99 12/32 dn 7/32 0,705% +8,1BP 1% 5-year 97 31/32 dn 17/32 1,421% +11,2BP 1 3/8% 7-Year 96 6/32 dn 24/32 1,962% +12,1BP 1 3/4% 10-year 93 6/32 dn 30/32 2,531% +11,2BP 2 7/8% 30-year 87 2/32 dn 1 5/23 3,582% +7,0BP DEVISEN zuletzt '+/- % Fr,7.53 Uhr Do, 17.38 Uhr EUR/USD 1,3126 -0,86% 1,3240 1,3190 EUR/JPY 128,2607 -0,83% 129,3352 129,4343 EUR/CHF 1,2260 -0,07% 1,2268 1,2277 USD/JPY 97,7100 0,03% 97,6840 98,1100 GBP/USD 1,5428 -0,44% 1,5495 1,5448 ===
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June 21, 2013 16:41 ET (20:41 GMT)
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