Verantwortlicher Redakteur: Markus Meister
Heute freuen wir uns über ein FN-Vorstandsinterview mit dem CEO der Nordex SE (WKN A0D655, ISIN DE000A0D6554, Aktien-Kürzel NDX1), Herrn Dr. Jürgen Zeschky, auf FinanzNachrichten.de. Die Nordex SE mit Verwaltungssitz in Hamburg-Langenhorn und Stammsitz in Rostock ist ein Anbieter von Windenergieanlagen. Weitere Produktionsstandorte gibt es in China und den USA, Zweig- und Tochterniederlassungen befinden sich in insgesamt 19 Ländern. Zum Stichtag 1. Juni 2013 waren nach eigenen Angaben weltweit 5.519 Anlagen von Nordex mit einer Gesamtleistung von 9,078,25 MW installiert. Aktuell arbeiten rund 2.500 Mitarbeiter für das umsatzstärkste Unternehmen im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern.
Bei einem Umsatz von 1,08 Mrd. Euro erzielte Nordex im Geschäftsjahr 2012 noch einen erheblichen Jahresverlust von 94,4 Mio. Euro (-1,28 Euro pro Aktie). Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und ohne Einmalaufwendungen war 2012 mit 14,0 Mio. Euro (Vorjahr: -7,6 Mio.) immerhin positiv. Zuletzt beschränkten sich die Pressemitteilungen auf einige Grossaufträge, unter anderem aus Südafrika, Finnland und Uruguay. Des Weiteren hat sich die Firma entschieden, die Produktionsstätte in den USA zu schliessen und zukünftig nur mehr in Deutschland zu produzieren.
In der Übersicht der aktuellen Kursziele der Analysten kann man einige Auf- und Abstufungen in den letzten Wochen nachlesen. Die Kursziele der meisten Experten liegen etwa auf dem derzeitigen Kursniveau. Der Chart der Nordex SE verzeichnete seit dem Jahresende 2012 einen beeindruckenden Kursanstieg um über +150 % von unter 2,60 Euro im November 2012 auf zeitweise über 6,60 Euro. Der Aktienkurs hat seitdem mit dem Gesamtmarkt deutlich an Boden verloren, der Aufwärtstrend scheint jedoch trotz der deutlichen Korrektur auf aktuell rund 5,40 Euro weiterhin intakt. Ob das vielleicht eine interessante Einstiegsmöglichkeit bietet, wollten wir herausfinden. Deshalb haben das im TecDAX notierte Unternehmen etwas näher angeschaut und dem Vorstandsvorsitzenden, Dr. Jürgen Zeschky, einige Fragen zur aktuellen Geschäftsentwicklung gestellt.
FinanzNachrichten.de
Sehr geehrter Herr Dr. Zeschky, die Nordex SE baut Windräder und ist eines der grössten und bekanntesten Unternehmen im Bereich Windenergie in Deutschland. Können Sie uns Ihr global tätiges Unternehmen mit eigenen Worten etwas genauer beschreiben?
JÜRGEN ZESCHKY:
Zu den ganz Grossen wie Siemens und GE zählen wir natürlich nicht. Aber das heisst ja erst mal nichts, denn der Mittelstand hat spezifische Vorteile für seine Kunden. Das kann die Kreativität, Reaktionsgeschwindigkeit oder einfach die Offenheit für individuelle technische Lösungen sein. Hier hat sich Nordex einen guten Namen gemacht. Zudem sind wir zwar global tätig, aber immer mit einem klaren Fokus auf die Märkte, in denen wir uns zutrauen, einen relevant hohen Marktanteil erzielen zu können und damit auch Geld zu verdienen. So sind wir seit langem in Europa aktiv und kennen die Märkte hier exzellent. Auch das hat für unsere Kunden viele Vorteile, denn unser Geschäft ist komplex, verlangt also Erfahrung. Eine Konsequenz hieraus ist, dass wir jetzt vermehrt schlüsselfertige Projekte liefern und die gesammelte Erfahrung so quasi als Leistung an unsere Kunden verkaufen.
FN:
Obwohl China der grösste Markt für Windräder ist, wurde die Rotorblattfertigung dort kürzlich geschlossen und auch im US-Werk war die Auslastung zuletzt recht gering. Ist der Konkurrenzdruck in den beiden grössten Volkswirtschaften so hoch oder woran liegt die schwächere Entwicklung in den beiden Ländern?
