Der Chef der Gewerkschaft IG BCE (Industriegewerkschaft Baugewerbe, Chemie, Energie), Michael Vassiliadis, geht in einem Gastbeitrag für das "Handelsblatt" (Montagsausgabe) hart mit der Umsetzung der Energiewende ins Gericht. Vor allem bemängelt er die soziale Unausgewogenheit und die Gefährdung von Arbeitsplätzen.
"Breite Bevölkerungsschichten – vor allem Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, Rentnerinnen und Rentner und die sozial Schwächeren – haben kaum eine Chance, von den erneuerbaren Energien zu profitieren. Aber sie alle zahlen dafür kräftig und immer mehr", stellt Vassiliadis fest. Soziale Verwerfungen würden sichtbar. Die Beschäftigten in der Industrie würden von der Energiewende gleich mehrfach hart getroffen: "Als Steuerzahler, als Stromkunden und oft als Mieter. Sie tragen die volle Last der Energiewende – von den energiepolitischen Zusatzausgaben des Staates über die Strompreiserhöhungen bis hin zu den Investitionen in die energetische Gebäudesanierung. Obendrauf kommen Arbeitsplatzrisiken, die aus den hohen Energiekosten im Wettbewerb entstehen", schreibt der Gewerkschaftschef.
Zu den Gewinnern der Energiewende gehörten dagegen die einkommensstarken Schichten. "Wer in eine Solaranlage investieren konnte, der kassiert staatliche Subventionen und auf Jahre garantierte Renditen, wie sie mit kaum einer anderen Anlageform erzielt werden können."
Dass unter diesen Voraussetzungen die Akzeptanzwerte für diese Politik bröckelten, sei kein Zufall.