Karlsruhe (ots) - Die USA vermeiden es, von einem Staatsstreich in Ägypten zu sprechen. Die EU mahnt und warnt, tut sonst aber nichts. Nach der Entmachtung des ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi gibt es nur eine wichtige Regionalmacht, die laut und deutlich von einem Putsch der ägyptischen Generäle spricht und die Militärs am Nil scharf kritisiert. Dieses Land ist die Türkei. Ministerpräsident Erdogan hatte sich zuletzt durch seinen Umgang mit der Protestbewegung im eigenen Land selbst als autoritärer Politiker gezeigt. Wenn Erdogans Regierung jetzt fordert, in Ägypten müssten friedliche Demonstrationen von den Behörden toleriert werden, dann bleibt ein schlechter Nachgeschmack. Auch stehen hinter Erdogans Forderungen an die neuen Herrscher in Kairo eher die regionalpolitischen Interessen der Türkei als ein selbstloses Engagement für die Demokratie. Mursis Wahl war in Ankara auch als Erfolg des "türkischen Modells" verstanden worden: als Beweis dafür, dass islamisch-konser- vative Bewegungen durchaus mit der Demokratie kompatibel sein können. Mursis Sturz hat dem "türkischen Modell" als Vorbild für die Staaten des Arabischen Frühlings deshalb Schaden zugefügt. Doch Erdogans Eigeninteressen bedeuten nicht, dass seine Kritik am Umgang der internationalen Gemeinschaft mit den Ereignissen in Ägypten völlig falsch wäre. Er hat den Eindruck, dass der Westen nur dann die Grundsätze der Demokratie ignorieren, wenn es um Leute wie Mursi oder ihn selbst geht: islamisch-konservative Politiker. Man stelle sich die internationalen Reaktionen vor, wenn die Armee in Ägypten einen Präsidenten wie den pro-westlichen Politiker Mohammed El Baradei gestürzt hätte. Wo bitte seien denn plötzlich all die aufrechten Unterstützer der Demokratie geblieben, die während der türkischen Proteste im Juni gegen seine Regierung auf die Barrikaden gegangen seien, fragte Erdogan am Wochenende. Schon jetzt ist absehbar, dass sich viele Türken in ihrer Haltung bestärkt sehen werden, wonach die Haltung des Westen zur islamischen Welt vor allem von Scheinheiligkeit geprägt wird. Verdenken kann man es ihnen nicht.
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