JÜRGEN ZESCHKY:
Der Wettbewerb mit den heimischen Anbietern in China ist sehr stark. Zudem sind die Preise in der Volksrepublik unter Druck. Kunden sind hier nicht bereit sind in die Lebensdauer der Systeme zu investieren. Da prallen zwei Philosophien aufeinander. Unsere Entscheidung ist deshalb ganz einfach: Ohne starken einheimischen Partner können wir in China nicht profitabel anbieten und werden unseren Vertrieb in Asien auf Märkte ausserhalb von China konzentrieren.
In den USA ist die Lage anders. Der Markt ist zeitweilig unter Druck, da der Strompreis durch neue Gasvorkommen niedrig ist. Aber es gibt Chancen, dass sich das Geschäft wieder belebt. In der momentanen Lage haben wir aber unsere Fühler nach Lateinamerika ausgestreckt und dort erste Aufträge an Land gezogen.
FN:
Andere Märkte scheinen dagegen im Kommen zu sein, Grossaufträge gab es zuletzt vor allem aus europäischen Ländern wie der Türkei, Irland oder Schweden, aber auch aus südamerikanischen Ländern sowie Pakistan. Was sind aktuell und Ihrer Meinung nach zukünftig die wichtigsten Märkte für Nordex?
JÜRGEN ZESCHKY:
Das stimmt, unser Geschäft in Europa und in Teilen von Afrika läuft derzeit sehr gut. Ursache hierfür ist der enorme Vertriebserfolg in Stammmärkten wie Deutschland und Grossbritannien oder Skandinavien. Hinzu kommen immer wieder neue Absatzregionen wie jetzt gerade Südafrika. Eine wichtige Grundlage sind natürlich immer die richtigen Produkte. So profitieren wir an schwächeren Windstandorten gerade von unserer neuen N117/2400, die dort deutlich mehr Energie aus dem Wind holt.
FN:
Mühlen auf hoher See stellt Nordex nicht mehr her - Sie konzentrieren sich auf Festland-Anlagen. Weshalb dieser Schritt? Gibt es da nicht mehr Konkurrenz z.B. aus China?
JÜRGEN ZESCHKY:
Die Entscheidung, aus dem Offshore-Markt auszusteigen, ist schon vor einer Weile getroffen worden und hatte rein kommerzielle Gründe. Technisch waren wir auf einem guten Weg. Die Frage war schlicht, wann wir die ersten kommerziellen Offshore-Projekte erwarten können und wie viel Ressourcen der Geschäftsbereich bindet. Damit meine ich finanzielle Mittel wie auch Entwicklungsingenieure. Wir waren und sind der Auffassung, dass dieses Geschäft für den Mittelstand zu viele Risiken birgt.
FN:
A propos China: Lange Zeit gab es im Bereich der Windenergie einen hohen Preisdruck. Anders als im Solarbereich scheinen sich die Anlagenpreise seit einiger Zeit zu stabilisieren, was sicher auch an der benötigten Qualität und Effizienz liegt. Wie geht die Entwicklung der globalen Windenergiebranche in den nächsten Jahren weiter?
JÜRGEN ZESCHKY:
Zum Glück stabilisiert sich das Preisniveau, wenn auch noch auf einem niedrigen Niveau. Diese Entwicklung wurde wesentlich durch die gestiegene Produktivität der neuen Anlagen ausgelöst. Ich bin zuversichtlich, dass wir mit neuen Turbinen Grünstrom bald zu Marktpreisen anbieten können und der wird zumindest perspektivisch eher wieder anziehen. Vor allem, wenn der Emissionshandel wieder in Fahrt kommt.
FN:
Neben dem Umsatz, der im Jahr 2012 immerhin um rund +17 % auf 1,075 Mrd. Euro und nun im ersten Quartal 2013 um ca. +31 % auf 259 Mio. Euro kletterte, legte auch der Auftragseingang zuletzt weiter stark zu. Wie gewinnt Nordex in einem Markt, der insgesamt doch eher stagniert, aktuell wieder Marktanteile hinzu?
