Regensburg (ots) - Die SPD schwächelt acht Wochen vor der Landtagswahl. Wie sie das Ruder herumreißen will, ist unklar.
Er kämpft. Das muss man dem SPD-Spitzenkandidaten Christian Ude attestieren. Für den Wahlkampfendspurt hat er sich einen Bierzeltmarathon quer durch alle Regierungsbezirke auferlegt, um das schädliche Image des Großstadt-OBs abzustreifen. Bei seinen Auftritten fließt der Schweiß. Doch trotz aller Aktivitäten ist zu spüren, dass Ude und seiner Partei in diesen Tagen die Siegeszuversicht verloren geht - mag das in offiziellen Statements auch trotzig dementiert werden. Selbst im inneren Kreis der Partei wachsen Zweifel, dass Ude jenseits der bayerischen Ballungszen-tren punkten kann. Deutlich wird zudem der These widersprochen, dass die SPD ohne Ude noch schlechter dastünde als im Moment. Acht Wochen vor der Landtagswahl stecken die Genossen in Umfragen bei 18 Prozent fest, damit knapp unter dem Ergebnis der Landtagswahl 2008. Das eigentliche Problem ist nicht dieser Zwischenstand, sondern die fehlende Gegenstrategie. Es ist nicht in Sicht, wie Ude das Ruder herumreißen will. Zwar verweist er zu Recht auf das große Heer der 40 Prozent Unentschlossenen unter den Wählern. Aber auch sie müssen erst einmal erobert werden. Verharrt die SPD in der Flaute, sind Träume von einem Regierungsbündnis mit Grünen und Freien Wählern absurd. Selbst wenn Freie Wähler-Chef Hubert Aiwanger diese Konstellation im Fall der Fälle überhaupt bevorzugt, reicht es unter diesen Voraussetzungen mit hoher Sicherheit nicht zu einem Machtwechsel. In dieser vertrackten Situation wird der Kandidat dünnhäutig. Ude, der als Münchner OB und Städtetagspräsident (fast) immer alles im Griff hatte, verliert seine Souveränität. Vor Beginn seines zweimonatigen Wahlkampfurlaubs klagte er, dass Ministerpräsident Horst Seehofer seit zwei Jahren die Chance nutze, im Zuge von Dienstgeschäften um Wählerstimmen zu werben. Einmal davon abgesehen, dass Seehofer seit fünf Jahren den Wahltag 2013 fest im Blick hat: Der Amtsbonus ist in der Politik eine Tatsache, darüber zu jammern ist weinerlich. Ude hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten bei den Kommunalwahlen in München selbst klaglos von diesem Bonus profitiert. Und es sei ihm und Seehofer zugute gehalten hat, dass sicher nicht jede Amtshandlung einem künftigen Wahlerfolg geschuldet ist. Die Nervosität Udes lässt sich auch an der Verbissenheit festmachen, mit der er beim Parteitag am Samstag den neuen Bayerntrend des BR zerfieselte. Seehofer liegt dort im direkten Vergleich in vielen Kategorien teils weit vorne - von der Wirtschaftsstärke bis zur bayerischen Note. Ude kaprizierte sich nun klein-klein ausgerechnet darauf, dass er in der Kategorie "Popularität" zwei Zehntel besser dasteht, statt mit seinen eigentlichen Pfunden zu wuchern: der bescheinigten Kompetenz in sozialen Fragen und der größeren Glaubwürdigkeit. Am Tief der SPD sollen jetzt nach Lesart der Partei die Medien mitschuldig sein. Ude liefert sich öffentlich immer wieder Scharmützel mit Zeitungen, die ihn hart zur Brust nehmen. Von "medialer Diffamierung" sprach jetzt gar sein Wissenschaftsminister in spe, Julian Nida-Rümelin. Dabei wird Ude schlicht und einfach die kritische Aufmerksamkeit zuteil, die ein landesweiter Spitzenkandidat hinzunehmen hat. Seehofer geht es um keinen Deut anders. Auch von ihm ist - wenn auch nur ab und an - Murren zu hören. Ude startet unter schlechten Vorzeichen in den Wahlkampfendspurt. Vielleicht aber überzeugt die Bürger ja sein großer Kampfgeist. Ein Ergebnis über den 18,6 Prozent von 2008 hätte die Volkspartei SPD verdient, die in den vergangenen fünf Jahren im Landtag in vielen Bereichen gute Arbeit abgeliefert hat - etwa im Untersuchungsausschuss zu den NSU-Morden in Bayern, der vom Oberpfälzer SPD-Abgeordneten Franz Schindler geleitet worden ist. Ude könnte es aber auch gehen wie dem sagenhaften Volkshelden Schmied von Kochel, vor dessen Denkmal die Führungsriege im Frühjahr am Rande einer Klausur posierte. Er kämpfte tapfer, doch er fiel - seine Widersacher setzten später einen Teil seiner Ideen um.
