Karlsruhe (ots) - Angela Merkel hat leider keine Zeit, an den Feierlichkeiten Kroatiens zum EU-Beitritt teilzunehmen. Ausgerechnet Deutschland, das sich 1991 für die Unabhängigkeit der einstigen jugoslawischen Teilrepublik so stark gemacht hat, verdirbt den Kroaten das Europa-Fest. Deutschland wühlt just jetzt auch noch Kroatiens ungeliebte jugoslawische Vergangenheit auf. Denn der eigentliche Grund für Merkels Absage sei, mutmaßen Politiker und Medien, die Weigerung der Zagreber Regierung, einen gewissen Josip Perkovic auszuliefern. Der war in der Ära Tito Kroatien-Chef des berüchtigten kommunistischen Geheimdienstes UDBA, dessen Agenten im Westen lebende Regimegegner jagten und ermordeten. Nach dem Untergang Jugoslawiens wurde Perkovic von Präsident Franjo Tudjman mit dem Aufbau des Geheimdienstes der nunmehr unabhängigen Republik betraut. Der heute 68-Jährige Pensionist dürfte also mächtige Beschützer haben, die seine Auslieferung verhindern. Überschattet werden die Beitrittsfeiern auch von Wirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit und Zukunftsangst. Die Regierung ist indes um Feststimmung bemüht, erntet aber heftige Kritik, weil sie trotz klammer Finanzen für das Spektakel am Sonntag und Montag eine zweistellige Euro-Millionensumme ausgibt. Die Hauptstadt Zagreb ist bereits in ein Fahnenmeer getaucht, um Mitternacht auf den 1. Juli wird im ganzen Land die Europahymne, Beethovens "Ode an die Freude", erklingen. Erwartet werden die gesamte Europa-Prominenz sowie ein Dutzend Staats- und Regierungschefs. Auch Serbiens Präsident Tomislav Nikolic und sein Premier Ivica Dacic nahmen die Einladung der kroatischen Führung an, die damit eine starke Versöhnungsgeste setzen will. Diese anzunehmen, kostet aber noch vielen Kroaten große Überwindung. Der einstige Kriegsgegner Serbien ist noch heute tief verhasst, weil dessen damaliges Regime mit Waffengewalt die Unabhängigkeit Kroatiens verhindern wollte. Mittlerweile folgt auch Serbien dem Nachbarland auf dem Weg nach Europa.
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