JÜRGEN ZESCHKY:
Das Rezept heisst: Auf die richtigen Märkte setzen, überlegene Produkte entwickeln und Kunden durch gute Leistungen binden. So einfach und doch schwer – sonst würden es ja alle machen - ist das.
FN:
Auf Seiten des Gewinns hat es zuletzt noch eher mau ausgeschaut. In den Jahren 2011 und auch 2012 haben Abschreibungen und Sondereffekte aufs Ergebnis gedrückt, die zu einem Verlust pro Aktie von -0,67 Euro in 2011 und -1,28 Euro in 2012 geführt haben. Im ersten Quartal 2013 wurde der Verlust pro Anteil von 0,19 Euro im Vorjahr auf -0,01 Euro reduziert. Durch welche Massnahmen möchten Sie Ihr Ziel einer mittelfristigen EBIT-Marge von 5 % in den kommenden Jahren nachhaltig erreichen?
JÜRGEN ZESCHKY:
Der Verlust in 2012 war ja durch die Sonderaufwendungen hervorgerufen, da wir unsere Gesellschaften in China und den USA restrukturiert haben. Das operative Ergebnis war 2012 mit 14 Mio. Euro schon positiv. In Summe erwarten wir jetzt keine weiteren Verluste mehr aus diesen Regionen. Jenseits unserer Vertriebsstrategie, die Früchte trägt, arbeiten wir derzeit erfolgreich an der Senkung unserer Produktkosten und professionalisieren die Auftragsabwicklung, um insbesondere in der Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten keine Kostenüberschreitungen mehr zu erleben.
FN:
Selbst, wenn Nordex dieses Jahr den Sprung in die Gewinnzone schafft, so soll es mindestens bis 2015 keine Dividende geben. Das bedeutet also, dass Sie die Gewinne der kommenden Jahre komplett ins Unternehmen reinvestieren möchten?
JÜRGEN ZESCHKY:
Unsere Dividendenpolitik ist hier eindeutig: Der Überschuss wird zunächst für Zukunftsinvestitionen in das Geschäft verwendet. Die dann verbleibende Summe wird angemessen zu den mit der Ausschüttung verbundenen Verwaltungskosten für eine Dividende verwendet.
FN:
Der Aktienkurs der Nordex SE hat sich seit Ende 2012 mit zwischenzeitlich mehr als +100 % bereits äusserst positiv entwickelt. Ein Grund hierfür war sicherlich das erfreuliche Wachstum bei Umsatz und Aufträgen. Zwar dürfen Sie zur Aktienkursentwicklung keine Einschätzung abgeben, aber welche fundamentalen Faktoren könnten aus Ihrer Sicht zukünftig einen weiteren deutlichen Anstieg des Unternehmenswerts für die Aktionäre ermöglichen?
JÜRGEN ZESCHKY:
Nein, eine Kursprognose kann ich nicht geben. Die Kombination von Fokus im Vertrieb, Umsetzung weiterer operativer Verbesserungsmassnahmen und der Erfolg unserer Produkte im Markt bilden die Grundlage für unsere Rückkehr zu schwarzen Zahlen. Eine weitere Schärfung unseres Profils wird dies in den nächsten Jahren verstärken. Ausserdem sehen wir Wachstumschancen in vielen unserer Märkte. Mit guter Marktposition, erfolgreichen Produkten und effizienten Prozessen im Unternehmen sehen wir uns gut gerüstet für die Entwicklungen in der Windindustrie in den kommenden Jahren.
FN:
Für das Gesamtjahr 2013 erwarten Sie einen Umsatzzuwachs um +10 % bis +20 % auf 1,2 und 1,3 Mrd. Euro und eine positive EBIT-Marge von 2 % bis 3 %. Damit wäre der Turnaround eindrucksvoll gelungen. Gibt es denn auch für das Geschäftsjahr 2014 schon konkrete Umsatz- und Ergebnisziele?
JÜRGEN ZESCHKY:
Konkrete Erwartungen für das Jahr 2014 haben wir noch nicht veröffentlicht, dazu müssen wir noch klarer sehen können. Aber mittelfristig gehen wir von weiterem Wachstum für Nordex aus.
FN:
Herr Dr. Zeschky, wir bedanken uns herzlich für das interessante Interview!