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Er kämpft. Das muss man dem SPD-Spitzenkandidaten Christian Ude attestieren. Für den Wahlkampfendspurt hat er sich einen Bierzeltmarathon quer durch alle Regierungsbezirke auferlegt, um das schädliche Image des Großstadt-OBs abzustreifen. Bei seinen Auftritten fließt der Schweiß. Doch trotz aller Aktivitäten ist zu spüren, dass Ude und seiner Partei in diesen Tagen die Siegeszuversicht verloren geht - mag das in offiziellen Statements auch trotzig dementiert werden. Selbst im inneren Kreis der Partei wachsen Zweifel, dass Ude jenseits der bayerischen Ballungszen-tren punkten kann. Deutlich wird zudem der These widersprochen, dass die SPD ohne Ude noch schlechter dastünde als im Moment. Acht Wochen vor der Landtagswahl stecken die Genossen in Umfragen bei 18 Prozent fest, damit knapp unter dem Ergebnis der Landtagswahl 2008. Das eigentliche Problem ist nicht dieser Zwischenstand, sondern die fehlende Gegenstrategie. Es ist nicht in Sicht, wie Ude das Ruder herumreißen will. Zwar verweist er zu Recht auf das große Heer der 40 Prozent Unentschlossenen unter den Wählern. Aber auch sie müssen erst einmal erobert werden. Verharrt die SPD in der Flaute, sind Träume von einem Regierungsbündnis mit Grünen und Freien Wählern absurd. Selbst wenn Freie Wähler-Chef Hubert Aiwanger diese Konstellation im Fall der Fälle überhaupt bevorzugt, reicht es unter diesen Voraussetzungen mit hoher Sicherheit nicht zu einem Machtwechsel. In dieser vertrackten Situation wird der Kandidat dünnhäutig. Ude, der als Münchner OB und Städtetagspräsident (fast) immer alles im Griff hatte, verliert seine Souveränität. Vor Beginn seines zweimonatigen Wahlkampfurlaubs klagte er, dass Ministerpräsident Horst Seehofer seit zwei Jahren die Chance nutze, im Zuge von Dienstgeschäften um Wählerstimmen zu werben. Einmal davon abgesehen, dass Seehofer seit fünf Jahren den Wahltag 2013 fest im Blick hat: Der Amtsbonus ist in der Politik eine Tatsache, darüber zu jammern ist weinerlich. Ude hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten bei den Kommunalwahlen in München selbst klaglos von diesem Bonus profitiert. Und es sei ihm und Seehofer zugute gehalten hat, dass sicher nicht jede Amtshandlung einem künftigen Wahlerfolg geschuldet ist. Die Nervosität Udes lässt sich auch an der Verbissenheit festmachen, mit der er beim Parteitag am Samstag den neuen Bayerntrend des BR zerfieselte. Seehofer liegt dort im direkten Vergleich in vielen Kategorien teils weit vorne - von der Wirtschaftsstärke bis zur bayerischen Note. Ude kaprizierte sich nun klein-klein ausgerechnet darauf, dass er in der Kategorie "Popularität" zwei Zehntel besser dasteht, statt mit seinen eigentlichen Pfunden zu wuchern: der bescheinigten Kompetenz in sozialen Fragen und der größeren Glaubwürdigkeit. Am Tief der SPD sollen jetzt nach Lesart der Partei die Medien mitschuldig sein. Ude liefert sich öffentlich immer wieder Scharmützel mit Zeitungen, die ihn hart zur Brust nehmen. Von "medialer Diffamierung" sprach jetzt gar sein Wissenschaftsminister in spe, Julian Nida-Rümelin. Dabei wird Ude schlicht und einfach die kritische Aufmerksamkeit zuteil, die ein landesweiter Spitzenkandidat hinzunehmen hat. Seehofer geht es um keinen Deut anders. Auch von ihm ist - wenn auch nur ab und an - Murren zu hören. Ude startet unter schlechten Vorzeichen in den Wahlkampfendspurt. Vielleicht aber überzeugt die Bürger ja sein großer Kampfgeist. Ein Ergebnis über den 18,6 Prozent von 2008 hätte die Volkspartei SPD verdient, die in den vergangenen fünf Jahren im Landtag in vielen Bereichen gute Arbeit abgeliefert hat - etwa im Untersuchungsausschuss zu den NSU-Morden in Bayern, der vom Oberpfälzer SPD-Abgeordneten Franz Schindler geleitet worden ist. Ude könnte es aber auch gehen wie dem sagenhaften Volkshelden Schmied von Kochel, vor dessen Denkmal die Führungsriege im Frühjahr am Rande einer Klausur posierte. Er kämpfte tapfer, doch er fiel - seine Widersacher setzten später einen Teil seiner Ideen um.
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