Heute freuen wir uns über ein FN-Vorstandsinterview mit dem CEO der Nordex SE (WKN A0D655, ISIN DE000A0D6554, Aktien-Kürzel NDX1), Herrn Dr. Jürgen Zeschky, auf FinanzNachrichten.de. Die Nordex SE mit Verwaltungssitz in Hamburg-Langenhorn und Stammsitz in Rostock ist ein Anbieter von Windenergieanlagen. Weitere Produktionsstandorte gibt es in China und den USA, Zweig- und Tochterniederlassungen befinden sich in insgesamt 19 Ländern. Zum Stichtag 1. Juni 2013 waren nach eigenen Angaben weltweit 5.519 Anlagen von Nordex mit einer Gesamtleistung von 9,078,25 MW installiert. Aktuell arbeiten rund 2.500 Mitarbeiter für das umsatzstärkste Unternehmen im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern.
Bei einem Umsatz von 1,08 Mrd. Euro erzielte Nordex im Geschäftsjahr 2012 noch einen erheblichen Jahresverlust von 94,4 Mio. Euro (-1,28 Euro pro Aktie). Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und ohne Einmalaufwendungen war 2012 mit 14,0 Mio. Euro (Vorjahr: -7,6 Mio.) immerhin positiv. Zuletzt beschränkten sich die Pressemitteilungen auf einige Grossaufträge, unter anderem aus Südafrika, Finnland und Uruguay. Des Weiteren hat sich die Firma entschieden, die Produktionsstätte in den USA zu schliessen und zukünftig nur mehr in Deutschland zu produzieren.
In der Übersicht der aktuellen Kursziele der Analysten kann man einige Auf- und Abstufungen in den letzten Wochen nachlesen. Die Kursziele der meisten Experten liegen etwa auf dem derzeitigen Kursniveau. Der Chart der Nordex SE verzeichnete seit dem Jahresende 2012 einen beeindruckenden Kursanstieg um über +150 % von unter 2,60 Euro im November 2012 auf zeitweise über 6,60 Euro. Der Aktienkurs hat seitdem mit dem Gesamtmarkt deutlich an Boden verloren, der Aufwärtstrend scheint jedoch trotz der deutlichen Korrektur auf aktuell rund 5,40 Euro weiterhin intakt. Ob das vielleicht eine interessante Einstiegsmöglichkeit bietet, wollten wir herausfinden. Deshalb haben das im TecDAX notierte Unternehmen etwas näher angeschaut und dem Vorstandsvorsitzenden, Dr. Jürgen Zeschky, einige Fragen zur aktuellen Geschäftsentwicklung gestellt.
FinanzNachrichten.de
Sehr geehrter Herr Dr. Zeschky, die Nordex SE baut Windräder und ist eines der grössten und bekanntesten Unternehmen im Bereich Windenergie in Deutschland. Können Sie uns Ihr global tätiges Unternehmen mit eigenen Worten etwas genauer beschreiben?
JÜRGEN ZESCHKY:
Zu den ganz Grossen wie Siemens und GE zählen wir natürlich nicht. Aber das heisst ja erst mal nichts, denn der Mittelstand hat spezifische Vorteile für seine Kunden. Das kann die Kreativität, Reaktionsgeschwindigkeit oder einfach die Offenheit für individuelle technische Lösungen sein. Hier hat sich Nordex einen guten Namen gemacht. Zudem sind wir zwar global tätig, aber immer mit einem klaren Fokus auf die Märkte, in denen wir uns zutrauen, einen relevant hohen Marktanteil erzielen zu können und damit auch Geld zu verdienen. So sind wir seit langem in Europa aktiv und kennen die Märkte hier exzellent. Auch das hat für unsere Kunden viele Vorteile, denn unser Geschäft ist komplex, verlangt also Erfahrung. Eine Konsequenz hieraus ist, dass wir jetzt vermehrt schlüsselfertige Projekte liefern und die gesammelte Erfahrung so quasi als Leistung an unsere Kunden verkaufen.
FN:
Obwohl China der grösste Markt für Windräder ist, wurde die Rotorblattfertigung dort kürzlich geschlossen und auch im US-Werk war die Auslastung zuletzt recht gering. Ist der Konkurrenzdruck in den beiden grössten Volkswirtschaften so hoch oder woran liegt die schwächere Entwicklung in den beiden Ländern?
JÜRGEN ZESCHKY:
Der Wettbewerb mit den heimischen Anbietern in China ist sehr stark. Zudem sind die Preise in der Volksrepublik unter Druck. Kunden sind hier nicht bereit sind in die Lebensdauer der Systeme zu investieren. Da prallen zwei Philosophien aufeinander. Unsere Entscheidung ist deshalb ganz einfach: Ohne starken einheimischen Partner können wir in China nicht profitabel anbieten und werden unseren Vertrieb in Asien auf Märkte ausserhalb von China konzentrieren.
In den USA ist die Lage anders. Der Markt ist zeitweilig unter Druck, da der Strompreis durch neue Gasvorkommen niedrig ist. Aber es gibt Chancen, dass sich das Geschäft wieder belebt. In der momentanen Lage haben wir aber unsere Fühler nach Lateinamerika ausgestreckt und dort erste Aufträge an Land gezogen.
FN:
Andere Märkte scheinen dagegen im Kommen zu sein, Grossaufträge gab es zuletzt vor allem aus europäischen Ländern wie der Türkei, Irland oder Schweden, aber auch aus südamerikanischen Ländern sowie Pakistan. Was sind aktuell und Ihrer Meinung nach zukünftig die wichtigsten Märkte für Nordex?
JÜRGEN ZESCHKY:
Das stimmt, unser Geschäft in Europa und in Teilen von Afrika läuft derzeit sehr gut. Ursache hierfür ist der enorme Vertriebserfolg in Stammmärkten wie Deutschland und Grossbritannien oder Skandinavien. Hinzu kommen immer wieder neue Absatzregionen wie jetzt gerade Südafrika. Eine wichtige Grundlage sind natürlich immer die richtigen Produkte. So profitieren wir an schwächeren Windstandorten gerade von unserer neuen N117/2400, die dort deutlich mehr Energie aus dem Wind holt.
FN:
Mühlen auf hoher See stellt Nordex nicht mehr her - Sie konzentrieren sich auf Festland-Anlagen. Weshalb dieser Schritt? Gibt es da nicht mehr Konkurrenz z.B. aus China?
JÜRGEN ZESCHKY:
Die Entscheidung, aus dem Offshore-Markt auszusteigen, ist schon vor einer Weile getroffen worden und hatte rein kommerzielle Gründe. Technisch waren wir auf einem guten Weg. Die Frage war schlicht, wann wir die ersten kommerziellen Offshore-Projekte erwarten können und wie viel Ressourcen der Geschäftsbereich bindet. Damit meine ich finanzielle Mittel wie auch Entwicklungsingenieure. Wir waren und sind der Auffassung, dass dieses Geschäft für den Mittelstand zu viele Risiken birgt.
FN:
A propos China: Lange Zeit gab es im Bereich der Windenergie einen hohen Preisdruck. Anders als im Solarbereich scheinen sich die Anlagenpreise seit einiger Zeit zu stabilisieren, was sicher auch an der benötigten Qualität und Effizienz liegt. Wie geht die Entwicklung der globalen Windenergiebranche in den nächsten Jahren weiter?
JÜRGEN ZESCHKY:
Zum Glück stabilisiert sich das Preisniveau, wenn auch noch auf einem niedrigen Niveau. Diese Entwicklung wurde wesentlich durch die gestiegene Produktivität der neuen Anlagen ausgelöst. Ich bin zuversichtlich, dass wir mit neuen Turbinen Grünstrom bald zu Marktpreisen anbieten können und der wird zumindest perspektivisch eher wieder anziehen. Vor allem, wenn der Emissionshandel wieder in Fahrt kommt.
FN:
Neben dem Umsatz, der im Jahr 2012 immerhin um rund +17 % auf 1,075 Mrd. Euro und nun im ersten Quartal 2013 um ca. +31 % auf 259 Mio. Euro kletterte, legte auch der Auftragseingang zuletzt weiter stark zu. Wie gewinnt Nordex in einem Markt, der insgesamt doch eher stagniert, aktuell wieder Marktanteile hinzu?
JÜRGEN ZESCHKY:
Das Rezept heisst: Auf die richtigen Märkte setzen, überlegene Produkte entwickeln und Kunden durch gute Leistungen binden. So einfach und doch schwer – sonst würden es ja alle machen - ist das.
FN:
Auf Seiten des Gewinns hat es zuletzt noch eher mau ausgeschaut. In den Jahren 2011 und auch 2012 haben Abschreibungen und Sondereffekte aufs Ergebnis gedrückt, die zu einem Verlust pro Aktie von -0,67 Euro in 2011 und -1,28 Euro in 2012 geführt haben. Im ersten Quartal 2013 wurde der Verlust pro Anteil von 0,19 Euro im Vorjahr auf -0,01 Euro reduziert. Durch welche Massnahmen möchten Sie Ihr Ziel einer mittelfristigen EBIT-Marge von 5 % in den kommenden Jahren nachhaltig erreichen?
JÜRGEN ZESCHKY:
Der Verlust in 2012 war ja durch die Sonderaufwendungen hervorgerufen, da wir unsere Gesellschaften in China und den USA restrukturiert haben. Das operative Ergebnis war 2012 mit 14 Mio. Euro schon positiv. In Summe erwarten wir jetzt keine weiteren Verluste mehr aus diesen Regionen. Jenseits unserer Vertriebsstrategie, die Früchte trägt, arbeiten wir derzeit erfolgreich an der Senkung unserer Produktkosten und professionalisieren die Auftragsabwicklung, um insbesondere in der Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten keine Kostenüberschreitungen mehr zu erleben.
FN:
Selbst, wenn Nordex dieses Jahr den Sprung in die Gewinnzone schafft, so soll es mindestens bis 2015 keine Dividende geben. Das bedeutet also, dass Sie die Gewinne der kommenden Jahre komplett ins Unternehmen reinvestieren möchten?
JÜRGEN ZESCHKY:
Unsere Dividendenpolitik ist hier eindeutig: Der Überschuss wird zunächst für Zukunftsinvestitionen in das Geschäft verwendet. Die dann verbleibende Summe wird angemessen zu den mit der Ausschüttung verbundenen Verwaltungskosten für eine Dividende verwendet.
FN:
Der Aktienkurs der Nordex SE hat sich seit Ende 2012 mit zwischenzeitlich mehr als +100 % bereits äusserst positiv entwickelt. Ein Grund hierfür war sicherlich das erfreuliche Wachstum bei Umsatz und Aufträgen. Zwar dürfen Sie zur Aktienkursentwicklung keine Einschätzung abgeben, aber welche fundamentalen Faktoren könnten aus Ihrer Sicht zukünftig einen weiteren deutlichen Anstieg des Unternehmenswerts für die Aktionäre ermöglichen?
JÜRGEN ZESCHKY:
Nein, eine Kursprognose kann ich nicht geben. Die Kombination von Fokus im Vertrieb, Umsetzung weiterer operativer Verbesserungsmassnahmen und der Erfolg unserer Produkte im Markt bilden die Grundlage für unsere Rückkehr zu schwarzen Zahlen. Eine weitere Schärfung unseres Profils wird dies in den nächsten Jahren verstärken. Ausserdem sehen wir Wachstumschancen in vielen unserer Märkte. Mit guter Marktposition, erfolgreichen Produkten und effizienten Prozessen im Unternehmen sehen wir uns gut gerüstet für die Entwicklungen in der Windindustrie in den kommenden Jahren.
FN:
Für das Gesamtjahr 2013 erwarten Sie einen Umsatzzuwachs um +10 % bis +20 % auf 1,2 und 1,3 Mrd. Euro und eine positive EBIT-Marge von 2 % bis 3 %. Damit wäre der Turnaround eindrucksvoll gelungen. Gibt es denn auch für das Geschäftsjahr 2014 schon konkrete Umsatz- und Ergebnisziele?
JÜRGEN ZESCHKY:
Konkrete Erwartungen für das Jahr 2014 haben wir noch nicht veröffentlicht, dazu müssen wir noch klarer sehen können. Aber mittelfristig gehen wir von weiterem Wachstum für Nordex aus.
FN:
Herr Dr. Zeschky, wir bedanken uns herzlich für das interessante Interview!
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